Corona in Spanien und Portugal Iberische Ernüchterung

Madrid · Spanien und Portugal haben hohe Impfquoten. Viele Urlauber hatten auf entspannte Feiertage an den Reisezielen gehofft. Aber die beiden Länder sind jetzt von einer neuen Corona-Welle betroffen.

 87,9 Prozent der Menschen in Portugal sind vollständig geimpft. Trotzdem infizieren sich derzeit wieder mehr mit dem Coronavirus.

87,9 Prozent der Menschen in Portugal sind vollständig geimpft. Trotzdem infizieren sich derzeit wieder mehr mit dem Coronavirus.

Foto: picture alliance / NurPhoto/Pedro Fiuza

Schlechte Nachrichten für Urlauber, die ihre Weihnachtsferien in Spanien und Portugal verbringen wollen: Die beiden südeuropäischen Ferienländer, die wegen ihrer sehr hohen Impfquoten darauf vertrauten, dass die neue Corona- und Omikron-Welle an ihnen vorbeigeht, melden nun plötzlich einen Infektionstsunami. Dabei hatten Zehntausende Nordeuropäer, die über die Feiertage in den milden Süden reisen wollen, eigentlich gehofft, sich am Mittelmeer oder Atlantik vom heimischen Corona-Stress erholen zu können.

Nun müssen sich die Feriengäste darauf einstellen, dass die Corona-Situation auf Mallorca, den Kanarischen Inseln, an der Costa Blanca oder der portugiesischen Algarve auch nicht besser ist als in der Heimat. Deswegen ändern viele doch noch im letzten Moment ihre Reisepläne: Es hagele Stornierungen, berichten die örtlichen Hotelverbände.

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Die Sieben-Tage-Inzidenz auf der Iberischen Halbinsel steigt steil und liegt laut der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität in Spanien bereits bei über 400 Fällen pro 100.000 Einwohnern, in Portugal bei mehr als 300. Das erstaunt auch angesichts der Tatsache, dass in Spanien 80 Prozent und in Portugal 89 Prozent der impffähigen Bevölkerung den doppelten Pikser erhalten haben. Die meisten iberischen Krankenhäuser sind zwar noch nicht mit Covid-Patienten überlastet, aber in einigen Kliniken ist die Lage bereits wieder kritisch.

Auf Teneriffa zum Beispiel, dem beliebtesten Winterreiseziel im europäischen Süden, liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bereits bei weit über 600. Allein auf dieser Insel werden derzeit über 1000 neue Infektionen pro Tag gemeldet – so viele wie noch nie. Immer mehr Orte auf Teneriffa sagen öffentliche Weihnachtsveranstaltungen wie Konzerte und Märkte ab. „Die Bevölkerung hat sich zu sehr entspannt“, rügte ein kanarischer Regierungssprecher. Zudem sei inzwischen die Virusvariante Omikron auf der meistbesuchten kanarischen Insel unterwegs.

Auch im Ferienparadies Mallorca im Mittelmeer läuten die Alarmglocken, weil die Ansteckungen wieder außer Kontrolle zu geraten drohen. Die siebentägige Häufigkeit auf der Urlaubsinsel lag zuletzt bei annähernd 350 Fällen pro 100.000 Einwohnern. Das sind keine beruhigenden Aussichten für einen Inselurlaub. Wegen der Zuspitzung der Lage sind die Corona-Regeln auf Mallorca nun verschärft worden, allerdings nur leicht: So gilt mittlerweile nicht nur für Diskotheken und Nachtlokale, sondern auch für Innenräume größerer Restaurants die 3G-Regel. Der beliebte deutschsprachige Weihnachtsgottesdienst in Palmas Kathedrale wurde wegen des erhöhten Infektionsrisikos abgesagt.

Zur angespannten Lage auf der Baleareninsel fügt sich die Nachricht, dass sich gleich zwei prominente Mallorca-Bürger in den letzten Tagen infizierten: und zwar die regionale Inselregierungschefin Francina Armengol und Mallorcas Tennis-Weltstar Rafael Nadal. Der Tennisspieler steckte sich allerdings nicht auf der Insel an, sondern während eines Tennisturniers in Abu Dhabi. Armengol wie Nadal haben nur leichte Symptome. Aber Sorgen macht, dass Nadal in Abu Dhabi Spaniens 83-jährigen König im Ruhestand, Juan Carlos, innig umarmte und zudem mit ihm auf Tuchfühlung zu Mittag aß.

Die Omikron-Variante ist in Spanien wie in Portugal stark auf dem Vormarsch: Virologen schätzen den Omikron-Anteil an den Neuinfektionen momentan auf mindestens 20 bis 30 Prozent. Mit schnell steigender Tendenz: Portugals Gesundheitsbehörden prognostizieren, dass Omikron bis Weihnachten 50 Prozent aller Fälle verursachen wird. Anfang des neuen Jahres könnten es dann schon 80 Prozent sein. In Spanien wird eine ähnliche Entwicklung erwartet. Portugal hat wegen der neuen Virusexplosion, die sich an der Algarve-Urlaubsküste mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von annähernd 450 bemerkbar macht, den nationalen Notstand verlängert. Für alle mit dem Flugzeug kommenden Urlauber bedeutet dies, dass noch längere Zeit eine uneingeschränkte Testpflicht in Kraft ist. Geimpfte, Genesene und Nichtgeimpfte müssen bei der Ankunft einen frischen negativen PCR- oder Antigen-Test vorweisen.

Zudem gilt für Hotels sowie für die Gastronomie die 3G-Regel. Bei jedem Einchecken in eine Herberge oder beim Besuch eines Restaurants oder einer Bar müssen Urlauber ihren Covid-Pass oder einen gültigen Test vorweisen. Beim Besuch von Diskotheken und anderen Nachtlokalen wird zusätzlich zum Gesundheitspass auch bei geimpften Personen ein negativer Test verlangt.

Spanien, wo die Corona-Zahlen inzwischen schlechter sind als in Portugal, geht mit der Situation erstaunlich locker um, nach Meinung vieler Epidemiologen sogar zu locker. Zwar muss bei der Einreise das europäische Covid-Zertifikat vorgewiesen werden. Aber innerhalb des Landes gibt es für das Gastronomie- und Hotelgewerbe bisher kaum Einschränkungen. Auch Touristen aus Großbritannien, wo Omikron besonders stark unterwegs ist, dürfen ungehindert einreisen.

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