Corona-Krise in Wermelskirchen Die Nachbarschaft hilft in Krisenzeiten

Wermelskirchen · In Wermelskirchen organisieren Kirchen und Verbände Einkaufsdienste für Risikogruppen – immer mehr Ehrenamtliche melden sich für den Dienst. Die Nachfrage ist noch zurückhaltend.

 Abstand halten gilt auch für das Helferteam mit Christiane Wilke, Anna Klein, Sarah Kannemann und Ayse Aktas (v.l.).

Abstand halten gilt auch für das Helferteam mit Christiane Wilke, Anna Klein, Sarah Kannemann und Ayse Aktas (v.l.).

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Kaum stand fest, dass Gottesdienste und Veranstaltungen abgesagt werden, da begannen die Ideen bereits zu sprudeln. Ob in Tente, in Hünger, in der Stadt oder in Hilgen-Neuenhaus, ob in Kirchengemeinden oder in Vereinen: „Wir wollen den Menschen helfen, die in dieser Krise Hilfe brauchen“, sagt Pfarrerin Antje Hedke. Und deswegen sind seit dem Wochenende gleich an mehreren Stellen Nachbarschaftshilfen entstanden. Die Evangelische Kirchengemeinde in Wermelskirchen kooperiert dafür mit der Kirchengemeinde in Hilgen-Neuenhaus, mit dem Verein „Willkommen in Wermelskirchen“, der Tafel und der Caritas. Gemeinsam haben sie inzwischen ein großes Netzwerk mit freiwilligen Helfern geknüpft. Ihr gemeinsamer Wunsch: Menschen, die zu Risikogruppen gehören oder aktuell in Quarantäne leben, sollen Hilfe beim Einkaufen bekommen.

„In Zeiten der Begegnungslosigkeit und Sorge sollte die Kirchengemeinde nahe bei den Menschen bleiben. Es muss weiterhin Nahrung für Leib und Seele geben, wie es mit den alten Worten der Bibel ausgedrückt wird. Das zu ermöglichen, ist jetzt die Hauptaufgabe von Kirche“, sagt Dorothea Hoffrogge, Presbyteriumsvorsitzende in Hilgen-Neuenhaus. In den Bezirken Tente und Hünger hat jeweils der CVJM die Fäden für die Nachbarschaftshilfe in die Hand genommen: Auch dort wird ein Einkaufsservice angeboten, Freiwillige werden an ältere oder kranke Menschen vermittelt oder Nachbarn, die in Quarantäne leben. Die Ehrenamtlichen erklären sich bereit, Einkaufslisten für Supermarkt, Drogerie und Apotheke entgegenzunehmen, den Einkauf zu erledigen und die vollen Körbe vor der Haustür abzustellen.

 Ein Aushang der Bergischen Apotheke, der es auf den Punkt bringt.

Ein Aushang der Bergischen Apotheke, der es auf den Punkt bringt.

Foto: Udo Teifel

Denn das oberste Gebot – auch bei den Helfern – lautet: „Abstand halten und soziale Kontakte vermeiden.“ Mit jedem Anrufer auf der Suche nach Unterstützung wird genau abgesprochen, wo Taschen, Körbe, Einkaufsliste und Geld abgeholt werden können. Auch auf dem Rückweg wird direkter Kontakt zwischen den Helfern und den älteren oder kranken Menschen oder Familien, die in Quarantäne leben, vermieden.

Alle drei Initiativen haben für ihren Einsatz eine eigene Telefonnummer freischalten lassen, auf denen sich sowohl Freiwillige als auch Menschen auf der Suche nach Unterstützung melden können. „Die Rückmeldung ist sehr groß, viele Menschen wollen helfen“, erzählt Dorothea Hoffrogge. Und auch in Tente freut sich der CVJM über eine gute Resonanz. „Es haben sich auch neue Ehrenamtliche gemeldet“, erzählt Pfarrerin Sabrina Frackenpohl-Koberski. Die Solidarität ist groß. Und immer noch werden Freiwillige gesucht, die sich zum Einkaufen bereit erklären – egal welcher Religion, Nationalität oder welchen Alters. „Ich möchte einfach helfen, das tut meiner Seele gut“, sagt Ayse Aktas. Und deswegen hat sie nicht gezögert, die Telefonnummer der Gemeinden und Verbände zu wählen, und sich auf der Freiwilligenliste registrieren zu lassen. „Es ist wichtig, in diesen Zeiten Zusammenhalt zu zeigen“, sagt auch Sarah Kannemann, Vikarin der Evangelischen Kirchengemeinde, die sich auf die Liste geschrieben hat. Und auch wer Younes Radwan nach seinen Motiven fragt, sich an der Aktion zu beteiligen, bekommt eine klare Antwort: „Ich möchte helfen, weil ich es kann“, sagt er. „Und wenn man selber in diese Situation käme, wäre man doch dankbar, wenn einem jemand helfe, ergänzt Anna Klein aus Tente.

Die Nachfrage ist bisher noch überschaubar. Aber es sei gut, jetzt die Strukturen zu schaffen, die in den nächsten Wochen sicher noch gebraucht würden, sind sich die Freiwilligen einig.

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