Corona-Pandemie 7000 Arztpraxen in NRW bieten Booster-Impfungen an

Düsseldorf · Schwierigkeiten bei der Bestellung, die Erkältungswelle und die Grippeschutzimpfungen erschweren die Arbeit der Mediziner. Doch nun soll das Impfen Fahrt aufnehmen.

Auffrischungsimpfung mit Biontech.

Auffrischungsimpfung mit Biontech.

Foto: dpa/Marijan Murat

In den kommenden Tagen dürfte das System für die Auffrischungsimpfung auf die Probe gestellt werden. Und das umso stärker, je mehr Zeit vergeht, denn bei umso mehr Menschen liegt die Impfung sechs Monate zurück. Zugleich sind die großen Impfzentren Ende September geschlossen worden.

Das NRW-Gesundheitsministerium verweist auf die niedergelassenen Ärzte sowie die sogenannten Koordinierenden Impfeinheiten, die bei den Kreisen und kreisfreien Städten angesiedelt sind. Die damit geschaffene Struktur sei gegenüber den damaligen Impfzentren deutlich dezentraler und damit wohnortnäher organisiert, erklärte ein Sprecher: „Damit ist eine für die flächendeckende Impfung der Bevölkerung erforderliche Niedrigschwelligkeit sichergestellt.“

Allerdings räumte er gleichzeitig ein, dass die Arztpraxen zur Zeit saisonbedingt stärker belastet seien. So mache sich aktuell die hohe Zahl von Erkältungskrankheiten und Grippeschutzimpfungen bemerkbar. „Ungeachtet davon haben die niedergelassenen Ärzte ihre Aktivitäten zur Durchführung von Covid-19-Impfungen in den vergangenen Tagen und Wochen wieder deutlich ausgebaut.“ Insgesamt sei die Zahl der impfenden Arztpraxen wieder stark gestiegen. Sie liegt nach Angaben des Ministeriums nun landesweit bei rund 7000 Praxen.

Zuletzt hatte die Deutsche Stiftung Patientenschutz beklagt, dass sich bei ihren Hotlines zunehmend zu Pflegende meldeten, die für den Erhalt ihrer Booster-Imfpung auf das kommende Jahr vertröstet würden. Der Sprecher des Gesundheitsministeriums verwies darauf, dass die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für eine flächendeckende Auffrischungsimpfung von Personen ab 70 Jahren sowie für Personen mit einer Impfung mit dem Vakzin der Firma Johnson & Johnson erst vergleichsweise kurz vorlägen. Die Bestellvorläufe für den Impfstoff hätten bislang 14 Tage betragen. „Damit war es den Arztpraxen sowie auch den Kreisen und kreisfreien Städten nicht möglich, unmittelbar auf die durch die breite Stiko-Empfehlung ausgelöste starke Nachfragesteigerung zu reagieren.“ In den kommenden Tagen, so die Einschätzung des Ministeriums, dürfte das Impfgeschehen in den Arztpraxen weiter Fahrt aufnehmen.

Die Stiko empfiehlt zudem, dass bei der Auffrischungsimpfung der gleiche mRNA-Impfstoff verwendet wird, wie bei den vorangegangenen Impfungen. „Das Bestellsystem erfolgt entsprechend der Allgemeinverfügung des Bundesministeriums für Gesundheit“, sagte der Ministeriumssprecher und betonte: „Der Bund stellt ausreichend mRNA-Impfstoffe zur Verfügung.“

Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion Mehrdad Mostofizadeh warf CDU und FDP ungeachtet dessen vor, sie hätten die Organisation der Auffrischungsimpfungen unnötig verschlafen. „Erst vor wenigen Tagen hat Minister Laumann per Erlass aufsuchende Impfungen erlaubt, sprich: Bisher durften die Kommunen gar keine Booster-Impfungen, zum Beispiel mit Impfbussen, organisieren. Da sind uns mindestens zwei Monate verloren gegangen.“

Mostofizadeh verlangte, die hohe Nachfrage nach Booster-Impfungen müsse jetzt schnell mit Impfangeboten befriedigt werden. Dies müsse durch die Finanzierung einer breiten Impfkampagne in dezentralen Impfzentren, bei Apotheken, durch Betriebsärzte oder auch in gemeinsamen Terminen in Schulen oder anderen öffentlichen Einrichtungen erreicht werden.

  
 NRW-Familienminister Joachim Stamp.  Foto: dpa

NRW-Familienminister Joachim Stamp. Foto: dpa

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Angesicht zunehmender Impfdurchbrüche dürfe jetzt niemand mit dem Wunsch nach einer Booster-Impfung abgewiesen werden, verlangte der Grünen-Politiker. „Gerade bei älteren Menschen sind die bisher empfohlenen sechs Monate die äußerste Grenze zwischen Zweit- und Drittimpfung, um einen Impfschutz zu gewährleisten.“ Bereits vier Monate nach der Zweitimpfung können Auffrischungsimpfungen dem nachlassenden Immunschutz vorbeugen, sagte Mostofizadeh.

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