Jugendforum in Wermelskirchen Jugendliche machen ihren Sorgen Luft

Wermelskirchen · Beim ersten Jugendforum in der Kattwinkelschen Fabrik stellte sich die Bürgermeisterin gemeinsam mit Vertretern aus Rathaus, Ordnungsamt und der Polizei den Fragen der Schüler. Dabei kam auch Unerwartetes auf den Tisch.

Sie stellten sich beim ersten Jugendforum den Fragen: Marion Lück, Thomas Marner, Daniel Steiner und Frank Burkert.

Sie stellten sich beim ersten Jugendforum den Fragen: Marion Lück, Thomas Marner, Daniel Steiner und Frank Burkert.

Foto: Theresa Demski

Lara Lotze macht sich Sorgen. Die Schulsprecherin der Sekundarschule hat am Sonntag ganz vorne in der kleinen Halle in der Kattwinkelschen Fabrik Platz genommen. Sie hört lange zu, verfolgt, wie die Jugendlichen Fragen stellen und wie Bürgermeisterin Marion Lück, Technischer Beigeordneter Thomas Marner, Polizist Frank Burkert und Daniel Steiner vom Ordnungsamt antworten. Und dann hebt sie irgendwann selbst die Hand – als habe sie dringenden Klärungsbedarf. „Wie geht es an unserer Schule weiter?“, fragt sie. Würden jetzt bald Container auf den Schulhof gestellt, um Platz zu machen für die Gesamtschule? Was werde dann aus ihrem Pausenhof? Und überhaupt: Werde überhaupt jemals wieder Geld in ihre Schule investiert? Oder laufen wir jetzt einfach aus?“, fragt sie. Bürgermeisterin Marion Lück blickt sie ernst an – und auch ein bisschen erschrocken. Dann übernimmt Marner das Wort und erklärt die Pläne: „Es wird keine klassischen Container, sondern einen schicken Modulbau geben“, sagt er. Aber vor allem: „Wir nehmen euch keinen Platz weg. Die Module kommen erst dann, wenn nach dem Abriss der alten Grundschule neuer Platz für die Pause entstanden ist“, sagt er. „Und wann soll das alles passieren?“, hakt Lara Lotze nach und wundert sich ein bisschen, dass die alte Grundschule Ost seit fast zehn Jahren nicht angefasst wurde. „Idealerweise soll der Abriss bis Ende der Sommerferien 2023 geschafft sein“, sagt Marner.

Dann ergreift die Bürgermeisterin das Wort: „Ihr könnt euch mit euren Sorgen oder Bedenken immer an mich wenden“, sagt sie. So könne auch Fehlinformationen ein Ende gesetzt werden. Die Schulsprecherin und die Bürgermeisterin tauschen schließlich Handynummern aus. Und dann spricht Lara Lotze gleich noch ein anderes Thema an: „Digitalisierung klingt toll“, sagt sie, „aber viele von uns haben dafür gar keine technischen Möglichkeiten.“ Zwar habe fast jeder Schüler ein Handy in der Tasche, aber einen Computer oder ein Tablet mit entsprechenden Programmen haben viele nicht. „Dann gibt es Hausaufgaben, die wir gar nicht erledigen können“, sagt sie. An diesem Punkt meldet sich auch Kolja Pfeiffer, Sozialarbeiter in der Katt. Diesen Eindruck wolle er unterstreichen, sagt er. Immer wieder kämen Schüler in die Katt, um dort den Computer für Hausaufgaben zu nutzen. „Wir müssen von diesen Problemen wissen, dann finden wir Lösungen“, sagt die Bürgermeisterin.

Genau deswegen haben der Jugendbereich der Katt und das Kinder- und Jugendparlament gemeinsam zum ersten Jugendforum eingeladen – sie wollen die Verantwortlichen wissen lassen, was ihnen auf der Seele brennt. Das Interesse ist am Sonntagabend allerdings überschaubar. Nicht mal 20 Jugendliche sind gekommen. „Ich glaube, Schüler brauchen manchmal einen Schubs“, sagt Lara Lotze dazu, „solche Veranstaltungen sollten lieber als Pflichtveranstaltungen im Schulalltag stattfinden“.

Zumindest die Vorbereitung des Jugendforums hat es in den Schulalltag an der Sekundarschule geschafft. Viele Jugendliche haben im Unterricht Fragen gesammelt. Das Vorlesen überlassen sie am Sonntag dann den wenigen Schülern, die beim Jugendforum dabei sind: Warum gibt es nicht mehr freies WLAN in der Stadt? „Da sind wir auf die Einzelhändler angewiesen“, sagt die Bürgermeisterin, „das Thema müssen wir noch einmal in Angriff nehmen.“ Was passiert am alten Norma-Markt? „Dort entstehen ein neuer Norma und ein HIT, eine Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz, eine Arztpraxis und ein Sanitätshaus“, antwortet Marner mit Blick auf den Loches-Platz. Warum gibt es kein Freibad in der Stadt? „Ein Schwimmbad ist unfassbar teuer“, sagt der Technische Beigeordnete, „erst recht ein Freibad. Das können wir uns nicht leisten.“ Und warum baut die Stadt für 16 Millionen Euro ein neues Schwimmbad? „Es gibt wenige Sachen, die so sinnvoll sind wie ein Hallenbad“, erklärt die Bürgermeisterin, „es erreicht alle Generationen und ist für jeden erschwinglich. Und vor allem haben Kinder so die Möglichkeit, hier Schwimmen zu lernen.“

Auch an die Polizei gibt es an diesem Abend viele Fragen – nach Verbrechen und Verhaftungen. „Und warum gibt es neuerdings so viele Kontrollen in den großen Pausen in den Hüppanlagen?“, fragt schließlich KiJuPa-Sprecher Luca Nickel. „Wir gehen von Drogenhandel auch während der Schulzeiten aus“, sagt Burkert. Und weil der Raum um die Schule besonders schützenswert sei, zeige die Polizei Präsenz, sagte diese.

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