Berlin Kandidaten-Trio buhlt um Unentschlossene

Berlin · Beim "kleinen Duell" stellen sich drei Möchtegern-Kanzlermacher den Fernsehzuschauern vor.

Während die halbe Nation hitzig diskutierte, ob Kanzlerin Angela Merkel (CDU) oder ihr SPD-Herausforderer Peer Steinbrück im Fernseh-Duell die bessere Figur abgab, schimpfte FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle, die Sendung sei nur den Bedürfnissen der Medien geschuldet.

2002 hatte die FDP bis hinauf zum Bundesverfassungsgericht vergeblich versucht, sich in das Duell der Kanzlerkandidaten einzuklagen. In Deutschland werde der Kanzler nun mal im Bundestag gewählt und nicht vom Volk direkt, beharrt Brüderle. Er trauert den "Elefantenrunden" im Fernsehen nach. Trotzig verweist der Liberale auf die Kanzlermacher-Rolle, die den kleinen Parteien zufalle – sofern es nicht zur großen Koalition kommt.

FDP, Grüne oder Linke als Königsmacher – eine schöne These für den 60-minütigen Schlagabtausch gestern Abend zwischen Brüderle, Jürgen Trittin und Gregor Gysi. Die drei Polit-Profis haben sich im Bundestag und Talkshows schon etliche scharfe Wortgefechte geliefert.

Die schwindende Machtperspektive für Rot-Grün ist das große Problem von Grünen-Spitzenkandidat Trittin. Könnten sich die Grünen nicht auch von Merkel locken lassen – etwa durch das Angebot eines Energiewendeministeriums? Trittin will von Schwarz-Grün offiziell nichts wissen. Von den schlechten Umfragewerten lässt er sich nicht schrecken. Rot-Grün setzt auf die Millionen unentschiedener Wähler. Doch viele bei den Grünen spekulieren bereits darauf, dass die Partei zwar stärker wird – aber Opposition bleibt.

Für Gregor Gysi ist diese Rolle nicht neu. Der Spitzenkandidat der Linken versucht seit Wochen zwar alles, um die SPD noch für ein rot-rot-grünes Bündnis zu erwärmen. Die Sozialdemokraten schließen das aus. Gysi hat trotzdem gute Laune. Umfragen sagen der Linken bis zu zehn Prozent voraus, die Debatte um einen Militärschlag gegen Syrien könnte der Anti-Kriegspartei weiteren Zulauf bringen.

Millionen Wähler gelten noch als unentschlossen – Gysi, Trittin und Brüderle wollen sie überzeugen. Sollte es in der ARD nicht klappen, können sie es am Vorabend der Wahl noch einmal versuchen: Am 21. September trifft sich das Trio wieder – dann bei Stefan Raab auf ProSieben.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort