Von Impfgegnern bedroht Obduktion der Leiche der Ärztin aus Österreich bestätigt Suizid

Wels · Auf Wunsch der Angehörigen sollte die Leiche der österreichischen Ärztin obduziert werden. Die deutsche Bundesregierung hat am Mittwoch ihre „tiefe Bestürzung“ ausgedrückt.

 Eine Frau hält eine Kerze, um die ein Herz gewickelt ist, in der Hand während der Gedenkveranstaltung der Initiative #YesWeCare im Andenken an die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr am Stephansplatz.

Eine Frau hält eine Kerze, um die ein Herz gewickelt ist, in der Hand während der Gedenkveranstaltung der Initiative #YesWeCare im Andenken an die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr am Stephansplatz.

Foto: dpa/Georg Hochmuth

Eine Obduktion der Leiche der österreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr hat einen Suizid bestätigt. Das gehe aus dem vorläufigen Obduktionsergebnis hervor, teilte die Staatsanwaltschaft Wels am Mittwoch mit. „Insbesondere sind keine Hinweise auf eine Einwirkung von Dritter Hand zutage getreten.“

Zunächst hatten die Behörden eine Obduktion nicht für nötig erachtet. Allerdings hatten zwei Angehörige am Dienstag einen solchen Schritt beantragt, dem das Landgericht zustimmte.

Kellermayr hatte sich nach Drohungen von Impfgegnern das Leben genommen. Die 36-Jährige aus Oberösterreich war am vergangenen Freitag tot in ihrer Praxis in Seewalchen am Attersee gefunden worden. Sie hatte sich im Kampf gegen Corona engagiert und war in sozialen Medien zum Ziel von Hass-Postings geworden.

Die Ermittlungen wegen der Drohungen gingen weiter, so der Sprecher. Auch die deutschen Behörden würden Spuren verfolgen. So hat die Staatsanwaltschaft München in dem Fall Ermittlungen aufgenommen. „Es gibt ein Ermittlungsverfahren gegen eine männliche Person aus Oberbayern bei uns“, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München II entsprechende Informationen der Mediengruppe Bayern.

Die Bundesregierung hat sich unterdessen am Mittwoch „tief bestürzt“ gezeigt. Ein Regierungssprecher sagte in Berlin, es sei Kanzler Olaf Scholz (SPD) und der Bundesregierung ein besonderes Anliegen, sich gemeinsam mit den österreichischen Freunden gegen den Hass zu stellen. Drohungen, Gewalt und Hetze seien auf das Schärfste zu verurteilen, gerade auch, wenn sie sich gegen medizinisches Personal und Ärztinnen und Ärzte richteten.

Die deutschen Sicherheitsbehörden kooperierten mit den österreichischen Behörden bei den Ermittlungen. „Digitaler Hass“ im Internet bleibe viel zu häufig straflos, so der Sprecher. „Digitale Gewalt werden wir mit all unseren rechtsstaatlichen Mitteln und der Härte des Gesetzes bekämpfen.“

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(albu/dpa)
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