Wermelskirchener Schulausschuss diskutiert heftig Neue Gesamtschule entsteht am Weyersbusch

Wermelskirchen · Die zweite weiterführende Schule soll am Standort der Sekundarschule ihr Domizil bekommen. Diese Beschlussempfehlung geht an den Rat. Umstritten ist: Die Sekundarschule wird nicht umgewandelt, sondern läuft aus – die Gesamtschule wird neu gegründet.

 Die heutige  Sekundarschule – die Modulbauweise war mal als Übergangslösung gedacht und dürfte nun Dauerlösung werden.

Die heutige  Sekundarschule – die Modulbauweise war mal als Übergangslösung gedacht und dürfte nun Dauerlösung werden.

Foto: Udo Teifel

Nach langem Ringen um Formulierungen, der mehrheitlichen Abweisung des Grünen-Antrags, die Abstimmung auf die Stadtratssitzung zu vertagen, und sogar einer Sitzungspause, um die einzelnen „Bausteine“ der Entscheidungsempfehlung getrennt votierbar zu machen, stand die Beschlussempfehlung des Schulausschusses an den Stadtrat fest: Die neue Gesamtschule soll am heutigen Standort der Sekundarschule an der Wirtsmühler Straße/Weyersbusch entstehen. Bei drei Gegenstimmen (zwei Grünen, eine Zukunft) fiel diese Entscheidung letztlich mit deutlicher Mehrheit. Als Crux der Diskussion erwies sich die Frage, ob die jetzige Sekundarschule umgewandelt oder die Gesamtschule neu gegründet werden soll.

Die von der Stadtverwaltung vorgelegte Beschlussvorlage formulierte die „Neugründung einer mindestens vierzügigen Gesamtschule“, wogegen sich die Grünen stellten. Die Umformulierung führte zu aufgesplitteten Abstimmungen: Für die Umwandlung der Sekundar- in eine Gesamtschule gab es lediglich vier Stimmen (Grüne, FDP, Zukunft). Um aber nicht „gegen“ eine Gesamtschule votieren zu müssen, verlief die dann zwangsläufige Abstimmung über eine Neugründung einer Gesamtschule einstimmig. Konsequenz daraus: Mit Neugründung der Gesamtschule zum Schuljahr 2023/24 gibt es am Weyersbusch zwei Schulleitungen für die auslaufende Sekundar- und für die neue Gesamtschule. Was mancher als „Schlag ins Gesicht“ des Lehrerkollegiums der Sekundarschule betrachtet: Die heutigen Sekundarschullehrer werden durch die Neugründung nicht „übernommen“, sondern müssen sich neu bewerben, wenn sie an der  Gesamtschule unterrichten und damit an „ihrem“ bisherigen Ort des Wirkens längerfristig arbeiten wollen.

Ob allerdings das Lehrerkollegium der Sekundarschule den Wermelskirchener Schülern an der Gesamtschule erhalten bleibt, ist zumindest äußerst fraglich, wie Moritz Lohmann ausführte. Dem Didaktischen Leiter der Sekundarschule war gemeinsam mit Sekundarschuleltern- und -schülervertretern eigens mehrheitlich Rederecht (eine Gegenstimme von der CDU) im Schulausschuss eingeräumt worden. Moritz Lohmann verwies auf eine Umfrage unter den Sekundarschullehrern, die 61 von 81 Pädagogen beantwortet hätten und wonach lediglich „ein Viertel“ davon „auf jeden Fall“ bei einer Neugründung zur Gesamtschule wechseln würden: „Es gibt eine hohe Nachfrage nach Lehrern. Wir sind in keiner guten Verhaltensposition für die Nachwuchswerbung.“ Hintergrund ist der Lehrermangel, den auch die Grünen als ein Argument für ihren Antrag auf Umwandlung der Sekundar- zur Gesamtschule anführten.

Bei der CDU war vom noch vor zwei Wochen angekündigten „Schulgipfel“   nichts mehr zu hören. „Unsere Fraktion ist mehrheitlich für eine Realschule. Sollte es im Stadtrat eine Mehrheit für die Gesamtschule geben, werden wir das nicht blockieren“, betonte Monika Müller für die Christdemokraten, die jedoch bei der Einrichtung einer Gesamtschule auf jeden Fall für eine Neugründung wären. Sowohl Müller als auch Jochen Bilstein (SPD), der für seine Meinungsäußerungen als Fraktionschef  eden Schulausschussvorsitz vorübergehend an seine Vertreterin Monika Müller übergab, hatten die „schlicht nicht finanzierbaren“ (Bilstein)  Kosten für einen Schulneubau an der Rot-Kreuz-Straße betont. Der Technische Beigeordnete Thomas Marner habe inhaltlich gute Gründe geliefert, warum ein Neubau einer Gesamtschule an der Rot-Kreuz-Straße nicht sinnvoll sei, stellte Monika Müller fest. Das sahen Ulrike Schorn-Kussi und Viola Willinghöfer auf Seiten der Grünen anders: „Wir vermissen eine transparente und ausreichend in die Tiefe gehende Wirtschaftlichkeitsanalyse.“ Alternative Finanzierungen sollten bedacht und nicht „so wichtige Entscheidungen auf so schwachen Füßen gefällt“ werden. „Dagegen verwehre ich mich, das finde ich eine Unverschämtheit“, konterte  Marner: „Wir haben uns das sehr genau angeschaut.“

Für die Neugründung einer Gesamtschule spreche der davon ausgehende „neue Impuls“, der „nicht zu unterschätzen“ wäre, meinte  Bilstein. Dagegen machte sich Julia Stüttken in Vertretung für die Sekundarschulelternsprecherin Sandra Hokkeler stark: „Es entzieht sich unserer Phantasie, wie ein Umbau an der Wirtsmühler Straße im laufenden Schulbetrieb vonstatten gehen soll.“ Dazu forderte die Elternvertreterin die Umwandlung der Sekundar- zur Gesamtschule, damit die heutigen Schüler diese Chance bekämen und die Lehrer gehalten würden.  Unstrittig war, dass die neue Gesamtschule, die nach Vorgaben der Bezirksregierung stets eine Ganztagsschule ist, auf Grundlage des NRW-Schulgesetzes als „Schule des Gemeinsamen Lernens“ geführt wird.

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