Bombenattrappe im Außenamt

Nach dem Fund von Paketbomben in Europa wird der Ruf nach einer europäischen Luftsicherheitsbehörde laut. Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, mahnte eindringlich ein Ende der "gefährlichen Flickschusterei" bei der Luftsicherheit an. Eine EU-Behörde könne am effektivsten neue, deutlich verschärfte Standards für Luftfracht überwachen, sagte Wendt. Die zweite große Gewerkschaft der deutschen Polizisten, die Gewerkschaft der Polizei, lehnte eine neue EU-Behörde dagegen ab.

Angestoßen wurde die neue Sicherheitsdebatte durch den Fund zweier Paketbomben aus dem Jemen, die mit Flugzeugen auf dem Weg in die USA waren. Eine wurde in Köln/Bonn umgeladen und in Großbritannien abgefangen, die andere wurde in Dubai entdeckt. Eine der beiden Bomben befand sich offenbar kurz vor der Explosion. Der Sprengsatz sei nur 17 Minuten vor seiner geplanten Explosion entschärft worden, sagte der französische Innenminister Brice Hortefeux. In Indien musste gestern ein Flugzeug der US-Linie Delta wegen verdächtiger Fracht notlanden.

Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, warf Innenminister Thomas de Maizière (CDU) vor, er wolle bei der Bundespolizei Stellen einsparen: "Der Verlust von 1000 Bundespolizisten gefährdet die innere Sicherheit." CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl forderte, die Bundespolizei solle die gesamte Zuständigkeit für die Sicherheitskontrolle im Luftverkehr erhalten.

In der Poststelle des Auswärtigen Amts in Berlin ging gestern eine Bombenattrappe ein. Das Paket war bei der Durchleuchtung in der Poststelle als verdächtig aufgefallen, wie ein Außenamts-Sprecher sagte. Sprengstoffexperten untersuchten die Paketsendung, in der sich aber weder eine Bombe noch Sprengstoff befanden. Allerdings enthielt das Paket mehrere Kabelverbindungen. Zu keiner Zeit sei Personal gefährdet gewesen, sagte der Sprecher. Am Dienstag war eine an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) adressierte Paketbombe im Kanzleramt eingegangen.

In Griechenland reißt derweil die Serie von Paketbombenfunden nicht ab. Gestern wurde ein weiterer Sprengsatz entdeckt, der an die französische Botschaft in Athen adressiert war. Der Sprengsatz wurde kontrolliert zur Explosion gebracht. Damit sind seit Montag 14 Bomben entdeckt worden.

Internet Fotos und Hintergründe unter www.rp-online.de/politik

(Rheinische Post)
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