Der ESC 2011 am Rhein Ein Lied für Düsseldorf
Düsseldorf · Nach dem Sieg von Lena Meyer-Landrut fand der Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf statt. Ein Mega-Ereignis, das Millionen TV-Zuschauer verfolgten. Dafür musste temporär sogar die Fortuna aus der Arena ausziehen.
Eine der spektakulärsten Veranstaltungen der vergangenen Jahrzehnte verdankt die Stadt einer jungen Frau, die die Herzen der Schlagerfans im Sturm eroberte. Lena Meyer-Landrut gewann mit „Satellite“ den Eurovision Song Contest 2010 in Oslo, und so hatte Deutschland das Gastgeberrecht für die folgende Veranstaltung; erstmals seit 1983.
„Ein Lied für Düsseldorf“ feierten die Fans des Kult-Events also im Mai 2011 – 36.000 vor Ort in der Stockumer Arena, Tausende bei Public-Viewing-Abenden in der Region und rund 120 Millionen an den Fernsehschirmen auf der ganzen Welt. Vorangegangen waren ein gigantischer Organisationsaufwand und monatelange Vorfreude in einer Stadt, die temporär das Herz der Schlagerwelt war.
Anfang Oktober 2010 hatten sie in Berlin noch auf die Austragung des ESC gehofft. Zu dem Zeitpunkt aber pfiffen die Spatzen schon melodisch von den Dächern, was am 12. Oktober offiziell verkündet wurde: Der Wettbewerb würde in der NRW-Landeshauptstadt stattfinden. Düsseldorf hatte in einer selbstbewussten Bewerbung auf seine Erfahrung bei der Organisation von Großveranstaltungen und die gute Infrastruktur hingewiesen und so Erfolg gehabt.
„Das ist ein großer Tag für die Stadt, aber auch für mich persönlich“, sagte der damalige Oberbürgermeister Dirk Elbers (CDU) stolz über die Entscheidung, und quer durch Düsseldorf wurde diese auch überwiegend gefeiert, in Politik, Kultur, Werbebranche. Mehr als 2000 Journalisten würden nach Düsseldorf kommen und die Bilder von der Rheinmetropole in die ganze Welt tragen.
Bürgermeisterin Clara Gerlach (Grüne), auch damals schon im Stadtrat, sagt heute in der Rückschau: „Ich hätte mir gewünscht, dass wir nachhaltigere positive Effekte beispielsweise für die lokale Düsseldorfer Musikszene erzielt hätten.“ Hinter dem ESC als solchem stand sie aber trotzdem, hatte auch für die Bewerbung gestimmt: „Es ist ja ein tolles Event.“
Für den begehrten Wettbewerb quartierte die Stadt sogar die Fortuna für drei Heimspiele aus der Arena aus, baute für mehrere Millionen Euro eigens ein schlagzeilenträchtiges mobiles Stadion im Arena-Sportpark. Übrigens eine Entscheidung, die sich auch sportlich nicht negativ auswirkte, denn die Düsseldorfer gewannen alle drei Heimspiele in dem ungewöhnlichen Ausweichquartier.
Die Stadt feierte ihren Eurovision Song Contest in weitgehender Einigkeit, auch mancher Schlagermuffel ließ sich in den Wochen vor dem Großereignis mitreißen von einer Stimmung, die sogar losgelöst von der Liebe zu eingängigen Melodien und Windmaschinen-Einsatz funktionierte. Auf dem Düsseldorfer Marktplatz stand in dieser Zeit eine Festivalbühne, überall in der Stadt gab es Partys, Konzertabende, Lesungen mit Bezug zum Wettbewerb, prominente Gäste machten Autogrammjäger glücklich. Die Franziskaner kochten Suppe für junge ESC-Liebhaber, Tanzfans veranstalteten Flashmobs, der Flughafen machte den neuen Beitrag der deutschen Titelverteidigerin Lena („Taken by a Stranger“) zu seiner Warteschleifenmusik.
Gewonnen hat sie damit übrigens kein zweites Mal, belegt diesmal einen soliden zehnten Platz: Sieger in der Düsseldorfer Arena wurde das Duo Ell und Nikki aus Aserbaidschan mit „Running Scared“, das vorher in den Wettbüros bereits als einer der Favoriten gehandelt worden war.
Düsseldorf wurde allgemein als ein weiterer Gewinner des Abends gesehen. „Das Wagnis, eine Fußball-Arena in ein gigantisches Fernsehstudio mit Zehntausenden von Zuschauern zu verwandeln, ist belohnt worden“, sagte NDR-Intendant Lutz Marmor nach einem Fernsehabend. Im Jargon der ESC-Fans würde man da wohl „12 Points“ sagen.