Norbert Quinders im Portrait Einst Mittelstürmer – heute Gipfelstürmer

Sonsbeck · Der Sonsbecker Norbert Quinders engagiert sich in der integrativen Klettergruppe des SVS – den „Klimpansen“. Aber auch an den Fußball hat der 42-Jährige sein Herz verloren. Ein Blick auf eine spannende Karriere abseits der großen Stadien.

 Norbert Quinders bei einer Klettertour der Sonsbecker „Klimpansen“. Er arbeitet mit daran, den Traum von der vereinseigenen Anlage wahr werden zu lassen.

Norbert Quinders bei einer Klettertour der Sonsbecker „Klimpansen“. Er arbeitet mit daran, den Traum von der vereinseigenen Anlage wahr werden zu lassen.

Foto: Verein

Im Januar feiert Norbert Quinders seinen 42. Geburtstag. Aktuell hat der Sonsbecker nur einen Wunsch, der sich erfüllen soll. Und das ist der Bau einer eigenen Kletteranlage im Willy-Lemkens-Sportpark. „Wir sind unserem Traum einen Schritt näher gekommen und hoffen, im Frühjahr mit dem Bau beginnen zu können“, so der Übungsleiter der „Klimpansen“.

Die Klettergruppe ist eine Abteilung des SV Sonsbeck. Dort lernen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderung das Klettern als verbindendes Element kennen und machen gemeinsam wichtige sowie intensive Erfahrungen, die der persönlichen Entwicklung dienen. Alle zwei Wochen treffen sich die Kinder und Jugendlichen zum Klettern. Mal in der Kletterhalle, mal am Berg, dann wieder in speziellen Parcouren. „Im Moment müssen wir immer noch viel fahren. In der Regel geht’s dann nach Duisburg, Düsseldorf oder Hilden.“

In Zukunft soll alles anders werden. Denn in der vergangenen Woche sind die Bauunterlagen an die Bezirksregierung geschickt worden. Auf der Sportanlage an der Parkstraße soll eine große Kletteranlage (elf Meter hoch, 15 Meter breit) mit 40 Routen errichtet werden. Nach vielen Gesprächen mit dem Hauptvorstand des SV Sonsbeck, der Gemeinde und dem Bauamt wurde geplant, die Unterlagen letztlich auf die Reise geschickt.

Quinders ist seit 2009 Übungsleiter bei den Klimpansen und engagiert sich dort wo er nur kann. Dazu gekommen ist er wegen seinen beiden blinden Töchtern Lotta (zehn Jahre) und Leni (14). „Wir hatten lange überlegt, welches Hobby man mit blinden Kindern machen kann und sind dann auf die Klettergruppe gekommen“, erklärt Quinders, der das Hobby mittlerweile genauso ins Herz geschlossen hat wie seine Leidenschaft zum Fußball. Auch hier engagiert er sich persönlich, wenn es zeitlich passt. Dann läuft er für die Alte-Herren-Mannschaft des SV Sonsbeck auf, spielte im vergangenen Jahr im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten des SVS auch gegen die Traditionsmannschaft des FC Schalke 04. Ansonsten begleitet er seinen Sohn Matti (15 Jahre) bei den B-Jugendlichen und fungiert dort auch als Trainer.

 Quinders (l.) im Jahr 2003 als Spieler von Viktoria Goch. Dort wurde er zum Innenverteidiger umgeschult und schaffte mit der Viktoria beinahe den Aufstieg in die Oberliga.

Quinders (l.) im Jahr 2003 als Spieler von Viktoria Goch. Dort wurde er zum Innenverteidiger umgeschult und schaffte mit der Viktoria beinahe den Aufstieg in die Oberliga.

Foto: Stade, Klaus Dieter (kds)/Stade,Klaus-Dieter (kds)

Aber Quinders kann auch auf eine schöne und erfolgreiche Zeit als aktiver Spieler zurück blicken. Aufgewachsen in Labbeck, durchlief er bei der DJK Labbeck/Uedemerbruch alle Jugendmannschaften und sorgte als treffsicherer Mittelstürmer auch bei den Senioren in der Bezirksliga für Furore. Die Lockrufe anderer Vereine ließen daher auch nicht lange auf sich warten – und so sicherte sich Viktoria Goch Quinders’ Dienste im Jahr 2000. Direkt im ersten Jahr schaffte er mit der Viktoria den Aufstieg in die Verbandsliga, in der er dann vier Jahre spielte. Erst unter Cheftrainer Anton Burghardt und später unter Hartmut Scholz. In der Saison 2002/2003 wäre auch beinahe noch den Aufstieg in die Oberliga gelungen. Jedoch scheiterte die Viktoria im Entscheidungsspiel gegen den SV Bergisch Gladbach mit 1:3.

Die Zeit in Goch möchte Quinders nicht missen. „Es war eine super tolle Zeit, wir hatten einen guten Zusammenhalt in der Mannschaft“, so „Quincy“, der in Goch vom Stürmer zum Innenverteidiger umgeschult wurde und die Abwehr zusammen mit dem früheren Budberger Henrik Lerch zusammen hielt. Aber es gab auch einen Schreckmoment: Bei den Hallen-Kreismeisterschaften 2003 in Geldern verletzte er sich schwer am Oberschenkel. Im Finale gegen den 1. FC Kleve saß er gerade auf der Ersatzbank und wollte aus der Glasflasche etwas trinken. „Ein Ball traf die Flasche, diese explodierte“, erinnert sich Quinders. Die Scherben bohrten sich tief in seinen Oberschenkel.

Ein Dreivierteljahr dauerte es, bis sich der ehrgeizige Spieler zurück gekämpft hatte und wieder auf dem Platz stand. 2005 wechselte er dann zum SV Sonsbeck – in die Gemeinde, in der mittlerweile auch wohnte. „Nach der langen Zeit in Goch brauchte ich mal wieder eine Veränderung und freute mich dann, vor der eigenen Haustür zu spielen.“ Mit vielen Eigengewächsen und seinen Freunden wie Jörg Hahn und Heiner Gesthüsen lief er fortan auf. In Sonsbeck agierte „Quincy“ wieder als Mittelstürmer und konnte seine Kaltschnäuzigkeit unter Beweis stellen. Erst unter Trainer Georg Mewes, anschließend zwei Jahre unter Thomas Geist. In drei Landesliga-Spielzeiten erzielte Quinders in 77 Partien 39 Treffer.

In guter Erinnerung blieb ihm auch die dritte Halbzeit in der Vereinskneipe bei Hans Hahn. Nach jedem Spiel ging es im Anschluss zu Hahn, um die Spiele mit den Kameraden Revue passieren zu lassen. „Aber auch das ein oder andere Pläuschchen mit den Fans war immer schön.“ 2008 ging es für eine Saison noch zum SV Grieth, ehe er 2009 in die Heimat nach Labbeck zurückkehrte und 2010 den Aufstieg in die Kreisliga A feierte. 2012 beendete er seine Karriere. Doch in der Saison 2016/2017 erreichte Quinders ein Hilferuf der Sonsbecker Reserve. In 19 Spielen für die A-Liga-Truppe erzielte er noch 16 Treffer.

Rückblickend hatte er eine Schwäche, die er gerne weniger auf den Platz gebracht hätte. „Ich habe zu viele Karten und Platzverweise bekommen. Ich war nicht unfair und habe keine großartigen Fouls gemacht, aber ich war ein Hitzkopf und habe zu viel gemeckert“, gibt Quinders zu, der gerade jetzt bei den B-Jugendlichen viel auf die Disziplin und das Verhalten auf dem Platz achtet.

Da während des Corona-Lockdowns aktuell allerdings sowieso keine Spiele stattfinden, kann Quinders nun seinen Ehrgeiz dafür aufwenden, die Kletteranlage für die „Klimpansen“ Wirklichkeit werden zu lassen.

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