Gastbeitrag Hartmut Demski Die Zukunft gehört nicht dem Virus – Gott will das Leben

Wermelskirchen · Als die Corona-Krise begann, war mein Terminkalender voll. Das meiste davon waren Gespräche und Kontakte mit anderen Menschen. Sehr schnell wurde deutlich, dass die meisten dieser Termine erst einmal ausfallen mussten.

 Superintendent Pfarrer Hartmut Demski

Superintendent Pfarrer Hartmut Demski

Foto: Demski

Inzwischen haben sich viele verschiedene Wege aufgetan, vor allem durch das Internet und die Medien Kontakte aufrecht zu erhalten. Anfangs aber hieß es durch die Bank: Sitzung? Ausgefallen. Gespräch? Abgesagt. Besuch? Findet nicht statt.

Aber Ostern fällt nicht aus. Ostern wird nicht abgesagt. Auch wenn viele unserer Gottesdienste und Feiern zu Ostern so nicht stattfinden können, wird Ostern nicht ausfallen. Und das liegt nicht nur an der Kreativität und der Freude, mit denen in vielen Gemeinden neue Wege der Verkündigung des Osterevangeliums begangen werden; sondern das liegt vor allem an Ostern selbst: Die Verkündigung, die Botschaft dieses Festes sind nicht totzukriegen. Jesus war tot. Sein Leidensweg bis ans Kreuz wird zu einem traurigen Zeichen von Inhumanität und politisch-religiösen Ränkespielen. Doch an diesem Morgen verbreitet sich unter seinen verängstigten und isolierten Anhängern wie ein Lauffeuer die Nachricht: Er lebt. Gott hat ihn auferweckt. Das war noch nicht das letzte Wort. Sie können es kaum glauben. Sie wollen ihn sehen, berühren, aber nur einige stehen an dem leeren Grab, anderen begegnet er später, vielen bleibt die Frage: Glaubst du das?

Ich glaube diese Botschaft, weil sie zum Leben Jesu gehört. Für ihn war der Tod nie das Letzte; er sprach davon schon zu seinen Lebzeiten. Und es war für ihn immer Gott, von dem alles ausging. Gott will das Leben. Gott hat uns nie gewollt, um ein paar Jahrzehnte dahin zu leben und dann zu vergehen. Dazu ist das Leben viel zu wertvoll, zu geheimnisvoll, zu groß. Wer kann denn ernsthaft glauben, dass Gott uns für das Grab geschaffen hätte-

Der lateinische Name Corona heißt eigentlich Kranz oder Krone. Dieser ganzen Gruppe von Viren wurde dieser Name schon Ende der 60er Jahre gegeben, weil sie unter dem Elektronenmikroskop aussehen, als würde sie ein Strahlenkranz umgeben, ähnlich der Sonnenkorona. Dass dieser Virus im 21. Jahrhundert so seine Macht über uns entfalten, uns ängstigen, lahmlegen und sogar töten kann, das scheint zu diesem Namen zu passen. Und doch wissen wir: Die Zukunft gehört nicht dem Coronavirus. Mit der uns gegebenen Vernunft, mit Erfahrung und Geschick wird die Medizin ein Serum gegen das Virus schaffen; viele werden immun gegen seinen Einfluss; es wird besiegt.

Wir werden die Opfer beklagen und sie werden die Überlebenden bleibend erinnern, dass unsere Macht und unsere Möglichkeiten begrenzt sind. Aber die Ostererfahrung kann er uns nicht nehmen: Gott will das Leben und er will, dass wir leben. In diese Gewissheit leitet uns das Osterfest, ob wir es nun für uns oder in der großen Gemeinschaft begehen. Es sind die Worte, die Lieder, die Erfahrungen des Festes, die seine Kraft ausmachen. Sie werden uns geleiten auch in die Zeiten, die vor uns liegen.

Pfarrer Hartmut Demski ist Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Lennep und Pfarrer in Wermelskirchen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort