Thomas Mertens bei Lanz Stiko will Booster-Impfung für alle ab 18 Jahren empfehlen

Berlin · Am Mittwoch berät die Ständige Impfkommission erneut über ihre Empfehlung von Auffrischungsimpfungen. Ihr Chef Thomas Mertens hat in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz ankündigt, diese nun auch für alle ab 18 Jahren empfehlen zu wollen.

 Das Wort ·Impfung· steht auf dem Boden der alten Universitäts-Apotheke.

Das Wort ·Impfung· steht auf dem Boden der alten Universitäts-Apotheke.

Foto: dpa/Marijan Murat

Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, hat eine baldige Ausweitung der Empfehlung für Corona-Auffrischungsimpfungen in Aussicht gestellt. Die Stiko werde am Mittwoch „über die nächste, sozusagen die fortgeschriebene Empfehlung beraten, und das wird nicht lange dauern, und dann wird die jetzt von Ihnen reklamierte Empfehlung auch kommen“, sagte Mertens am Dienstag auf eine entsprechende Frage in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. Bislang empfiehlt das Gremium eine Auffrischungsimpfung unter anderem Menschen ab 70 Jahren. Auf Nachfrage machte Mertens klar, dass die Empfehlung „bis 18“ gesenkt werden könnte.

Schon jetzt rät die Stiko zudem Menschen mit Immunschwäche, Bewohnern von Pflegeeinrichtungen sowie Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegepersonal zum Booster. Vergangene Woche hatte das Gremium in einer Stellungnahme eine „zeitnahe“ Aktualisierung seiner Empfehlungen auch mit Blick auf Auffrischungsimpfungen angekündigt. Schon da hieß es, es sei aus immunologischen und infektionsepidemiologischen Gründen sinnvoll, über die bisherige Empfehlung hinaus mittelfristig auch allen anderen eine Auffrischimpfung anzubieten. Dabei solle „soweit wie möglich nach absteigendem Lebensalter vorgegangen werden“.

Mertens betonte in der ZDF-Sendung, dass im Augenblick nur etwa elf Prozent der über 60-Jährigen eine Booster-Impfung bekommen hätten. In Bezug auf Bekannte und Freunde in seinem Alter sagte Mertens: „Sie haben ihren Impftermin beim Hausarzt für Anfang, Mitte Dezember bekommen. (...) Das ist das Problem, verstehen Sie, und nicht das Problem, jetzt noch zu sagen, alle sollen zum Hausarzt laufen.“ Das Problem seien im Augenblick die Kapazitäten - „die Hausärzte sind stark gefordert im Augenblick“.

Mertens hatte zunächst nur verraten, dass das Alter für die Empfehlung gesenkt werden sollte. Als Markus Lanz weiter nachbohrte, gab er schließlich nach, betonte aber: „Das ist auch wieder gegen die Regel, denn normalerweise äußern wir uns dazu nicht.“ Er hoffe nun, dass die Impfzentren schnell wieder reaktiviert werden könnten. Die Hausärzte seien gerade stark gefordert. Auf Lanz’ Frage, ob es ein Fehler gewesen sei, die Impfzentren zu schließen, sagte Mertens: „Aus meiner Sicht hätte man die jetzt nicht schließen müssen.“ Allerdings hätten sie auch lange leer gestanden. Aus wirtschaftlicher Sicht sei es verständlich gewesen, sie zuzumachen. Einen Fehler sieht Mertens aber darin, dass die Maßnahmen zur Übertragungshemmung des Coronavirus „so schnell“ zurückgenommen wurden.

Bund und Länder hatten sich bereits vorletzte Woche verständigt, Auffrischungsimpfungen grundsätzlich für alle ermöglichen zu wollen. Sie sind frühestens sechs Monate nach vollständiger Impfung vorgesehen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, allen Menschen ab 18 Jahren eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus zu ermöglichen - auch wenn die letzte Impfung noch nicht sechs Monate her ist. Auch die Gesundheitsminister der Länder betonten aber in einem Beschluss, dass besonders Ältere, Menschen mit Vorerkrankungen sowie medizinisches und pflegerisches Personal die Booster erhalten sollen.

(dpa/jma)
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