Diskussion im Raum Schermbeck Schafsverband fordert Tötung von Wolf GW954f

Niederrhein · Die Schäfer verlangen drastische Maßnahmen gegen den Wolf in Schermbeck. Er habe sich antrainiert, über zwei Meter hohe Zäune zu springen. Der Weseler Schäfer Maik Dünow, Sprecher der Berufsschäfer NRW, weist auf rechtliche Hürden hin. Gibt es mehr als einen Wolf?

 Die Schafhalter sind in Sorge um ihre Tiere.

Die Schafhalter sind in Sorge um ihre Tiere.

Foto: Latzel

Eine drastische Forderung stellt jetzt der Schafzuchtverband Nordrhein-Westfalen anlässlich der Dauerpräsenz des Wolfes im Raum Schermbeck/Hünxe auf: Das Tier solle getötet werden, fordern die Schafhalter. Die Sorge ist groß, zumal mittlerweile befürchtet wird, dass sich mehr als ein Tier in Schermbeck niedergelassen hat.

In Dinslaken war unlängst Damwild gerissen worden – elf Tiere an der Zahl, trotz zwei Meter hoher Zäune. Auch hier wird nun geprüft, ob es der Wolf war. „Die Weidehalter in den betroffenen Gebieten sind nicht mehr bereit, die dauernden Risse zu akzeptieren“, sagt Ortrun Humpert vom Schafzuchtverband Nordrhein-Westfalen in einer Presseerklärung. Die endgültige Klärung der Risse stehe noch aus, die Risse wurden vom Landesamt für Natur Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) aufgenommen, die Proben befinden sich zur Untersuchung im Senckenberg-Institut.

Der Weseler Schäfer Maik Dünow, ansässig im Lippedorf, hat sich Expertise in Sachen Wolf angeeignet. Eine „Entnahme“, also die Tötung des Wolfes, sei erst dann möglich, wenn das Tier mehrfach die errichteten Zäune übersprungen hat. Deshalb sei die Bewertung beim Schermbecker Wolf noch zu früh. Längst nicht alle Schafhalter dürften Spezialzäune eingerichtet haben, meint er. Dünow ist Sprecher der Berufsschäfer in NRW. Er ruft zu Besonnenheit in seiner Zunft auf: „Die Befürchtung, dass inzwischen mehr als ein Tier hier ist, hören wir öfter, auch die, dass die Wölfin Nachwuchs mit nach hier gebracht haben könnte“, sagt er. „Wir müssen uns an die Fakten halten“, betont er. In Kürze habe er ein Gespräch mit NRW-Ministerin Ursula Heinen-Esser (CDU). Dort solle es auch um den Wolf gehen.

Derzeit weiß man nur von einem Wolf mit der technischen Bezeichnung GW954f. Der Landrat hat sie unlängst „Gloria von Wesel“ genannt. Das Lanuv teilte auf Anfrage nur mit, dass es Fälle gebe, in denen auf einen Wolf sehr schnell ein Geschlechtspartner folgt, genauso aber Fälle, in denen standorttreue Tiere alleine geblieben seien. Derzeit gebe es keine Erkenntnisse, dass sich ein weiterer Wolf in Schermbeck aufhält. Auch lägen bisher keine durch Wildkameras übermittelten Bilder des Tieres vor.

Der Schafzuchtverband wiederum, ihm sind auch Hobbyzüchter angehörig, nicht nur Berufsschäfer, geht in den Forderungen weiter: „Leider sorgt die Praxis, Prävention erst nach sechsmonatiger Anwesenheit desselben Wolfes zu fördern, in diesem Gebiet dafür, dass die territoriale Wölfin dort ein halbes Jahr Zeit zum Üben und Trainieren des Überwindens von Zäunen hatte“, so Ortrun Humpert. Die Weidetierhalter seien oft nicht imstande, Prävention über den normalen Grundschutz hinaus aus eigener Tasche zu finanzieren. Zudem stelle sich den Weidetierhaltern immer häufiger die Frage, ob und welche Präventionsmaßnahmen überhaupt geeignet seien, Schutz vor bestimmten Wölfen zu bieten. So sei die territoriale Wölfin im Kreis Wesel nun offensichtlich in ein Gehege in Ortsrandlage eingedrungen, obwohl dieses der Wolfsrichtlinie für den Grundschutz entspreche. Hier sind Zäune von zwei Meter Höhe vorgeschrieben. Der Zaun sei nicht untergraben worden. Daher scheine es Wölfe zu geben, die nach entsprechendem Training in der Lage sind, auch Zäune zu überwinden, die den Grundanforderungen zum Herdenschutz genügen.

Der Schafzuchtverband fordert daher, dass Wölfe, die mehrfach die Schutzmaßnahmen überwinden und Nutztiere reißen, als Problemwölfe eingestuft werden. Konsequenz sei dann die „Entnahme“ dieser Wölfe, also die Tötung. Zudem müssten Schutzmaßnahmen bereits beim begründeten Verdacht der Ansiedlung gefördert werden. So hätte man eine Situation wie im Moment möglicherweise verhindern können.

Wegen des großen öffentlichen Interesses an dem Thema veranstaltet das Lanuv erneut eine öffentliche Bürgerversammlung. Die findet am Mittwoch, 14. November, in der Aula der Gesamtschule Hünxe ab 19 Uhr statt. Der Termin ist extra in die Aula verlegt worden, weil es bei der ersten Infoveranstaltung einen so großen Andrang gab, dass die Plätze nicht reichten. Dann werden sicher auch wieder zahlreiche Gäste aus dem Kreis Kleve kommen.

Die Schafhalter sind in Sorge um ihre Tiere.

Die Schafhalter sind in Sorge um ihre Tiere.

Foto: Latzel

In Sachen „Wolf“ hatte sich zuletzt auch der Landrat von Kleve eingeschaltet. Wie berichtet, hatte Wolfgang Spreen auf Bitten der Schäfer an die Ministerin geschrieben und darum gebeten, das Wolfsgebiet auf den ganzen Kreis Kleve auszudehnen. Bislang liegt nur ein kleiner Teil von Rees im Wolfgebiet. Also bekommen auch nur die Schäfer dort Zuschüsse für Schutzmaßnahmen. Die Antwort der Ministerin an den Landrat des Kreises Kleve steht noch aus.

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