Brutgeschäfte Den Bislicher Störchen ins Nest geschaut

Wesel/Hamminkeln · Manche waren im Winter gar nicht weg, andere hatten eine kurze Anreise, auf weitere wird gewartet: Hans Glader (Stiftung Störche NRW) gibt einen Zwischenbericht zur aktuellen Situation der Tiere in seinem Beobachtungsgebiet.

 Das brütende Paar auf der Kirchwoy in Bislich kann jederzeit über die Webcam auf www.bislich.de beobachtet werden.

Das brütende Paar auf der Kirchwoy in Bislich kann jederzeit über die Webcam auf www.bislich.de beobachtet werden.

Foto: Fritz Schubert

Dass die Störche an den Niederrhein zurückgekehrt sind, erfreut die Naturfreunde schon seit einigen Jahren. Zwar gibt es immer wieder mal Sorgen, dass Wetterbedingungen und Futterangebot fürs Überleben der Brut nicht reichen könnten, doch lässt sich klar eine Zunahme der Population feststellen. Auch jetzt geht Hans Glader aus Werth, Vorsitzender des Stiftung Störche NRW und früher langjähriger Mitarbeiter der Biologischen Station Kreis Wesel, wieder davon aus, dass neue Paare die Nistangebote besetzen.

Bereits fleißig ins Brutgeschäft der neuen Saison eingestiegen ist das Paar auf der Kirchenwoy in Bislich. Dem kann man bequem per Webcam auf der Seite www.bislich.de ins Nest schauen und feststellen, dass stolze fünf Eier drinliegen (siehe Info-Box).

Manche waren im Winter gar nicht weg, andere hatten von Südspanien eine kurze Anreise, auf weitere aus dem fernen Afrika wird noch gewartet: So lässt sich die Situation zum jetzige Zeitpunkt beschreiben. Glader beobachtet das Geschehen unter den Störchen im rechtsrheinischen Gebiet von Anholt bis Wesel.

Aus anderen Regionen fehlen ihm noch Zahlen zu den jüngsten Entwicklungen. Die sahen in den beiden letzten Jahren recht gut aus. So wurden 2018 von Kleve bis Duisburg gut 70 Paare mit 140 Jungen ermittelt. 2019 dürften es laut Glader mindestens 80 Paare gewesen sein. Auf insgesamt zwölf Paare kam er im vergangenen Jahr selbst, darunter fünf neue. Diese hatten sich in Isselburg, Hamminkeln, Wertherbruch, der Pollschen Heide bei Brünen und in der Weseler Aue niedergelassen.

Ob alle wiederkommen, eventuell neue Störche dabei sind, wird sich zeigen. Mit Zuzug ist bis Ende April zu rechnen, sagt Hans Glader. Die bis nach Afrika geflogenen Tiere brauchen eben etwas länger. Sie haben nicht nur die weiteste, sondern auch die gefährlichste Strecke zu absolvieren. Für Jungvögel ist besonders der Hinflug mit Risiken verbunden. „Dann kennen sie die Meerenge von Gibraltar noch nicht und wissen nicht, dass sie sich vorher sehr weit hochschrauben müssen, weil über dem Wasser die Thermik für einen weiten Segelflug fehlt“, sagt Glader. Immerhin 14 Kilometer sind es an der engsten Stelle von Europa nach Afrika. Da komme es unter den Unerfahrenen schon zu Verlusten.

Die besten Überlebenschancen haben wohl die Jungen von Eltern, die am Niederrhein geblieben sind. Die Altvögel steigen früher ins Brutgeschäft ein, die Jungvögel können zum Zeitpunkt der Schafskälte im Juni schon echte Federn statt Flaum haben. Ähnliche Vorteile haben Störche und Kraniche, die zum Überwintern nur bis Spanien ausweichen.

Wo Störche sich überall rumtreiben, können Wissenschaftler nachvollziehen, wenn die Tiere einen Sender tragen. Ein solches war zuletzt auf der Bislicher Insel bei Xanten beheimatet. Der Storch war 2014 in Coburg beringt und besendert worden. Die menschlichen Akteure arbeiten mit dem Max-Planck-Institut zusammen. Glader ist gespannt, was die gesammelten Flugdaten für ein Bewegungsprofil ergeben.

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