Ostern Freunde fürs Leben

Wermelskirchen · Sie sind in schweren Zeiten füreinander da und feiern miteinander in den guten: echte Freunde. Das gilt für Kumpels und Reitfreundinnen, für Männerrunden und Frauenfreundschaften und auch für die Jünger in der Ostergeschichte.

 Ein halbes Leben lang befreundet: Günther Ehlenbeck (80) und Werner Steinhaus (87) in Hünger.

Ein halbes Leben lang befreundet: Günther Ehlenbeck (80) und Werner Steinhaus (87) in Hünger.

Foto: Theresa Demski

Werner Steinhaus öffnet das Törchen im Garten. Er muss nicht klingeln, nicht rufen oder vorher telefonieren. Der 87-Jährige öffnet einfach das kleine Törchen, das den Garten seines alten Freundes von der Straße trennt und spaziert zur Terrasse. „Es gibt diese Menschen, da bist du willkommen“, sagt Werner Steinhaus, „und das gilt für seinen Garten genauso wie für meinen.“ Günther Ehlenbeck nickt und begrüßt seinen alten Freund. „Wir würden nie vor verschlossenen Türen stehen“, sagt er. Dafür kennen sich die beiden viel zu lange. Beide sind in Hünger aufgewachsen, haben hier geheiratet, ihre eigenen Unternehmen geführt und Familien gegründet. „Aber Freunde sind wir eigentlich erst damals geworden, als ihr unsere Heizung erneuert habt“, sagt Werner Steinhaus und dann blickt er seinen Freund an. „Wann war das?“

Günther Ehlenbeck muss nicht lange rechnen. „Das war 1969“, sagt der heute 80-Jährige, der sich als Installateur für Sanitär- und Heizungstechnik selbstständig gemacht hatte. Und irgendwie habe das einfach zusammengepasst – auch die Ehefrauen verstanden sich gut. „Wir sind dann alle zusammen in den Urlaub gefahren“, erzählt Steinhaus und lacht: „Wir haben eine Männerfreundschaft mit Familien.“ Natur, Garten, CVJM und Singkreis: Ihre Interessen verbanden Günther Ehlenbeck und Werner Steinhaus. Und heute? Einmal in der Woche spielen die beiden mit Freunden Canasta, sie tauschen Salatpflanzen. Sie brauchen dann nicht viel reden, sie verstehen sich. Und deswegen stehen die Gartentörchen weiter offen.

 „Freunde ärgern einen nicht“: Juli (12) und Jakob (9) vermissen ihre Freunde in Corona-Zeiten.

„Freunde ärgern einen nicht“: Juli (12) und Jakob (9) vermissen ihre Freunde in Corona-Zeiten.

Foto: Theresa Demski

Was steckt eigentlich hinter einer echten Frauenfreundschaft? Lena Tillmanns und Kira Ehlenbeck schauen sich einen Moment an. „Vertrauen“, sagen die beiden jungen Frauen, die sich vor sieben Jahren im CVJM kennenlernten, dann wie aus einem Mund. „Wir können uns alles erzählen“, ergänzt Kira Ehlenbeck. Damals zum Beispiel, als sie einen Antrag von ihrem heutigen Mann bekam. Da schickte sie ein Foto vom Verlobungsring an ihre beste Freundin. Deren Antwort: „Ja klar, mach ich.“ Die Frage danach, Trauzeugin zu werden, musste gar nicht gestellt werden. Es war völlig klar, dass Lena Tillmanns den Junggesellinnenabschied organisieren und ihre Unterschrift beim Standesamt leisten würde. „Ich konnte mich komplett auf sie verlassen“, sagt die 24-jährige Braut, „sie wusste einfach, was ich wollte.“

 „Wir sind füreinander da“: Kira Ehlenbeck und Lena Tillmanns sind beste beste Freundinnen.

„Wir sind füreinander da“: Kira Ehlenbeck und Lena Tillmanns sind beste beste Freundinnen.

Foto: privat

Und das habe wohl auch damit zu tun, dass sie beide keine klassischen „Mädchen-Mädchen“ seien. Statt mit dem Bauchladen auf Junggesellinnentour zu gehen, schlugen die Frauen und ihre Freundinnen mit einem Vorschlaghammer auf ein altes Auto ein. „Früher waren Freundschaften oft oberflächlich“, sagt Lena Tillmanns, „aber wir beide würde alles füreinander machen.“ Und dann erzählt sie von jenem Moment auf einer Jugendfreizeit, als sie einen Anruf bekam, dass ihre Mutter im Sterben liege. „Ich habe nach Kira gerufen und sie war da“, erzählt die 22-Jährige. Ohne die Unterstützung ihrer besten Freundin hätte sie diese Zeit nicht so gut bewältigen können, sagt sie heute. Und wie lange dauert so eine echte Frauenfreundschaft? Die Beziehung verändere sich natürlich, sagen die beiden, und das sei auch nicht schlimm: „Fest steht, wir sind füreinander da.“

Jakob (9) kennt dieses Gefühl: „Mein bester Freund und ich haben immer Fußball gespielt und sind Fahrrad gefahren.“ Letztes Jahr zog sein Kumpel nach Münster. „Echt blöd“, sagt Jakob heute. Er sei froh, dass viele seiner anderen Freunde noch in der Nähe wohnen. „Wir helfen uns gegenseitig“, sagt er, „und wenn wir uns wieder treffen dürfen, dann gehen wir wieder in den Wald und bauen am Bach.“ Bis dahin treffen sich die Jungs per Videokonferenz. Was das wichtigste an guten Freunden sei? „Die würden einen niemals ärgern“, sagt Jakob. Auch seiner Schwester Juli fehlen die Treffen mit ihren beiden Freundinnen. „Vor allen die Pausen in der Schule, in denen wir immer miteinander reden“, sagt die Zwölfjährige, „wir können uns dann alles sagen und uns vertrauen.“ Und dazu komme natürlich die Liebe zu den Pferden. „Nee“, befindet Juli, „so ein Leben ohne Freunde wäre nicht gut.“

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