FDP-Parteitag Die politische Wiedergeburt des Philipp Rösler

Berlin · Mit einer knappen Kopfbewegung deutet Philipp Rösler seinem Präsidium an, sich jetzt wieder zu setzen. Drei Minuten Applaus nach seiner Rede reichen. Denn der FDP-Chef braucht an diesem Samstag keinen Klatschrekord, um zu demonstrieren, dass er wieder da ist.

Rösler feiert 40. Geburtstag
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Auf dem Bundesparteitag im Berliner "Estrel"-Hotel zeigt sich auch so, dass er als Parteivorsitzender zwei Jahre nach seiner Wahl in Rostock und nach vielen Rückschlägen der letzten Monate wieder unumstritten an der Spitze der FDP steht - und zumindest bis zur Bundestagswahl bleiben dürfte.

Und so ruckelt der 40-Jährige genau um 17.10 Uhr noch einmal kurz an der Krawatte, bevor das Ergebnis der Wahl zum Parteivorsitzenden verkündet wird. In der ersten Reihe sitzend, von Fotografen und Kameraleuten umlagert, versucht es der Bundeswirtschaftsminister erst noch mit einer Poker-Miene.

Aber als das Ergebnis von 85,7 Prozent Ja-Stimmen verkündet werden, entgleiten Rösler dann doch die Gesichtszüge - in ein sehr breites Lächeln. Er springt auf, umarmt alle erreichbaren niedersächsischen Parteifreunde um ihn herum.

Mit wenigen Schritten springt er auf die Bühne, nimmt die Wahl an und lässt sich dann von seinem einstigen parteiinternen Rivalen, dem jetzigen FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle, und Alt-Außenminister Hans-Dietrich Genscher beglückwünschen. Dann setzt er sich auf der Bühne entspannt auf den Platz des alten - und neuen - Parteivorsitzenden. "Ich glaube, das wird ein gutes Wochenende. Ich habe ein gutes Gefühl", meint er nur kurz.

Ein wirkungsvoller Trick

Ein wenig wirkt dieser Parteitag für Rösler wie eine politische Wiedergeburt. Denn noch vor wenigen Wochen hatten nicht nur die meisten Liberalen, sondern auch fast alle Beobachter damit gerechnet, dass er sein Amt bald räumen muss.

Es gab manchmal "echte doofe Abende", räumt der FDP-Chef im Nachhinein ein - was eine milde Umschreibung der früheren Auseinandersetzungen in der Partei ist. Aber Rösler weiß, dass er spätestens seit der Niedersachsen-Wahl Ende Januar wieder Aufwind hat, als die Liberalen mit 9,9 Prozent überraschend gut abschnitten.

Das neue Selbstbewusstsein demonstriert Rösler bereits in der Rede. Vergessen sind in der Hotel-Halle plötzlich die häufigen Tritte in Fettnäpfchen oder die gehemmten Reden. Nun beginnt Rösler mit einem wirkungsvollen Trick - dem Tribut an den unbekannten Landwirt Hermann Grupe aus Holzminden.

Denn der FDP-Lokalpolitiker hatte 2011 sein Mandat im Kreistag verloren - war aber durch das überraschend gute Ergebnis bei der Landtagswahl auf Platz 14 in den niedersächsischen Landtag gerutscht. Röslers Botschaft an die Delegierten ist klar: Die Wende für die FDP war Niedersachsen, das war mein Sieg - und meine Legitimation, die Partei weiter führen zu dürfen.

Tagessieger Rösler

Zum Abschluss kopiert er einen einfachen Trick des früheren FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle - und schüttet Lob über Freund und Feind in der FDP aus. Ausgerechnet auf dem vorgezogenen Parteitag, der eigentlich Röslers politisches Ende bedeuten sollte, kann er mit großzügigen Gunstbeweisen zeigen, wer Herr im Haus ist.

Und der 40-Jährige macht an diesem Tag gleich noch die Erfahrung, wie Politik wirklich funktioniert: Läuft es schlecht, misslingt alles. Läuft es gut, klappt fast alles. Als der wiedergewählte Rösler nach der Wahl entspannt und mittlerweile ohne Jacket auf der Bühne sitzt, wird das Ergebnis für seinen vermeintliche künftigen Konkurrenten, den nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden Christian Lindner verkündet - nur 77,8 Prozent. Spätestens da heißt der Tagessieger Rösler.

(REU/csr)
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