Frauen in der Sonsbecker Feuerwehr „Ich habe mich von Anfang an willkommen gefühlt“

Sonsbeck · Silvia Geldermann war die erste Frau in der Freiwilligen Feuerwehr Sonsbeck. Sie erzählt von ihren Erfahrungen in der Männerdomäne, von provisorischen Umkleiden und was sie von mehr weiblicher Verstärkung hält.

 Feuerwehrfrau und Jugendwartin Silvia Geldermann zeigt ihre Spinde in der provisorischen Frauen-Umkleide.

Feuerwehrfrau und Jugendwartin Silvia Geldermann zeigt ihre Spinde in der provisorischen Frauen-Umkleide.

Foto: Wyglenda

Als Silvia Geldermann vor 15 Jahren als erste Frau der Freiwilligen Feuerwehr Sonsbeck beigetreten ist, gab’s einen Artikel mit der Überschrift „Die Henne im Korb“. „Doch eigentlich“, so sagt die 41-Jährige heute, „fühlte ich mich gar nicht so.“ Die gebürtige Xantenerin sah sich in keiner Sonderrolle. Und auch für die bis dahin ausschließlich aus Männern bestehende Einheit sei ihr Geschlecht kein Thema gewesen. „Ich fühlte mich von Anfang an willkommen“, betont Geldermann. „Als Mensch unter Menschen“, fügt sie hinzu.

Inzwischen hat eine weitere Kameradin den Weg in die Sonsbecker Einheit gefunden – sie stieß 2018 als Quereinsteigerin dazu. Als Jugendwartin bereitet Geldermann zudem unter dem 29-köpfigen Nachwuchsteam zwischen zwölf und 18 Jahren zwei Mädchen auf den aktiven Dienst vor.

Sie würde sich weitere Frauen in der Wehr wünschen. Was viele abhalte, wisse sie nicht. „Natürlich braucht man familiären Rückhalt, um auch, wenn man Kinder hat, im Ernstfall schnell einsatzbereit zu sein“, sagt die zweifache Mutter, die auf die Unterstützung ihrer Schwiegereltern und ihres Mannes Sven zählen kann. „Doch Frauen in der Feuerwehr können alles, was Männer auch können. Die Ausbildung ist für alle gleich, und die Kameradschaft steht immer im Vordergrund“, betont die Wahl-Sonsbeckerin.

Sie selbst hat ihre Leidenschaft für die Feuerwehr während ihrer Ausbildung zur Fachangestellten für Bäderbetriebe entdeckt. Dafür war ein sechswöchiges Praktikum auf einer Rettungswache notwendig. „Das war so interessant, dass ich mit 18 Jahren gleich der Feuerwehr in Xanten beigetreten bin“, erzählt Geldermann. Auch über eine Karriere in der Berufsfeuerwehr habe sie mal nachgedacht. „Doch letztlich arbeite ich zu gerne als Bademeisterin“, so Geldermann, die gerade ihr silbernes Dienstjubiläum bei den Städtischen Bädern Wesel gefeiert hat. „Im Freiwilligendienst kann ich beides verbinden.“

Nachdem sie ihren Mann kennengelernt hat und nach Sonsbeck gezogen war, klopfte die junge Frau dort bei der Einheit an. „Wenn man einmal dabei ist, bleibt man.“ Doch so willkommen das neue Mitglied auch war, räumlich war das Sonsbecker Gerätehaus zunächst nicht auf Frauen ausgerichtet. Für Geldermann wurde ein kleiner Raum zur Umkleide umfunktioniert. „Das war schon ein Gewinn“, sagt die Unterbrandmeisterin lachend. „In Xanten mussten sich zu meiner Zeit alle hinterm Feuerwehrwagen umziehen.“ Diese Zeiten sind nach Umbauten zum Glück vorbei, die des Provisoriums ebenfalls gezählt. Die Sonsbecker Wehr sieht Kostenpflichtiger Inhalt in dem Anbau mit Duschen und Umkleiden für bis zu zehn Frauen die Chance, neue Zeiten anbrechen zu lassen.

(beaw)
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