Merkel reist zu Besuch bei Trump "Miteinander reden, statt übereinander reden"

Berlin/Washington · Vor ihrem Antrittsbesuch bei US-Präsident Donald Trump kündigte Angela Merkel an, die Bedeutung der gemeinsamen Handelsbeziehungen in den Mittelpunkt der Gespräche in Washington zu stellen. Die Bundeskanzlerin will dort zudem den Boden für eine künftige Zusammenarbeit bereiten.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel

Bundeskanzlerin Angela Merkel

Foto: rtr, MAL/

Die Liste der Gesprächsthemen ist lang, wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag erstmals den neuen US-Präsidenten Donald Trump trifft. Dabei geht es der Kanzlerin bei ihrem Antrittsbesuch im Weißen Haus aber in erster Linie darum, den früheren Unternehmer kennenzulernen. "Miteinander reden, statt übereinander reden - das wird mein Motto sein bei diesem Besuch, auf den ich mich ausdrücklich freue", sagte Merkel.

Die teils harsche Kritik, zu der sich Trump besonders aufgrund Merkels Flüchtlingspolitik veranlasst sah, will die Kanzlerin nicht mehr ansprechen. In der Politik mache es keinen Sinn, vergangene Äußerungen auf die "Waagschale" zu legen, hieß es dazu aus Regierungskreisen in Berlin. Da gelte eher die Devise "nach vorne schauen".

Trump und seine Mitarbeiter hatten in den vergangenen Monaten mit Äußerungen und Drohungen international Verwirrung und Besorgnis ausgelöst. Einerseits widersprachen sich der Präsident und wichtige Mitarbeiter etwa mit Aussagen zur Nato oder der künftigen US-Position zu Russland. Andererseits löste Trump die Befürchtung aus, die USA wirtschaftlich abzuschotten. Besonders aufs Korn nahm seine Regierung dabei die Exportnation Deutschland.

Merkel betonte wenige Stunden vor ihrem Abflug, dass in den USA und in Deutschland viele Arbeitsplätze von den gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen abhingen. "Das sollten wir in den Mittelpunkt stellen." Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft hätten ihr den Wunsch mitgegeben, den "guten Handel" und die "gute Kooperation" mit den USA fortzusetzen. Bei einem der Gespräche im Weißen Haus zum Thema duale Ausbildung werden die Chefs der deutschen Konzerne BMW, Siemens und Schaeffler mit am Tisch sitzen.

Der Wunsch nach enger Zusammenarbeit besteht bei Merkel angesichts weltpolitischer Brandherde wie in Syrien, Libyen oder der Ukraine auch beim internationalen Krisenmanagement. Mit Erleichterung hat die Bundesregierung daher wahrgenommen, dass die neue US-Regierung Unterstützung für die deutschen Bemühungen um einen Frieden in der Ostukraine im sogenannten Normandie-Format signalisierte, in dem Berlin gemeinsam mit Frankreich zwischen Russland und der Ukraine vermittelt.

Auch in der Debatte um höhere Verteidigungsausgaben der Nato-Länder wird es wohl keinen Streit geben. Trump dürfte von Merkel die erneute Zusage verlangen, dass Deutschland sich auf das Nato-Ziel zubewegt, Investitionen entsprechend zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Verteidigung zu stecken.

Für die Gespräche hat die SPD der Kanzlerlin "viel Erfolg" gewünscht. "Es wäre gut, wenn Frau Merkel den amerikanischen Präsidenten vom europäischen Weg aus Freiheit, Solidarität und Weltoffenheit überzeugen könnte", sagte SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann unserer Redaktion.

Davon würden auch die USA profitieren, erklärte Oppermann. Europa habe in 70 Jahren gezeigt, dass Frieden und wirtschaftlicher Erfolg vor allem miteinander erreichbar seien und nicht gegeneinander. "Der Bau von Mauern, die Androhung von Zollschranken oder Verbote der Einreise aus bestimmten Ländern passen dazu nicht", kritisierte der SPD-Politiker.

(maxk/AFP)
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