Reaktionen auf den Tod Osama bin Ladens Bundesregierung: Erfolg für die "Kräfte des Friedens"

Jerusalem/London (RPO). Die Bundesregierung unter Führung von Kanzlerin Merkel begrüßt die Tötung Osama bin Ladens als Erfolg. Ebenso haben Israel, Großbritannien und Frankreich die Nachricht vom Tod des Al-Qaida-Chefs weitgehend positiv aufgemnommen. Nun machen Mahnungen zu erhöhter Wachsamkeit die Runde. Dschihad-Gruppen machen im Internet mobil.

Osama bin Laden: Der meistgesuchte Terrorist
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Mit der Tötung von Osama bin Ladens ist den USA Bundeskanzlerin Angela Merkel zufolge ein entscheidender Schlag gegen das Terrornetzwerk Al Qaida gelungen. "Besiegt ist der internationale Terrorismus damit noch nicht", warnte Merkel am Montagmorgen in einer Mitteilung jedoch. "Wir alle werden wachsam bleiben müssen."

"Die Botschaft, die von dem heutigen Tag ausgeht, lautet: Terrorakte bleiben nicht ungesühnt", sagte Merkel in Berlin. Dies müsse "allen Gefolgsleuten des Terrorismus" klar werden. Der Tod Bin Ladens sei ein "großer Erfolg" im Kampf gegen den Terrorismus. "Auch wenn es lange dauert, so wird es auch in Zukunft weitere Erfolge geben", sagte Merkel. "Ich freue mich darüber, dass es gelungen ist, Bin Laden zu töten."

Die Bundesregierung hat die Tötung von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden als Erfolg für die "Kräfte des Friedens" begrüßt. "Mit der Kommandoaktion gegen Osama bin Laden und seiner Tötung ist dem US-Militär ein entscheidender Schlag gegen Al Qaida gelungen", erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) habe US-Präsident Barack Obama ihre "Erleichterung über diese Nachricht übermittelt".

Die Bundesregierung geht nach Seiberts Worten nicht davon aus, dass der internationale Terrorismus mit Bin Ladens Tod besiegt sei. "Wir alle werden wachsam bleiben müssen", erklärte Seibert. Allerdings hätten "die Kräfte des Friedens einen Erfolg errungen".

Bin Laden sei "verantwortlich für den Tod tausender unschuldiger Menschen", erklärte Seibert weiter. "Osama bin Laden gab vor, im Namen des Islam zu handeln, in Wirklichkeit jedoch verhöhnte er die Grundwerte seiner und aller anderen Religionen."

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat einen "besonnenen" Umgang mit den Anti-Terror-Gesetzen gefordert. Die Ministerin sei der Meinung, dass die momentane Sicherheitslage "nicht intrumentalisiert werden darf", sagte eine Sprecherin am Montag in Berlin. "Angst ist nie ein guter Ratgeber", fügte sie hinzu.

Israel zeigt sich erfreut über Todesnachricht

"Israel ist nach der Liquidierung bin Ladens in Freude mit dem amerikanischen Volk vereint", teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu am Montag mit. Netanjahu gratuliere US-Präsident Barack Obama zu "diesem Sieg der Gerechtigkeit, der Freiheit und der gemeinsamen Werte der demokratischen Länder, die Seite an Seite gegen den Terrorismus gekämpft haben", hieß es.

Auch Israels Präsident Schimon Peres erklärte, der Tod bin Ladens sei ein "großer Erfolg, nicht nur für die USA, sondern auch für die freie Welt". Nach Angaben des israelischen Außenministers Avigdor Lieberman wurde die israelische Botschaft in Washington eine halbe Stunde vor der offiziellen Ansprache Obamas über den Tod des Chefs des Terrornetzwerks informiert.

Großbritanniens Premierminister David Cameron erklärte, der Tod des Al-Qaida-Chefs bedeute eine "große Erleichterung für die Menschen überall auf der Welt". Es sei ein "großer Erfolg, dass er gefunden wurde und nicht mehr in der Lage ist, seinen Feldzug des globalen Terrorismus fortzusetzen", teilte Cameron mit.

Bin Laden sei für die "schlimmsten terroristischen Gräueltaten verantwortlich, die die Welt gesehen hat". Unter den tausenden Toten seien auch viele Briten gewesen. Er gratuliere Obama und den für die Aktion Verantwortlichen, fügte Cameron hinzu.

Westerwelle begrüßt "gute Nachricht"

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat die Tötung von El-Kaida-Chef Osama bin Laden als "gute Nachricht" begrüßt. Bin Laden sei "einer der brutalsten Terroristen der Welt" gewesen, erklärte Westerwelle in Berlin.

Der Gründer des Terrornetzwerks Al Qaida habe "das Leben von Tausenden unschuldigen Menschen auf dem Gewissen", hieß es in Westerwelles Erklärung weiter. "Dass diesem Terroristen sein blutiges Handwerk gelegt werden konnte, ist eine gute Nachricht für alle friedliebenden und freiheitlich denkenden Menschen in der Welt."

Der Fraktionschef der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament, Martin Schulze (SPD), sagte im Deutschlandfunk, Bin Ladens Tötung werde "in Terrorkreisen als Provokation empfunden". Es sei nun damit zu rechnen, dass Bin Ladens Anhänger "versuchen werden zurückzuschlagen." Das Terrornetzwerk Al Qaida könne wegen seiner dezentralen Struktur auch ohne Bin Laden funktionieren: "Die Rolle von Bin Laden war die einer Symbolfigur, und die Symbolfigur ist jetzt getötet."

Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz und ehemalige deutsche Botschafter in Washington, Wolfgang Ischinger, rechnet mit terroristischen Vergeltungsanschlägen vor allem gegen die USA und Pakistan. Er gehe davon aus, dass sich Al Qaida für den Tod ihres Gründers rächen werde, sagte Ischinger dem Deutschlandradio Kultur. Dies werde aber "eher nicht" in Deutschland geschehen, sondern anderswo auf der Welt - "dort, wo vielleicht amerikanische Streitkräfte verwundbar sein könnten".

Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), hat zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen: "Wir müssen jetzt damit rechnen, dass Al-Qaida beweisen will, dass die Tötung von Osama bin Laden nichts an ihrer Schlagkraft ändert", sagte Bosbach unserer Redaktion. Bosbach betonte: "Nach meiner Einschätzung hat sich durch die Nachricht der Tötung von Osama bin Laden die Gefährdungslage nicht grundlegend geändert, aber es gibt Grund für erhöhte Wachsamkeit."

Frankreich sieht in Tod Bin Ladens "großes Ereignis"

Das französische Präsidialamt sieht im Tod von Osama bin Laden ein "großes Ereignis im weltweiten Kampf gegen den Terrorismus". Frankreich würdige die Beharrlichkeit der USA, erklärte der Elyséepalast. Das Ende des Chefs von Al Qaida bedeute aber nicht auch das Ende des Terrornetzwerkes selbst.

Der Kampf müsse ohne Unterbrechung weitergeführt werden. Erst vergangene Woche waren bei einem Anschlag im marokkanischen Marrakesch 16 Menschen getötet worden, darunter acht Franzosen.

Auch Außenminister Alain Juppé warnte, dass die Gefahr von Anschlägen bestehen bleibe. "Der Kampf ist sicher noch nicht vorbei gegen die größte aller Feigheiten, den Angriff auf Unschuldige", sagte Juppé im Hörfunk. Den Tod Bin Ladens bezeichnete er als "Sieg aller Demokratien, die gegen diese schreckliche Geißel des Terrorismus kämpfen".

Der russische Staatschef Dmitri Medwedew zum Tod des Terrorpaten: "Vergeltung wird unweigerlich alle Terroristen treffen."

Die Tötung bin Ladens ist nach den Worten von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy ein "großer Erfolg" im Kampf gegen den Terrorismus. "Sein Tod macht die Welt sicherer und zeigt, dass solche Verbrechen nicht unbestraft bleiben", erklärten Barroso und Van Rompuy gemeinsam in Brüssel. Bin Laden sei ein "Krimineller" gewesen, der für "abscheuliche Terrorangriffe" mit tausenden unschuldigen Opfern verantwortlich sei.

Auch die ungarische EU-Ratspräsidentschaft hat die Tötung des Al-Qaida-Chefs Osama bin Laden als "gute Nachricht" bezeichnet, zugleich aber vor einer fortbestehenden Bedrohung durch den Terrorismus gewarnt. Die US-Regierung habe mit der Tötung Bin Ladens einen "bedeutenden Erfolg" erzielt, "aber das bedeutet nicht das Ende des Kampfes gegen den Terrorismus", sagte der ungarische Außenminister Janos Martonyi dem ungarischen Radiosender MR.

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat US-Präsident Barack Obama zur Tötung von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden durch ein US-Spezialkommando beglückwünscht. "Das ist ein bedeutender Erfolg für die Sicherheit der Nato-Verbündeten und aller Staaten, die sich unseren Bemühungen angeschlossen haben, die Geißel des weltweiten Terrorismus zu bekämpfen und die Welt zu einem sichereren Ort für alle zu machen", erklärte Rasmussen in Brüssel.

Der Antiterror-Koordinator der Europäischen Union, Gilles de Kerchove, sieht durch die Tötung Osama bin Ladens den Einfluss des El-Kaida-Chefs auf Extremisten noch nicht gebannt. "Der Tod von Osama bin Laden schwächt den Kern von El Kaida weiter", erklärte de Kerchove in Brüssel. Weitere Anstrengungen im Kampf gegen den Terrorismus seien jedoch nötig: "Die Bedeutung von Osama bin Laden als Symbol wird sehr wahrscheinlich verbündete Gruppen und Einzelpersonen für einige Zeit weiter inspirieren, also sollten wir aufmerksam bleiben."

Der Vatikan hofft, dass der Tod von Topterrorist Osama Bin Laden nicht weitere Hassausbrüche auslöst. Bin Laden trage schwerste Verantwortung für Spaltungen und Hass zwischen den Völkern, die den Tod zahlloser Menschen verursacht hätten, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi. Er habe die Religion für seine Zwecke instrumentalisiert. Dennoch sei der Tod eines Menschen für einen Christen niemals Grund zur Freude. Vielmehr gelte es, über die große Verantwortung eines jeden vor Gott und den Mitmenschen nachzudenken, so der Vatikansprecher.

Experte: Einsatz scheint nicht völkerrechtswidrig

Der Experte für internationales Recht an der Universität Leipzig, Markus Kotzur, hat sich zu der Komamndoaktion der amerikanischen Armee geäußert: "Als erste Einschätzung werde ich auf keinen Fall sagen, es ist offensichtlich völkerrechtswidrig, im Gegenteil. Aber eine Detailbeurteilung ist ohne detaillierte Faktenkenntnis nicht möglich."

Muslim-Organisationen in den USA erleichert

Islamische Organisationen in den USA reagieren mit Erleichterung auf die Tötung von Osama bin Laden. "Die Welt ist definitiv besser ohne den Patron aller Terroristen", sagte Imam Hassan Al-Qazwini, Leiter des Islamic Center of America in Dearborn im Bundesstaat Michigan, laut Zeitung "USA Today". Qazwini nannte bin Laden "den berüchtigtsten Gangster der Welt". Es sei beruhigend, dass der Gerechtigkeit Genüge getan sei. Die Familien von Tausenden seiner Opfer jubelten über die Nachricht, so der Imam.

Der pakistanische Premierminister Yousuf Reza Gilani hat die Tötung des Al-Qaida-Chefs als "großen Sieg" bezeichnet. "Wir werden nicht zulassen, dass unser Boden als Ausgangspunkt für terroristische Angriffe auf andere Länder genutzt wird", sagte Gilani. "Deshalb denke ich, dass es ein großer Sieg ist, es ist ein Erfolg, und ich gratuliere zu dem Erfolg dieses Einsatzes." Auf die Frage, inwieweit Pakistan an den Vorbereitungen zu der US-Kommandoaktion beteiligt war, sagte der Regierungschef, er habe noch keine Kenntnisse über die Einzelheiten.

Afghanistans Präsident Hamid Karsai wertet den Tod von Al-Qaida-Anführer Osama bin Laden als einen Warnschuss für die radikal-islamischen Taliban. "Die Taliban müssen ihre Lektion daraus lernen", sagte Karsai in einer Pressekonferenz, die vom nationalen Fernsehen übertragen wurde. "Die Taliban sollten Kämpfe unterlassen." Die Tötung bin Ladens nannte Afghanistans Präsident eine "wichtige Nachricht".

Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Ramin Mehmanparast: "Die USA und ihre Verbündeten haben nun keinen Vorwand mehr, um Streitkräfte zum Kampf gegen den Terrorismus im Mittleren Osten zu stationieren."

Dschihad-Gruppen bekunden Kampfeswillen

Anhänger radikal-islamischer Gruppen haben nach der Tötung des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden ihren Kampfeswillen bekräftigt. In arabisch-sprachigen Internet-Foren beteuerten sie am Montag ihre Entschlossenheit, vor allem die USA und deren Präsidenten Barack Obama in ihrem Visier zu behalten.

Ein Mitglied des jemenitischen Zweigs von Al Qaida sprach von einer "Katastrophe" für das Terrornetzwerk. Der Chef der Regierung der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen, Ismail Hanija: "Wir verurteilen die Tötung eines heiligen Kriegers sowie jedes Muslims oder Arabers und bitten Gott, ihm gnädig zu sein."

"Gott verfluche Dich, Obama", hieß es in einer der ersten Reaktionen aus islamistischen Gruppen. "Ihr Amerikaner: es ist noch immer unser Recht, Euch den Hals abzuschneiden."

Auf einer anderen Internet-Seite schrieb ein Diskussionsteilnehmer: "Osama mag getötet worden sein, aber sein Aufruf zum Dschihad wird niemals sterben. Brüder und Schwestern, wartet ab, sein Tod wird sich als Segen entfalten."

(AFP/rtr/KNA)
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