Ehrenamtliches Engagement in Wermelskirchen Die fleißigen „Schrauber“ aus der Fahrradwerkstatt

Wermelskirchen · Die Fahrradwerkstatt von „Willkommen in Wermelskirchen“ ist ein Erfolgsmodell. Jetzt warten die Helfer aufs Frühjahr und auf Abnehmer, denn die Lagerräume sind proppenvoll.

Fortbildung gehört dazu: Wie wird ein Rad eingespeicht ?  Klaus Wedemeyer (l.) hat mit Peter Schneider, Herbert Hünninghaus und Peter Kirchertz wissbegierige „Schüler“.

Fortbildung gehört dazu: Wie wird ein Rad eingespeicht ?  Klaus Wedemeyer (l.) hat mit Peter Schneider, Herbert Hünninghaus und Peter Kirchertz wissbegierige „Schüler“.

Foto: Willkommen in Wermelskirchen

In der Fahrradwerkstatt in der Luisenstraße wird man dieser Tage sicherlich einmal kurz anstoßen oder sich ein Stück Kuchen zum Kaffee gönnen. Grund dazu gibt es, denn die unter dem Dach von „Willkommen in Wermelskirchen“ gegründete Initiative besteht in diesen Tagen fünf Jahre.

In den Räumlichkeiten der ehemaligen Bäckerei Epking gibt es seit 2017 einen kleinen Reparatur- und Schulungsraum sowie ein Lager für die fertig reparierten Fahrräder. Alle Räumlichkeiten sind derzeit so proppenvoll, dass man sich kaum noch bewegen kann. Knapp 40 Fahrräder, darunter zehn Kinderräder, warten auf Abnehmer. Und so traurig es ist: Für die Versorgung von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine wäre man in Wermelskirchen gerüstet.

Die riesige Nachfrage von Geflüchteten und Bedürftigen nach fahrbaren Untersätzen hat dabei spürbar nachgelassen. Stand man einst vor der Werkstatt Schlange, so sind es heute nur noch wenige, die nach einem Fahrrad fragen. Einerseits ist eine gewisse Grundversorgung in Wermelskirchen eingetreten, andererseits hat auch Corona dafür gesorgt, dass der persönliche Kontakt und Andrang in der Werkstatt zurückgegangen ist.

Klaus Wedemeyer, Peter Kirchertz und Peter Schneider (v.l.) präsentieren die fertigen Kinderräder.

Klaus Wedemeyer, Peter Kirchertz und Peter Schneider (v.l.) präsentieren die fertigen Kinderräder.

Foto: Willkommen in Wermelskirchen

Die ehrenamtlichen Schrauber haben in den beiden vergangenen Jahren so gut es ging weitergearbeitet, da es genug Radspenden gab und und immer noch gibt. Viele Wermelskirchener sind zuletzt auf neue (E-) Bikes umgestiegen und stellten der Fahrradwerkstatt ihre älteren und teilweise neuwertigen Räder für den guten Zweck zur Verfügung.

Mehr als 350 Fahrräder, so hat der Leiter der Fahrradwerkstatt, Peter Kirchertz, ermittelt, wurden in den letzten fünf Jahren in Wermelskirchen ausgegeben. Zuvor, von 2015 bis 2017, hatte Herbert Hünninghaus auf dem Pro-Vita-Firmengelände in Dabringhausen die erste Fahrradwerkstatt gegründet und in dieser Zeit 160 geflüchtete Menschen mit Fahrrädern versorgt. Auch wenn Hünninghaus heute einen „mobilen Fahrradservie“ mit Hol- und Bringservice in Eigenregie betreibt, steht er der Wermelskirchener Fahrradwerkstatt auch weiterhin mit Rat und Tat zur Verfügung.

 In den ehemaligen Räumen der Bäckerei Epking an der Luisenstrasse 12 ist die Fahrradwerkstatt seit fünf Jahren untergebracht.

In den ehemaligen Räumen der Bäckerei Epking an der Luisenstrasse 12 ist die Fahrradwerkstatt seit fünf Jahren untergebracht.

Foto: Willkommen in Wermelskirchen

Zum harten Kern der Fahrradwerkstatt gehören neben Peter Kirchertz (von seinen Mitstreitern liebevoll als „Vorarbeiter“ betitelt), Klaus Wedemeyer, Peter Schneider, Manfred Arndt, Karl Vöhringer und Joachim Zappe. Ramin Delghani hält der Fahrradwerkstatt ebenfalls seit Jahren die Treue. Er, einst selbst aus dem Iran geflüchtet, arbeitet mittlerweile professionell in der Werkstatt des Fahrradhauses Lambeck und ist dabei ein gutes Beispiel für gelungene Integration. Montags und samstags hält er in der Luisenstrasse so eine Art „Stallwache“.

In der Fahrradwerkstatt hofft man nun, dass sich in den kommenden Wochen die Räumlichkeiten in der Luisenstraße durch eine verstärkte Nachfrage nach Fahrrädern wieder leeren werden. Geflüchtete und bedürftige Menschen gehören zwar weiterhin zum bevorzugten Personenkreis, jedoch sieht man auch anderweitig den Bedarf nach älteren Fahrradmodellen steigen.

Zum Beispiel suchen viele Studentinnen und Studenten Vehikel für ihren Studienort. Dort darf das Fahrrad auf keinen Fall hochwertig sein, denn die Diebstahlrate ist immens hoch. Da ist ein älteres, vom Style her nicht aktuelles Modell, der beste Schutz vor organisierten Fahrrad-Diebesbanden. uch Einzelhändler könnten in der Wermelskirchener Fahrradwerkstatt fündig werden. Alte Fahrräder, oder wie man heute sagt, „Vintage-Bikes“, sind ideale Dekorations-Objekte fürs Schaufenster.

(tz)
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