Euroschlüssel Der Schlüssel gegen lange Schlangen

Wermelskirchen · Der Euroschlüssel ermöglicht Menschen mit Behinderung den kostenfreien Zugang zu Behindertentoiletten.

 Der Euroschlüssel passt europaweit zu Schließsystemen – so wie zur Toilette am Busbahnhof. Christiane Beyer stellt das Modell vor.

Der Euroschlüssel passt europaweit zu Schließsystemen – so wie zur Toilette am Busbahnhof. Christiane Beyer stellt das Modell vor.

Foto: Theresa Demski

Petra Sprenger hat ihn an ihrem Schlüsselbund, Rainer Blom auch. „Und er hat uns schon wirklich gute Dienste geleistet“, sagen die Vorsitzenden des Beirats für Menschen mit Behinderung und deuten auf den kleinen Schlüssel, der ein bisschen massiver wirkt, als die anderen Schlüssel am Bund. Der Euroschlüssel soll Menschen mit Behinderung dort den Weg bahnen, wo der Toilettengang sonst schnell zur Herausforderung werden würde – an öffentlichen Orten, an Bahnhöfen und Rastplätzen, in Parks und immer öfter auch in Schulen und Theatern.

Vor 34 Jahren einigten sich die Europäer auf ein einheitliches Schließsystem für Toiletten, die auch Menschen mit Behinderung besuchen können. Auch die Stadt Wermelskirchen zieht mit: Mehr als 100 Schlüssel hat das Sozialamt bereits an Berechtige ausgegeben, um den Euroschlüssel zu erhalten. Und eben dieser Schlüssel passt auch zum Schließsystem der öffentlichen Toilette am Busbahnhof in Wermelskirchen. Menschen mit Behinderung, die zuvor den Schlüssel im Rathaus erworben haben, können die verschlossene Tür der Anlage mit dem Schlüssel öffnen. „Das spezielle Schließsystem ist entsprechend markiert, es werden keine Kosten für die Nutzung der Toilette fällig“, erklärt Christiane Beyer vom Sozialamt. Andere Besucher bezahlen unterdessen 50 Cent für die Nutzung der Toilette am Bahnhof.

Der Euroschlüssel und die damit erleichterte Nutzung öffentlicher Toiletten soll für die Menschen mit Behinderung gleich mehrere Vorteile bieten: „Wenn etwa große Reisebusse an Raststätten vorfahren, dann müssen blinde oder stark gehbehinderte Menschen sich nicht in der Schlange anstellen“, sagt Christiane Beyer, „das gilt genauso für Menschen mit chronischen Blasen- oder Darmleiden.“ Stattdessen können sie ihren Schlüssel verwenden und die speziell ausgezeichnete Behindertentoilette aufschließen. Auch beim Thema Hygiene soll der Schlüssel den Betroffenen Orientierung geben: Vor allem blinde Menschen seien darauf angewiesen, saubere Toilettenanlagen vorzufinden. Schließlich müssen sie sich den fremden Ort ertasten. Durch die eingeschränkte Zahl der Nutzer könne die Sauberkeit besser sichergestellt werden, argumentieren auch die Fachleute des Darmstädter „Clubs Behinderter und ihrer Freunde“, der in Deutschland den Vertrieb des kleinen Schlüssels übernommen hat. Der Schlüssel sei mit der Einrichtung von Behindertenparkplätzen vergleichbar, ergänzt Christiane Beyer, er soll den Alltag erleichtern.

In Wermelskirchen gab es entsprechende Toilettenanlagen früher auch an der Realschule und in der Dabringhausener Mehrzweckhalle. Aktuell ist nur die Anlage am Busbahnhof mit dem entsprechenden Schloss ausgezeichnet. „Das soll sich zukünftig aber ändern“, sagt Christiane Beyer. Außerdem entstehe gerade eine digitale Übersicht von barrierearmen Toiletten, die in Wermelskirchen auch für Menschen mit Behinderung nutzbar sind.

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