Eisi Gulp mit Hackedicht-Programm in Schermbeck Warnung mit Tiefsinn und Witz

Schermbeck · Schauspieler Eisi Gulp gastierte mit einem Programm zur Suchtprävention in der Schermbecker Gesamtschule. Er warnte die rund 150 jungen Leute vor übermäßigem Alkoholkonsum und erntete vieler Lacher.

 Der Schauspieler und Komiker Eisi Gulp gewann die Aufmerksamkeit der etwa 150 Neuntklässler der Schermbecker Gesamtschule im Nu.

Der Schauspieler und Komiker Eisi Gulp gewann die Aufmerksamkeit der etwa 150 Neuntklässler der Schermbecker Gesamtschule im Nu.

Foto: Helmut Scheffler

Lautstarkes Lachen aus 150 Kehlen: Das will auf den ersten Blick gar nicht so recht passen zu einer Veranstaltung, in deren Verlauf Schülern die Gefahren von Drogen deutlich gemacht werden sollen. In der Aula der Gesamtschule Schermbeck gelang am Montag das Experiment, einem Komiker zwei Stunden lang die Informationen zur Suchtprävention zu überlassen. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit Humor und einer gehörigen Portion Tiefsinn fesselte Eisi Gulp die Neuntklässler.

Eisi Gulp, der auf den bürgerlichen Namen Werner Eisenrieder hört, ist ein bayerisches Urgestein. Im Bayerischen Rundfunk tritt der in München geborene Schauspieler, Kabarettist, Pantomime und TV-Moderator seit den 80er-Jahren in wechselnden Bühnenprogrammen auf. Mit „Hackedicht oder was?“ betreibt er Drogenprävention. Dieses Programm hat er in Zusammenarbeit mit der Knappschaft-Krankenkasse und dem Deutschen Kinderschutzbund inzwischen an etwa 200 deutschen Schulen vorgestellt. „Es ist besonders im Jugendalter wichtig, auf die Gefahren von Alkohol- und Drogenmissbrauch hinzuweisen und vorzubeugen“, sagte Schulleiter Norbert Hohmann.

Im Tanzstudium in München, New York und Paris hat Eisi Gulp gelernt, dass man mit Körpersprache Sachverhalte oft besser vermitteln kann. Schon sein Start auf der Bühne der Gesamtschule mit einem fetzigen Tanz ließ denkbare Barrieren zwischen den Schülern und dem Gast erst gar nicht aufkommen. Einer, der in Jeans daherkommt, die Sprache der Schüler verwendet und sich authentisch als wesentlich jünger präsentiert, als es das Geburtsjahr 1955 erwarten lässt, der gewinnt 14- bis 16-Jährige im Nu.

Besserwisserisch auf die Gefahren von Alkohol und Nikotin zu verweisen, das war nicht sein Ding. Eisi Gulp nutzte seine Talente, um vorzuführen, wie sich Menschen benehmen, wenn sie zu tief ins Glas geschaut haben. Das Torkeln und Würgen werden die Schüler als Signale dafür, wie gefährlich Alkohol für die Teilnahme am Verkehr ist und welche gesundheitlichen Beeinträchtigungen als Folge zu vieler Alkoholprozente auftreten können, nicht so schnell vergessen.

In ähnlich lockerer Form wurden andere Aspekte glaubwürdig präsentiert: das oftmals falsche Vorbild der Eltern, das Schäfchenverhalten junger Leute, die einfach irgendetwas mitmachen wollen, um in zu sein, oder eine Werbung, die ein Wohlfühlverhalten vorgaukelt. „Lasst euch so nicht verarschen! Die wollen nur euer Geld!“, warnte Eisi Gulp vor einer Werbung mit falschen Versprechungen.

Auch mit irreführenden Aussagen der Statistik befasste sich der Komödiant. Wenn von durchschnittlich 950 bis 1100 Drogentoten pro Jahr gesprochen werde, sei das nicht einmal die halbe Wahrheit, weil das nur die Opfer verbotener Drogen seien. Bis zu 75.000 Menschen würden in Deutschland jährlich „an den Folgen des Suffs“ sterben. Auch der Medikamentenmissbrauch sorge für etwa 45.000 Tote pro Jahr.

Die Gesamtpalette der Informationen zur Suchtprävention wird von den Lehrern der Gesamtschule unterrichtlich vertieft. Überhaupt legt sie großen Wert auf eine die Schulzeit begleitende Problematisierung. Mit den Gefahren des Rauchens befassen sich die Sechstklässler. Besonders im Fach Biologie, aber auch fächerübergreifend, wird das Themenfeld „Alkohol und Rauchen“ in den Jahrgängen sieben und acht behandelt. Auch im Jahrgang neun werden die Lehrer von Mitarbeitern der Drogenberatungsstelle des Kreises Wesel unterstützt. Ein Teil der Neuntklässler wird dort zu Peers der Drogenberatung ausgebildet, um anschließend ihr Wissen an die Siebtklässler der eigenen Schule weitergeben zu können.

Die Zusammenarbeit von Knappschaft und Kinderschutzbund soll fortgesetzt werden. Sandra Piehl von der Knappschaft verweist auf steigende Zahlen Minderjähriger, die wegen Alkohol im Krankenhaus behandelt werden müssen.

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