Nach kurzer Erholung am Pegel wieder Niedrigwasser Gewichtige Rheinfunde geben Rätsel auf

Wesel · Die Ebbe ist nicht vorbei. Nach leichter Entspannung fallen am Weseler Pegel wieder die Werte. Unterdessen sammeln sich beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Relikte. Vermutlich ist auch militärisches Gerät der Alliierten darunter.

 Eindeutig aufs Konto der Ebbe geht die Entdeckung dieser Auffahrrampen. Bei Spellen wurden sie geborgen. Sie könnten 1945 von den Alliierten beim Rheinübergang genutzt worden sein.

Eindeutig aufs Konto der Ebbe geht die Entdeckung dieser Auffahrrampen. Bei Spellen wurden sie geborgen. Sie könnten 1945 von den Alliierten beim Rheinübergang genutzt worden sein.

Foto: LF

Spaziergänger haben am Rhein in den letzten Wochen und Monaten wegen des extremen Niedrigwassers viele Dinge gefunden, die der Fluss Jahrzehnte versteckt hielt. Nicht anders geht es Behördenmitarbeitern, die sich von Amts wegen um die Sicherheit auf der Bundeswasserstraße kümmern müssen. Die haben es dann schon mal mit absolut schwergewichtigen oder sperrigen Relikten zu tun, von denen sich einige jetzt am Sitz des Außenbezirks Wesel des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Duisburg-Rhein stapeln. Gleich vier mächtige Anker liegen dort. Doch haben die mit dem Niedrigwasser nichts zu tun.

Wie Martin Wolters, Leiter der Außenbezirke Emmerich und Wesel erklärt, handelt es sich um Teile, deren Verluste die Schiffsführer dem Amt mit Angabe des Ortes gemeldet hatten. Das WSA sorgte dann für die Bergung. Anders verhält es sich mit einigen großen Aluminiumblechen. Das sind in der Regel Lukendeckel, die sich bei Sturm von Frachtern verabschiedet haben. Einen recht seltenen Anblick bieten auf dem Gelände des WSA auf der Büdericher Insel derzeit sogenannte Auffahrrampen unbekannter Herkunft. Besagte Rampen könnten aus der Endphase des Zweiten Weltkrieg stammen. Bekanntlich haben die Alliierten nach schweren Bombardements im Februar sowie starkem Artilleriebeschuss im März 1945 parallel zur Luftlandeoperation im Raum Wesel eine Rheinüberquerung durchgeführt. Dabei könnten genau solche Rampen benutzt worden sein, wie sie jetzt in Höhe des Rheinkilometers 806 bei Spellen am rechten Rheinufer gefunden worden waren. Die Konstruktionen bestehen aus Holz und sind mit Stahlband ummantelt. Laut Martin Wolters haben sich auch Interessierte beim WSA gemeldet und gesagt, dass sie bestimmt von den Alliierten stammen. „Aber genau wissen wir es eben nicht“, sagt Wolters.

 Vier mächtige Anker, die Frachter verloren hatten, liegen jetzt auf dem gelände des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes in Wesel. Mit Niedrigwasser haben diese Funde aber nichts zu tun

Vier mächtige Anker, die Frachter verloren hatten, liegen jetzt auf dem gelände des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes in Wesel. Mit Niedrigwasser haben diese Funde aber nichts zu tun

Foto: LF

Auch ein Kühlschrank war unlängst gesichtet worden. Er blieb aber für einen Bergungstrupp wegen Ufernähe vom Wasser aus unerreichbar, und auch von Land aus kam man nicht ran. Solange die freizuhaltende Fahrrinne nicht beeinträchtigt wird und keine Gefahr besteht, bleiben solche Teile meistens wo sie sind.

Das WSA hat die Rampen zwar nun in Verwahrung, versteht sich aber nicht als Müllabfuhr. Natürlich wird Treibgut wie Baumstämme abgefischt, weil es die Schifffahrt gefährden kann. Ein alter Plastikeimer beispielsweise bleibt aber unbehelligt, kann sich weiter Richtung Niederlande spülen lassen. Dass der Rhein nun vieles an den Ufern seines Oberlaufs einsammelt und anderswo wieder anschwemmt, steht für Wolters nicht zu befürchten. Denn nach einer kleinen Welle, die Freitagnacht am Weseler Pegel bei 1,30 Meter kulminierte, sind die Werte wieder auf Talfahrt. Es fehlt eindeutig an Niederschlag in Süddeutschland, so dass die Frachter weiter in großer Zahl, aber jeweils nur geringer Ladung am Niederrhein unterwegs sind. Rekordtiefstand am 24. Oktober in Wesel: 0,93 Meter

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