Muslimischer Bürgermeisterkandidat abgelehnt Waigel tritt für Dialog zwischen den Weltreligionen in der CSU ein

Seeon · Der Rückzug des muslimischen Bürgermeisterkandidaten Sener Sahin im Schwaben beschäftigt die CSU auch bei ihrer Klausurtagung in Seeon. CSU-Chef Söder und der Ehrenvorsitzende Waigel äußern Bedauern.

 Der Ehrenvorsitzende der CSU, Theo Waigel (Archivfoto von 2012).

Der Ehrenvorsitzende der CSU, Theo Waigel (Archivfoto von 2012).

Foto: Juri Reetz

CSU-Chef Markus Söder hat sein Bedauern über den Rückzug eines muslimischen Bürgermeisterkandidaten der CSU in Schwaben geäußert. Er kenne noch keine genauen Hintergründe und habe CSU-Generalsekretär Markus Blume gebeten, sich den Vorgang erläutern zu lassen, sagte der bayerische Ministerpräsident am Montag am Rande der Klausurtagung der CSU-Landesgruppe in Kloster Seeon. "Ich bedaure diese Entwicklung", sagte Söder jedoch.

In der Gemeinde Wallerstein im Landkreis Donau-Ries hatte der türkischstämmige Unternehmer Sener Sahin seine geplante Kandidatur um das Amt des Bürgermeisters für die CSU bei der Kommunalwahl wegen Vorbehalten der Parteibasis zurückgezogen. Dem Bayerischen Rundfunk sagte Sahin, es sei bei der Kritik an ihm nicht um die Qualifikation gegangen, sondern allein um den Einwand, "ein Moslem als Vertreter der Christlich Sozialen Union, das geht doch gar nicht". Sahin war dem Sender zufolge bisher nicht CSU-Mitglied, wollte aber im Fall seiner für Donnerstag geplanten Kür bei den Christsozialen eintreten.

Der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel, der auch aus Schwaben stammt, kritisierte seine Parteifreunde aus Wallerstein. "Ich halte es für grundfalsch, einen Kandidaten wegen seines Glaubens auszuschließen, wenn er sich zu unseren Werten bekennt", sagte Waigel der "Augsburger Allgemeinen".

"Gerade in einer Zeit, in der ein Dialog zwischen den Weltreligionen so dringend nötig ist, darf so etwas nicht passieren", sagte Waigel weiter. "Sogar bei den Oberammergauer Passionsspielen dürfen Muslime mitmachen, dann muss das doch in der CSU auch möglich sein."

Schwabens CSU-Bezirkschef Markus Ferber zeigte sich auch empört. "Sener Sahin ist ein cooler Kandidat, bestens integriert im Ort, als Unternehmer, im Sportverein - ein klassischer CSU-Kandidat eben", sagte Ferber der "Augsburger Allgemeinen".

Auch mit Blick auf das CSU-Grundsatzprogramm sei es falsch, einen Kandidaten wie Sahin abzulehnen. "Die CSU ist keine Partei von Katholiken und Protestanten, sondern eine werteorientierte Partei - und ein Moslem kann genauso unsere Werte teilen wie ein Christ", sagte Ferber.

(png/AFP)
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