Neersen Omer Klein Trio begeistert im Schloss Neersen

Neersen · Ausverkauftes Konzert in der Motte von Schloss Neersen: Das großartige Trio der Israelis aus New York begeisterte das Publikum. Am Ende applaudierten die Zuhörer stehend.

 Jazzfrühling in Willich: Das Omer Klein Trio aus New York spielte in der Motte von Schloss Neersen in der Besetzung Omer Klein, Klavier, Synthesizer, Haggai Cohen-Milo, Bass, Synthesizer, und Amir Bresler, Schlagzeug.

Jazzfrühling in Willich: Das Omer Klein Trio aus New York spielte in der Motte von Schloss Neersen in der Besetzung Omer Klein, Klavier, Synthesizer, Haggai Cohen-Milo, Bass, Synthesizer, und Amir Bresler, Schlagzeug.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Es war der Abschluss und gleichzeitig der Höhepunkt des diesjährigen Willicher Jazz-Frühlings: der Auftritt des israelischen Jazzpianisten Omer Klein in der mit 170 Zuhörern ausverkauften Motte in Schloss Neersen. Der 36-Jährige gastierte mit seinem Trio im Neersener Schloss und begeisterte das Publikum auf ganzer Linie – auch wenn sein zeitgenössischer Modern-Stil wahrlich keine Easy-Listening-Kost war.

Das verwundert nicht, wenn einem der Name Omer Klein und dessen Musik schon einmal begegnet sind. Seit dem 2016er Trio-Silberling „Sleepwalkers“ stehen die jungen Drei für stilsicheren Stilbruch. Will heißen: Sie schwingen auf der Leinwand namens Jazz den Klangpinsel und überwinden dabei hörbar lustvoll Grenzen. Das ist auch beim aktuellen Album „Radio Mediteran“ der Fall, das Klein und Kumpels neben neuen Songs in Willich präsentierten.

Der Titeltrack von „Radio Mediteran“ beginnt mit stark synkopisiertem Groove plus gegenläufiger Pianomelodie. Eine tiefe Basslinie taucht auf und verbindet sich mit einer sonnigen Melodie aus dem Nahen Osten. Was das Piano wohlig-warm halbtonschrittweise vollzieht, führt der analoge Synthesizer in Sechzehntel und mehr fort. Kurze, punktierte Impros führen zum Finale.

Unterschiedliche Einflüsse und Harmonien rund um das Mittelmeer fließen in den Soundkanal, aus dem hier und dort kleine Wellen schlagen – mal Balkan-lastig, mal arabisch-volkstümlich. Schaumkronen blitzen hervor, zerfallen, lösen sich auf. Das Herrliche dabei: Omer Klein kopiert keine Folklore, sondern saugt deren Elemente auf und bringt sie in einen neuen, eigenen Kontext. Diese Kreativleistung schwebt golden glitzernd über sämtlichen neun Stücken des Albums.

Fast erscheint einem „Radio Mediteran“, dieses zeitgemäße Stück Musikkultur, als eine Antwort auf die vielen ungelösten Fragen rund ums Mittelmeer. Über Sprachen hinweg tropft die Essenz einer Erkenntnis dickflüssig ins Ohr: Nur weil etwas anders, ja fremdartig klingt, bedeutet das nicht zwangsweise, dass es nicht mit Altbekanntem stimmig korrespondiert. Immerhin: Zum Schluss kehrt das Trio (mit Omer Klein großartig: Bassist Haggai Cohen-Milo und Drummer Amir Bresler) zum aktustischen Klassik-Trio zurück und versöhnt mit dynamischem Spiel zwischen Abstraktion, Romantik und robuster Energie.

Beim Willicher Konzert sind analoge Synthesizer, die für ganz neue Klangfarben sorgen, neu hinzugekommen. Doch die Inspirationsquellen rund ums Mittelmeer bleiben gleich: der Großvater aus Tripolis, der in den 1940er Jahren nach Palästina auswanderte, ein Wüsten-Trip, der Anisschnaps Arak oder ein Ausflug nach Bulgarien mit dem „Sofia Girl“.

Für den herzlichen Applaus gab es zwei Zugaben. Fachbereichsleiter Bernd Hitschler war hoch zufrieden.

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