Rassismus in den USA Emotionaler Jahrestag von Tod George Floyds

Minneapolis · Minneapolis erinnert mit einer Schweigeminute an Floyd. Aktivisten trauern aber nicht nur, sondern ehren den Schwarzen mit Musik und Tanz. In Washington wird um die politischen Folgen seiner Tötung gerungen. Präsident Biden trifft Familienmitglieder von Floyd.

 Menschen versammeln sich am George Floyd Square, dem Ort, an dem der Mann vor einem Jahr in Polizeigewahrsam starb.

Menschen versammeln sich am George Floyd Square, dem Ort, an dem der Mann vor einem Jahr in Polizeigewahrsam starb.

Foto: AP/Christian Monterrosa

Familienangehörige von George Floyd haben bei einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden und einer Schweigeminute an die Tötung des Schwarzen vor genau einem Jahr erinnert. Verwandte Floyds drangen am Dienstag in Washington auf eine Polizeireform im Kampf gegen Rassismus in Amerika. „Wir müssen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass Menschen in Amerika nicht länger in Angst leben“, sagte sein Bruder Philonise Floyd.

Biden hatte verlangt, dass eine Gesetzesvorlage am Jahrestag von Floyds Tod auf seinem Tisch liegen müsse. Demokraten und Republikaner rangen jedoch noch um Einzelheiten des Vorhabens. Ziel war ein Kompromiss, der auch im Senat eine Mehrheit finden kann.

Mit einer Schweigeminute erinnerte die Stadt Minneapolis an Floyd, der vor einem Jahr unter dem Knie eines weißen Polizisten erstickte. An einer Zeremonie in einem Park in der Innenstadt nahmen Bürgermeister Jacob Frey, Floyds Schwester Bridgett, Bürger und Aktivisten teil.

Angehörige von Floyd trafen im Weißen Haus Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris. „Es war ein Gedenken an das, was meinem Bruder passiert ist“, sagte Philonise Floyd. Biden sei „ein aufrichtiger Kerl“.

Floyds Schwester Bridgett sagte in Minnesota, sie wolle erst nach Washington kommen, wenn ein Gesetz unterschrieben werde. Auch in New York, Los Angeles und in Deutschland gab es Gedenkveranstaltungen.

Bei einem Treffen mit der demokratischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und anderen Abgeordneten sagte Philonise Floyd über seinen getöteten Bruder, „heute ist der Tag, an dem er die Welt in Wut versetzte“. Pelosi erklärte, das Gesetz müsse rasch verabschiedet werden, damit die Familie Trost finde. Der Anwalt der Familie Floyd, Ben Crump, forderte den Präsidenten auf, sich noch einmal für das Gesetz einzusetzen.

Der Schwarze George Floyd starb am 25. Mai 2020, nachdem der damalige Polizist Derek Chauvin etwa neuneinhalb Minuten auf seinem Hals gekniet hatte. Chauvin, der weiß ist, wurde wegen der Tötung im vergangenen Monat schuldig gesprochen. Das Strafmaß für ihn wird am 25. Juni verkündet. Drei weitere beteiligte Beamte warten noch auf ihren Prozess.

Das demokratisch dominierte Repräsentantenhaus verabschiedete im März ein Gesetz, das die Strafverfolgung von einzelnen Polizeibeamten erleichtern würde. Es enthielt auch ein Verbot des Einsatzes von Würgegriffen sowie die Schaffung einer nationalen Datenbank, die disziplinarische Verfehlungen von Beamten auflisten soll. Der Entwurf blieb im Senat hängen, wo das demokratische Lager die Unterstützung von mindestens zehn Republikanern benötigt. Die Republikaner fordern jedoch moderate Veränderungen an den bestehenden Gesetzen.

In Minneapolis wurde unterdessen im Gedenken an Floyd auch gefeiert. Die Kreuzung, an der er vor einem Jahr starb, wurde in ein Festivalgelände verwandelt. Am Jahrestag seines Todes wurde dort an ihn erinnert, mit Musik, Essen und Angeboten für Kinder. In New York knieten unter anderem der Bürgermeister Bill de Blasio und der Reverend Al Sharpton neun Minuten und 29 Sekunden lang, um an die Dauer zu erinnern, während der Floyd gefesselt worden war.

Der Ort von Floyds Tod, die Ecke 38th Street und Chicago Avenue in Minneapolis, wurde von Aktivisten übernommen und ist noch immer für den Verkehr gesperrt. Kurz vor den geplanten Feiern waren in der Nähe der Kreuzung Schüsse zu hören. Ein mutmaßlich bei den Schüssen verletzter Mann habe ein Krankenhaus aufgesucht, teilte die Polizei mit.

Die Familie von Floyd hat die Gründung eines Fonds bekanntgegeben, aus dem Darlehen gezahlt werden sollen, „die zum Erfolg und Wachstum von schwarzen Bürgern und zu Gemeindeharmonie ermutigen“.

(june/dpa)
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