Zugdepot in Kalifornien 57-Jähriger erschießt an seinem Arbeitsplatz neun Menschen

San Jose · Schon Jahre zuvor hatte der Tatverdächtige seiner damaligen Frau gesagt, er wolle seine Arbeitskollegen bei einem Nahverkehrsbetrieb in Kalifornien umbringen. Wieder einmal wird der Ruf nach schärferen Waffengesetzen laut.

 Nach einer Massenschießerei in San Jose, Kalifornien, sind zehn Menschen tot. In Washington wehen die Flaggen auf halbmast.

Nach einer Massenschießerei in San Jose, Kalifornien, sind zehn Menschen tot. In Washington wehen die Flaggen auf halbmast.

Foto: AFP/Kevin Dietsch

Ein Mann hat an seinem Arbeitsplatz in Kalifornien das Feuer eröffnet und neun Menschen erschossen. Als die Polizei auf dem Bahngelände in San Jose eintraf, habe sich der 57-jährige Tatverdächtige selbst getötet, teilte Polizeichefin Laurie Smith mit. Das Tatmotiv war zunächst unklar, seine Exfrau sagte der Nachrichtenagentur AP aber, der Mann habe ihr schon vor mehr als zehn Jahren gesagt, dass er seine Arbeitskollegen umbringen wolle. „Aber ich habe ihm das nie geglaubt und es ist nie passiert - bis jetzt“, sagte Cecilia Nelms.

Bei dem mutmaßlichen Schützen handelte es sich um einen Angestellten des Nahverkehrsbetriebs Valley Transportation Authority, der im Silicon Valley und Umland Stadtbahnen und Busse betreibt, wie ein Sprecher der Sheriffbehörde von Santa Clara County sagte. Die Opfer im Alter zwischen 29 und 63 Jahren waren Zugführer, Mechaniker oder andere Angestellte. Viele von ihnen hatten seit Jahren für das Unternehmen gearbeitet. Ein schwer verletzter 49-Jähriger wurde am Donnerstag ebenfalls für tot erklärt, wodurch die Zahl der Toten - ohne den Täter - auf neun stieg.

Die Schüsse fielen am Mittwoch gegen 6.30 Uhr morgens (Ortszeit) in zwei Gebäuden einer Bahneinrichtung der Firma, die sich unmittelbar neben dem Sheriff-Büro befindet. Auf dem Gelände werden Züge geparkt und gewartet.

Die Mechanikerin Rochelle Hawkins sagte, sie habe das Telefon fallen gelassen, als sie die Schüsse gehört habe, und sei davon gestürmt. „Ich bin nur noch um mein Leben gerannt“, sagte sie.

Die Behörden untersuchten auch einen Brand im Haus des mutmaßlichen Schützen, der kurz vor den Schüssen ausgebrochen war, wie der Sprecher des Sheriffbüros, Russell Davis, sagte. Möglicherweise habe er dort einen Brandsatz mit Zeitzünder ausgelöst. Ein benachbartes Haus sei ebenfalls in Flammen aufgegangen.

Gouverneur Gavin Newsom ließ die Flaggen an seinem Amtssitz auf halbmast setzen und sagte nach einem Besuch am Tatort: „Das wirft die verdammte Frage auf: "Was zum Teufel ist in den Vereinigten Staaten los?"“

Präsident Joe Biden ließ auch die Flaggen am Weißen Haus auf halbmast setzen und forderte den US-Kongress auf, ein Gesetz gegen Schusswaffengewalt einzuführen. „Wir können, und wir müssen, mehr tun“, teilte er mit.

In diesem Jahr haben Massentötungen, bei denen mindestens vier Menschen ohne Zählung des mutmaßlichen Schützen getötet wurden, in den USA stark zugenommen. Einer Zählung der Nachrichtenagentur AP, der Zeitung „USA Today“ und der Northeastern University zufolge war die Tat in San Jose die 15. Massentötung mit Schusswaffen 2021. Bei den Tötungen sind insgesamt 87 Menschen ums Leben gekommen. Im ganzen Jahr 2020 waren es bei Massentötungen in den USA 106.

(june/dpa)
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