Sonderausstellung im Geldmuseum Wardt Eine Milliarde D-Mark zum Abriss bereit

Xanten-Wardt · Das Geldmuseum Wardt zeigt in einer Ausstellung zum Fall der Berliner Mauer einen Grenzwall aus Schreddergeld.

 Museumsleiter Norbert Müller (v.l.), Künstler Christian Rommel und Theo Koplin vom Geldgeschichtlichen Verein an der Mauer aus Schreddergeld. 

Museumsleiter Norbert Müller (v.l.), Künstler Christian Rommel und Theo Koplin vom Geldgeschichtlichen Verein an der Mauer aus Schreddergeld. 

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Es war ein Donnerstag, an dem die Mauer fiel. Um 16 Uhr verkündete SED-Funktionär Günter Schabowski am 9. November 1989 die neuen Reiseregelungen in der ehemaligen DDR. Und um 18.53 Uhr sprach er sie, diese drei Worte, die um die Welt gingen: „Ab sofort, unverzüglich“, antwortete Schabowski auf die Frage eines italienischen Reporters, ab wann denn die neue Regelung gelte. Norbert Müller, der vor drei Jahren in der ehemaligen Villa Kunterbunt in Wardt das erste Geldmuseum in Nordrhein-Westfalen eröffnete, erinnert in einer Ausstellung an den Mauerfall vor 30 Jahren.

„Das Wunder von Berlin“ hat er die Ausstellung überschrieben, die am Sonntag, 10. November, um 14 Uhr eröffnet wird und die er gemeinsam mit Theo Kuplin vom Vorstand des Geldgeschichtlichen Vereins Niederrhein konzipierte. Mit Christian Rommel haben sich die beiden einen „Geld-Künstler“ aus Emsdetten ins Boot geholt, der schon vor mehr als 16 Jahren damit angefangen hat, die gute alte D-Mark aus der Versenkung zu holen und aus den Überbleibseln der Geldscheine Kunst zu machen. Beispielsweise eine Kuh inklusive Kuhfladen, die ebenfalls im Geldmuseum zu sehen ist.

An einer Litfass-Säule im Eingangbereich hängen Zeitungsseiten vom 10. November 1989. Unter Glasscheiben liegen auf zwei runden Tischen 24 Deutsch-Deutsche Münzpaare. An einer Wand ein vergilbtes T-Shirt, auf dem ein sogenannter Rosinenbomber abgebildet ist, handsigniert von Gail Helversen. Der heute 94-Jährige war vor 70 Jahren, als die Alliierten nach Kriegsende eine Luftbrücke errichteten, einer der Soldaten, die von Flugzeugen aus 2,2 Millionen eingeschlossene Westberliner mit allem Lebensnotwendigen versorgten. In einer Vitrine liegen diverse Exponate aus der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, darunter auch das Tapetengeld der sowjetischen Besatzungszone, der letzte 20-D-Mark-Schein der DDR vom 20. Dezember 1989 und ein Exemplar der Sondermedaillen „70 Jahre Luftbrücke“ in Silber, die es für 18,90 Euro zu kaufen gibt.

 In einer Vitrine liegen diverse Exponate aus der ehemaligen DDR, darunter auch das Tapetengeld der sowjetischen Besatzungszone.

In einer Vitrine liegen diverse Exponate aus der ehemaligen DDR, darunter auch das Tapetengeld der sowjetischen Besatzungszone.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Im Durchgang vom zweiten zum dritten Raum des Geldmuseums hat Norbert Müller das Brandenburger Tor nachgebildet, Christian Rommel hat zwischen den Säulen 500 Geldziegel aufgeschichtet, jeder einzelne ein Kilogramm schwer. Schreddergeld in Brikettform. Etwas mehr als eine Milliarde D-Mark hat der Künstler zu 500 Ziegeln verarbeitet. Die Scheine hat er sich von der Deutschen Bundesbank geholt, sie waren nach der Umstellung auf den Euro nach höchster Sicherheitsstufe geschreddert worden. „Und zwar so klein, dass man sie nicht mehr zusammensetzen kann.“ Die geschredderten D-Mark-Scheine hat er 2003 nur bekommen, weil er bei der Bundesbank einen Antrag auf künstlerische Verwendung gestellt hatte, der sorgfältig geprüft wurde, ehe er sie bei der Landeszentralbank in Düsseldorf abholen konnte. 6,5 Tonnen Geld, das er acht Stunden lang auf einen Lkw geschaufelt und in Emsdetten in seinem Atelier wieder abgeladen hatte.

Für 9,99 Euro können Besucher die gepressten, in Acryllack getauchten und mehrere Tage getrockneten Geld-Ziegel kaufen. Wer noch D-Mark hat, bekommt sie auch für 19,89 Mark das Stück.

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