Gott Und Die Welt Nach der Wahl: Wie sicher ist der Weckmann?

Jetzt gibt es schon im Oktober die sogenannten Weckmänner oder Stutenkerle. Zeit genug, über ihre Zukunft nachzudenken.

Als Ostereier immer erst nach Karfreitag und Spekulatius nur im Advent verdrückt wurden, gab es diese Kolumne noch nicht. Aber alles ist ja neuerdings anders, sogar mit den Weckmännern, die schon im Oktober zu haben sind und um die es jetzt auch dezidiert gehen soll: Mal angenommen, die Linken hätten die Wahl gewonnen mit einer sehr knappen absoluten Mehrheit. Käme der Weckmann dann ungeschoren davon? Wohl kaum. Weil nämlich hinter dem sogenannten Gebildgebäck ein ehrwürdiger Kirchenmann steht: Bischof Nikolaus von Myra.

Eine derartige religiöse Aufladung schon am Frühstücksgebäck wäre für Sozis natürlich inakzeptabel. Umtaufen ist aber sinnlos, denn mit Weckmann oder Stutenkerl hat sich der Adventsschmaus sprachlich ohnehin schon säkularisiert. Es bliebe also nichts anderes übrig, als den mehr oder weniger kunstvoll geformten Hefeteig freudlos zu verbieten. Da aber daraufhin alle Hersteller der putzigen Tonpfeifen Konkurs anmelden müssten und die Produzenten von Rosinen arg in Schwierigkeit gerieten, käme es in Folge einer neuen Massenarbeitslosigkeit zum Volksaufstand und damit zum Ende der roten Staatsführung. Unsere Bundestagswahl ist ja einigermaßen anders ausgegangen. Mit welchen Folgen, wissen wir zwar immer noch nicht, doch dürfte es sicher sein, dass der Weckmann wenigstens die kommende Legislaturperiode überleben wird.

Bis auf ein paar Reformen natürlich. So fordern die Liberalen, dass Weckmänner auf jedem Buffet eines deutschen Hotels angeboten werden müssen. Allerdings bleibt dieser Impuls unerhört, da niemand zur Pressekonferenz kommt. Die Grünen suchen nach einer weiblichen Entsprechung des Stutenkerls, scheitern aber an der korrekten Verteilung der Rosinen. Die SPD möchte eine Weckmann-Steuer erheben, kann sich aber nicht darin einigen, ob Hartz IV-Empfänger, alleinerziehende Mütter zwischen 25 und 27 sowie Spätaussiedler davon in einer gestaffelten Frist befreit werden sollen. Merkel schweigt, wird aber in einer kleinen Bäckerei von Berlin-Lichtenberg beim Verzehr eines belegten Weckmanns (mit Holländer Käse, vollfett) gesehen. Einzig die CSU geht das Thema gesundheitlich und grundsätzlich an — mit zwei Forderungen: Weg mit den Tonpfeifen in allen öffentlichen Räumen sowie Rückverwandlung des Rauchgeräts in den ursächlichen Bischofsstab. Dazu grummeln dann erneut Deutschlands ehrwürdige Pfeifen-Hersteller. Die Folgen dieses Protests bedenkend, wird man sich entscheiden, doch lieber alles beim Alten zu belassen.

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(RP)
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