Bei Bauer Heinen in Wesel Spargel zwei Wochen früher als 2018

Wesel · Temperaturen von 20 Grad haben am Freitag dafür gesorgt, dass bei den Spargelbauern in der Region die Saison gut zwei Wochen früher begonnen hat als im vergangenen Jahr. Das Kilo kostet zwischen vier und knapp 15 Euro.

 Peter Heinen freut sich über den ersten Spargel der Saison, die traditionell erst am 24. Juni endet.

Peter Heinen freut sich über den ersten Spargel der Saison, die traditionell erst am 24. Juni endet.

Foto: Klaus Nikolei

Bei Peter Heinen in Wesel-Obrighoven, dem einzigen Spargelbauern der Kreisstadt, waren die acht Erntehelfer aus Rumänien und Polen am Morgen bereits um 7 Uhr auf dem Feld, um die ersten weißen Stangen der Saison zu stechen. „Das ist wirklich unerwartet früh. Mindestens zwei Wochen früher als sonst“, sagt der 57-jährige Landwirt. Früher sei der Mai der Spargelmonat gewesen, heute eigentlich April – Zeichen des Klimawandels. Zwei warme Wochen im Februar haben das Wachstum extrem beschleunigt.

 Cosmin aus Rumänien schneidet die weißen Stangen aus dem Damm. Die Spargelspinne, eine batteriebetriebene Konstruktion auf vier Rädern, sorgt dafür, dass die beiden Folien über den Dämmen automatisch hochgehoben werden. Das erleichtert die Arbeit sehr.

Cosmin aus Rumänien schneidet die weißen Stangen aus dem Damm. Die Spargelspinne, eine batteriebetriebene Konstruktion auf vier Rädern, sorgt dafür, dass die beiden Folien über den Dämmen automatisch hochgehoben werden. Das erleichtert die Arbeit sehr.

Foto: Klaus Nikolei

Um seinen Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern, hat der Bauer mehrere Spargelspinnen angeschafft. Dabei handelt es sich um batteriebetriebene Gestelle auf vier Rädern, die automatisch die beiden über die Spargeldämme gespannten Folien hochheben und die außerdem noch Platz haben für die Kunststoffkörbe, in denen das Gemüse gesammelt wird.

Direkt unter den Folien herrschen Temperaturen von mehr als 40 Grad. „Noch wichtiger ist aber die Gradzahl in 40 Zentimetern Tiefe, wo die Wurzelkrone liegt. Dort haben wir 14 Grad. Ab zehn Grad wächst der Spargel“, sagt Heinen, auf dessen Hof bis zu 32 Hilfekräfte arbeiten. Allerdings erst, wenn auch die Erdbeeren Anfang Mai reif sind.

Damit die Saisonarbeiter, die bei Heinen etwas mehr als den Mindestlohn verdienen sowie eine Leistungsprämie erhalten können, auch gut untergebracht sind, hat der Landwirt im vergangenen Jahr kräftig investiert. Und zwar in den Neubau einer Unterkunft mit mehreren Zwei- und Drei-Bett-Zimmern, Gemeinschaftsküche und modernen Sanitäranlagen. In Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, gute und zuverlässige Erntehelfer zu finden, könnten ordentliche Unterkünfte ein Wettbewerbsvorteil sein, hofft Peter Heinen.

Rund 500 Kilogramm Spargel haben seine Mitarbeiter am Freitag gestochen. „Man muss ein gutes Drittel abziehen, das man nicht verwenden kann“, sagt Heinen. Gut 100 Kilogramm will er am Samstag an seinem Stand auf dem Großen Markt in Wesel anbieten. Dann kommt auch wieder seine Schälmaschine zum Einsatz. Und was kostet ein Kilo des von vielen so geliebten und herbeigesehnten Gemüses? Die Spanne reiche von vier Euro für den dünnen Suppenspargel und Bruch bis zu 14 Euro für die 1a-Qualität.

Den größten Teil des Spargels, der bis zum Ende der Saison am 24. Juni geerntet wird, vermarktet die Familie Heinen selbst auf Wochenmärkten, im Hofladen und über Holzhütten an Straßen. Peter Heinen beliefert auch mehrere Restaurants in Wesel wie das Tannenhäuschen, das Hotel Hohe Mark und die Gaststätte Schepers. Außerdem wird der Heinen-Spargel bei einem Selbstvermarkter in Essen angeboten. „Der hat eigentlich alles aus eigenem Anbau, nur eben keinen Spargel“, sagt Peter Heinen. Und sollte in den nächsten Wochen die Sonne dafür sorgen, dass es ein Überangebot gibt, ist ein Essener Großhändler dankbarer Abnehmer.

Wie die früh austreibende Spargelsorte Gijnlim schmeckt, das kann Peter Heinen noch nicht sagen. Er hat sich nämlich selbst noch keinen gekocht. Das allerdings soll am Wochenende nachgeholt werden. Und wie isst er ihn am liebsten? „Ganz klassisch – mit Kartoffeln, gekochtem Schinken und Sauce hollandaise.“

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