Persönlich Martin Selmayr . . . ist der Bad Boy in Brüssel

Der Deutsche Martin Selmayr (46) gilt als einer der mächtigsten EU-Beamten. Er ist nicht nur der Kabinettschef von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, sondern auch dessen Vertrauter - der starke Mann hinter den Kulissen. Doch jetzt macht der 46-Jährige vor allem in einer Rolle von sich reden: Er wird als "Favorit" in der Frage gehandelt, wer die pikanten Details vom Verlauf eines Abendessens zwischen Juncker und der britischen Premierministerin Theresa May im kleinen Kreis an die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" ausplauderte. Das Leck löste sowohl in London als auch in anderen europäischen Städten Irritationen aus. So soll Juncker bei dem Brexit-Dinner seiner Gastgeberin unter anderem vorgeworfen haben, er verlasse die Downing Street "zehnmal skeptischer als zuvor". Öffentlich sprach Juncker hingegen von einem Treffen "in freundlicher Atmosphäre".

Es wäre nicht das erste Mal, dass Selmayr vertrauliche Informationen seines Chefs preisgegeben hätte. Vergangenes Jahr erzählte er der finnischen Zeitung "Helsingin Sanomat", Juncker habe einige seiner EU-Kommissare als "wandelnde Schlaftabletten" bezeichnet. Im Mai 2016 kommentierte er die Vorstellung eines G7-Gipfels mit dem damaligen US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump und dem heutigen britischen Außenminister Boris Johnson als "Horrorszenario".

Dennoch hat Juncker seiner rechten Hand viel zu verdanken. Selmayr führte die erfolgreiche Europawahl-Kampagne, die ihn 2014 als Spitzenkandidaten der konservativen Europäischen Volkspartei in die Chefetage der EU-Kommission hievte. Außerdem gilt der beredte und vielsprachige Jurist mit Doktortitel der Uni Passau als hochintelligentes Arbeitstier, gefürchtet von EU-Beamten und teils auch Kommissaren.

Juncker selbst bezeichnete die Indiskretionen als "schwerwiegenden Fehler" und dementierte, daran beteiligt gewesen zu sein.

(RP)
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