Gründerpreis Planspiel verwandelt Schüler in Gründer

Wermelskirchen · Leon Wolff trägt Anzug und Krawatte, er greift zur Fernbedienung für die Präsentation und wirft einen letzten Blick in seine Redekarten. Der Oberstufenschüler des Gymnasiums probt den Ernstfall: Er schlüpft in die Rolle eines Existenzgründers und stellt seine Idee vor.

 Sina Standke, Leon Wolff, Lisa Marline Schmidt und Victoria Henkel (v. l.) präsentierten beim Kickoff des Deutschen Gründerpreises ihre Geschäftsidee.  Foto: J. Moll

Sina Standke, Leon Wolff, Lisa Marline Schmidt und Victoria Henkel (v. l.) präsentierten beim Kickoff des Deutschen Gründerpreises ihre Geschäftsidee. Foto: J. Moll

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Konzept, Finanzplan, Marktanalyse: Bei dem halbstündigen Vortrag, den der Abiturient gemeinsam mit Victoria Henkel, Lisa Marline Schmidt und Sina Standke hält, fehlt nichts. Die vier sind bestens vorbereitet.

Dass sie eigentlich inmitten eines Planspiels und nicht wirklich in einer Existenzgründung stecken, das dürfte Nicht-Eingeweihten glatt entgehen. Denn die vier Wermelskirchener zeigen vollen Einsatz. Allerdings sind sie auch nicht ganz neu in der Branche: Schon im vergangenen Jahr nahmen die Gymnasiasten an dem Planspiel „Deutscher Gründerpreis für Schüler“ teil. Damals landeten sie unter 1000 Bewerbungen auf Platz zehn. Auch dieses Jahr winken die Teilnahme am Futurecamp und Geldpreise. Die Entscheidung fällt im Juni.

Im Publikum sitzen am Donnerstag viele Schüler des Beruflichen Gymnasiums, die ebenfalls an dem Planspiel teilnehmen, aber auch Lehrer und Berater aus der Wirtschaft. Sie alle staunen nicht schlecht, als Leon Wolff, Victoria Henkel, Lisa Marline Schmidt und Sina Standke ihre Idee präsentieren: den com.one – ein intelligentes Assistenzarmband für Demenzkranke. „Die meisten von uns kennen Menschen, die an Demenz leiden“, sagt Lisa Marline Schmidt, „und wir wollten etwas entwickeln, das vielen Menschen hilft.“ Das bedeute natürlich gleichzeitig, dass es auch einen großen Markt für ihr Produkt gebe. Der com.one vereint mehrere Funktionen in einem Gerät: Er alarmiert Hilfsdienste bei einem Sturz, erinnert Demenzkranke an Termine und Medikamente, macht Telefonie möglich und mit Bild- und Audiodateien will die Memory-Funktion beim Erinnern helfen. „Gleichzeitig sollen Angehörige und Pflegekräfte über eine App den Herzrhythmus des Patienten überwachen können“, sagt Sina Standke. Und Menschen mit Weglauf-Tendenz können über das Armband dank GPS geortet werden. „Die Idee steht“, sagt Leon Wolff. Dann gewähren die Schüler einen Einblick in ihre Zahlen.

Seit vergangenem Oktober arbeiten die Schüler an ihrem Gründungskonzept. Unterstützung bekommen sie nicht nur von ihren Lehrern und von Paten aus der Wirtschaft, sondern auch von Sarah Schaefer von der Sparkasse, die das Planspiel als einer von mehreren Sponsoren ins Leben gerufen hat. „Dieses Planspiel ermöglicht es, viele Erfahrungen zu sammeln“, sagt sie, „und Mut zur Gründung zu machen“. Und genau das ist der Grund, warum die vier Schüler so viel Zeit und Energie in das Projekt stecken. „Es ist eine Art Warmlaufen“, sagt Leon Wolff und trägt sich mit eigenen Gründungsplänen nach der Schule. Die Übung sei wertvoll, die Zusammenarbeit im Team präge und dem Lebenslauf schade es auch nicht, ergänzt Lisa Marline Schmidt. Und sind die Schüler gar nicht traurig, dass ihre Pläne für das Assistenzarmband nicht in die Realität umgesetzt werden? „Ein bisschen schon“, räumt Lisa Marline Schmidt ein. Aber dann ergänzt Leon Wolff fröhlich: „Wer weiß. Wer uns als Team einsetzen möchte, kann uns ansprechen.“

(resa)
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