Zweiter Brief von Beate Zschäpe aufgetaucht "Hoffentlich gibt's ein schönes Stück Fleisch - mhh"

Düsseldorf · Die Hauptangeklagte im NSU-Mordprozess in München, Beate Zschäpe, hat im Juni einen Brief an den Neonazi Robin S. verfasst. In diesem Tagebuch-ähnlichen Schreiben berichtet die mutmaßliche Mörderin vom unerträglichen Zustand der Damentoilette und äußert einen besonderen Essens-Wunsch.

Beate Zschäpe und ihre Outfits vor Gericht
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Am 2., 4. und 5. Juni dieses Jahres verfasste Beate Zschäpe ein zweites Schreiben an den Rechtsextremisten Robin S. In diesem sehr persönlichen Brief äußert sich die Hauptangeklagte im NSU-Prozess über die Mitangeklagten Carsten S. und Holger Gerlach, ohne sie jedoch namentlich zu nennen. Zschäpe macht sich über beide lustig und nennt sie nur die "Aussagewilligen".

In dem Brief, der der "Welt" vorliegt und den das Münchner Oberlandesgericht beschlagnahmt hat, äußert sie sich auf Seite elf auch über ihr Outfit vor Gericht. "Mal sehen, wie ich mich heute in Schale werfe, vielleicht was passendes zum Hochwasser", schreibt sie im Brief vom 2. Juni.

"Sehr persönliche Ausführungen"

Zschäpes Anwältin konnte allerdings verhindern, dass alle Seiten zu den Akten genommen werden. Hier handele es sich um "sehr viele persönliche Ausführungen, die zum Kernbereich der persönlichen Lebensgestaltung zählen", so die Argumentation.

Zschäpe, wegen zehnfachen Mordes angeklagt, beklagt sich über den "keimigen" Zustand der Damentoilette. "Es kostet mich starke Überwindung, diese aufzusuchen. Pfui Teufel!"

"Mit ordentlich Fasern"

Dann äußert Zschäpe S. ihren besonderen Essens-Wunsch. "Mein Gerichtsschmauß bestand heute aus einer Forelle + leckerer Rahmsauce + Kartoffeln. Hoffentlich gibt's morgen ein schönes Stück Fleisch, eines, das ordentlich Fasern hat oder ordentliches Hackfleisch — mmh."

Zschäpes Brieffreund Robin S. gilt als gewaltbereiter Neo-Nazi. S. war länger in der Dortmunder Szene aktiv. Seit 2007 sitzt S. eine achtjährige Haftstrafe wegen schwerer räuberischer Erpressung ab. Zschäpe soll S. erst Februar dieses Jahres kennengelernt haben.

Erster Brief im Juni

Bereits Mitte Juni war ein erster Brief Zschäpe an S. aufgetaucht, der Einblicke in die Gedankenwelt der mutmaßlichen Mörderin lieferte.

Seitenlang flirtete Zschäpe mit S., über Politik schreibt sie nur in Andeutungen. Teilweise habe sie Post bekommen mit abstrusen politischen Parolen - peinliche Schulterschlüsse, wie sie damals schrieb, für Dinge, in denen sie sich nicht wiederfinde. Und Anmachsprüche mancher "Südländer" seien für sie das Hinterletzte.

Zschäpes Kindheitserinnerungen

Im ersten Brief an Neo-Nazi S. berichtete Zschäpe auch über Kindheitserinnerungen - wie sie einmal beim Essen im Kindergarten allein an den "Katzentisch" versetzt wurde, nachdem sie vorher am Vierertisch sämtliche Schnitzel für sich markiert hatte.

Schon damals sei sie ungerechtfertigt bestraft und einzeln gehalten worden. Ihr Leben sei eine Reise durch den Wahnsinn, durch Licht und Dunkelheit.

(nbe)
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