NSU-Prozess in München Zeugen sagen im Mordfall Simsek aus

Die Neonazi-Terroristen Mundlos und Böhnhardt wurden bei ihrem ersten Mord möglicherweise beobachtet. Später fand zufällig ein Rettungssanitäter das erste Mordopfer des NSU. Am Ende blieben jedoch alle Hilfsversuche ohne Erfolg.

 Neunmal feuerten die Mörder auf Enver Simsek. Er erlag seinen Verletzungen.

Neunmal feuerten die Mörder auf Enver Simsek. Er erlag seinen Verletzungen.

Foto: dpa, ga Kjer

Ein Zeuge hat möglicherweise den ersten Mord der NSU-Terroristen unmittelbar beobachtet. Der Elektroingenieur fuhr 2001 in Nürnberg im Auto an dem Verkaufsstand des türkischen Blumenhändlers Enver Simsek vorbei. "In dem Moment hören wir mehrere metallische harte Schläge", sagte er in seiner Vernehmung am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht München.

Kurz darauf seinen zwei Männer in Radlerkleidung schnell von dem Lieferwagen Simseks weggegangen. "Auffällig war die Radlerkleidung, weil ich keine Fahrräder gesehen hatte", sagte er. Er hätte die Situation aber nicht richtig einordnen können.

Laut Anklage feuerten Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt am 9. September 2000 im Laderaum von Simseks Lieferwagen insgesamt neun Mal auf den 38-Jährigen. Dann machten sie ein Foto des Schwerverletzten, schlossen die Schiebetür und verschwanden. Simsek erlag zwei Tage später seinen Verletzungen.

Die Männer seien vielleicht 20 Jahre alt gewesen, vielleicht etwas älter. "Sehr kurze Haare, und einer hatte ein Basekäppi, das weiß ich aber nicht mehr genau", sagte der Zeuge. 2007 waren ihm Videoaufnahmen von Überwachungskameras vor dem Bombenanschlag in der Kölner Keupstraße gezeigt worden. Er hatte jedoch dabei die Personen nicht wiedererkennen können. Mittlerweile gilt als sicher, dass die Videobilder Böhnhardt und Mundlos zeigen.

Am Vormittag wurden zwei Polizeibeamte vernommen, die an den Tatort kamen. "Man konnte von außen schon die große Blutlache auf der Ladefläche erkennen", sagte einer der Beamten. "Außen lagen blutige Pflanzenreste verstreut."

Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe hörte den Schilderungen regungslos zu. Die meiste Zeit starrte die 38-Jährige auf den Bildschirm ihres Computers. Sie ist als Mittäterin an allen Attentaten des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) angeklagt.

(dpa)
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