Kabarett in Wermelskirchen Begegnungen auf Augenhöhe

Wermelskirchen · Mit Thomas Kreimeyer gelang der Katt ein gelungener Einstieg nach dem Lockdown. Er suchte das Gespräch mit dem Publikum – Besucher und auch der Kabarettist hatten ihren Spaß.

 Kabarettist Thomas Kreimeyer

Kabarettist Thomas Kreimeyer

Foto: Alex Lipp

Corona sorgte für eine Premiere für Katt-Chef Achim Stollberg - und das nach 27 Jahren im Amt: „Eigentlich kündige ich Künstler nie an, das ist nicht meine Art“, sagte er, ehe er die Bühne für Kabarettist Thomas Kreimeyer und seinem roten Stuhl auch schon wieder verließ. Aber der Katt-Chef wollte doch etwas loswerden: „Wir freuen uns sehr, dass es wieder Programm gibt“, sagte Stollberg. Dann dankte er den Besuchern für ihren Mut, wieder ins Theater zu gehen. Die rund 40 Zuschauer hatten indes nicht nur Mut, sondern auch große Lust! Und Thomas Kreimeyer war ebenfalls bestens gelaunt.

Der Künstler stieg direkt ins Gespräch mit dem Publikum ein. Denn genau darum ging es: Kreimeyer wollte sich unterhalten. Und das funktionierte, denn das Publikum konnte sich hervorragend darauf einlassen. Und so entwickelte sich schnell ein amüsantes Ping-Pong-Spiel zwischen dem Kabarettisten und einem Zuschauer nach dem anderen. „Das sieht ja aus wie im Linienbus hier, wie Sie hier alle in Zweierreihen nebeneinandersitzen“, sagte Kreimeyer. Dann machte er klar, was das Publikum erwartete. „Ich sage es direkt - ich spiele auf Zeit. Wenn die Eieruhr klingelt, ist alles vorbei.“ Was dann allerdings klingelte, war das Mobiltelefon einer Besuchergruppe aus einem Steuerbüro. Für Kreimeyer natürlich ein gefundenes Fressen. „Wer war es denn? Bestimmt so ein Steuerfuchs, der über Leichen geht, wenn es um seine Steuern geht“, kommentierte er trocken.

Was Kreimeyer da in rund 70 Minuten veranstaltete, war ein so nur selten erlebtes Konzept, das man sich mit einem maulfauleren Publikum auch besser nicht vorstellen mochte. „Darf ich fragen, was Sie beruflich machen?“ Dieser Satz leitete in der Katt bei praktisch jedem Gesprächspartner ein mehrminütiges, persönliches Gespräch ein. Und dabei redete zur Hälfte das Publikum, Kreimeyer stellte Fragen oder reagierte - und der Rest des Publikums lachte herzhaft über die sich so spontan entwickelnden Unterhaltungen.

Vor allem überzeugte der Kabarettist mit seiner unaufgeregten, trockenen Art. Als er etwa mir der Abiturientin sprach, die „statt Kanada oder Neuseeland, an einem Donnerstagabend nach dem Abi jetzt eben mich auf dem roten Stuhl sieht“. Schlagfertig war er auch, wie er da so ganz nonchalant auf seinem riesigen, roten Holzstuhl saß und sich unterhielt. Etwa als er ein Paar fragte: „Wie lange sind Sie verheiratet? 24 Jahre? Und wie lange soll das noch so gehen?““

Der Abiturientin, die später einmal Psychologie studierte, legte er nahe, sich einfach im Saal der Katt umzusehen. „Sie hätten hier jede Menge Fälle. Sie wären eine gemachte Frau.“ Das Publikum wiederum zeigte sich ebenfalls sehr schlagfertig. Man begegnete sich auf Augenhöhe. Die Premiere nach dem kulturellen Lockdown in der Katt war gelungen, das war schnell klar.

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