Anne Folger zu Gast in Wermelskirchen Herrliche Kombination aus Klamauk und Klavier
Wermelskirchen · Der Nachholauftritt der Klavier-Kabarettistin Anne Folger in der Kattwinkelschen Fabrik am Freitagabend war gut besucht. Das Publikum hatt seinen Spaß.
Eigentlich hätte der Auftritt der Weimarer Klavier-Kabarettistin Anne Folger schon 2020 in der Kattwinkelschen Fabrik stattfinden sollen, doch aus bekannten Gründen klappte das nicht. Doch nun konnte man sich am Freitag über die herrliche Kombination aus Komik und Klavier freuen, die die gutgelaunte Mittvierzigerin schon mit ihrem ersten Satz präsentierte. „Noch nie soviel Applaus fürs Zugfahren bekommen…“, murmelte sie ins Klatschen des zahlreich erschienenen Publikums. Als humorvolle Reaktion auf die Ankündigung durch Katt-Chef Achim Stollberg, dass die Künstlerin eigens aus Freiburg nach Wermelskirchen gekommen sei, nur um am nächsten Abend schon wieder in Heidelberg auf der Bühne zu stehen.
Aber das Programm „Fußnoten sind keine Reflexzonen“ war nicht nur lustig, sondern auch musikalisch anspruchsvoll. Die studierte Musikerin wollte spielen. Auf dem Flügel. „N’Abend in der Katt…“, so ging das erste Stück, eher klassisches Musik-Kabarett, also ein nettes, kleines Lied, bei dem aber der Text wichtiger als die Musik war. Aber sie konnte eben auch sehr anspruchsvoll in die Tasten hauen. Etwa, indem sie eine hochvirtuose Liaison einging und den Rock-Klassiker „Paint It Black“ von den Rolling Stones „in einer Bearbeitung, die auch Dimitri Schostakowitsch zufriedengestellt hätte“, präsentierte. Das war tatsächlich ein Treffen von E- und U-Musik, die deutlich mehr zum E tendierte – und sich wunderbar ins sehr unterhaltsame Programm einfügte.
Genau übrigens wie die dritte Säule dieses Abends, die Wortbeiträge. Mal im locker-launigen Erzählstil – „bis vor zwei Jahren führten mein Mann und ich noch eine romantische Ehe“, ein Gag, der nur nach zwei Jahren Corona einen Sinn ergab –, mal in Form einer kleinen Lesung. Dabei nahm sie das Publikum mit in ihre Kindheit, als sie als Zehnjährige im Weimeraner Beethoven-Haus die Bruchlandung des pelzigen Außerirdischen Alf wegen einer Klavierstunde verpasste. Das war so schön erzählt, dass sich das Publikum im ähnlichen Alter wie die Künstlerin direkt in die 1980er-Jahre zurückkatapultiert fühlte.
Anne Folger schaffte den nicht ganz einfachen Spagat zwischen diesen doch sehr unterschiedlichen Stilen bravourös. Vielleicht lag es ja daran, dass sie die Musik-Intermezzi auch als „Therapie“ bezeichnete. Das waren sie übrigens nicht nur für die Künstlerin. Denn eine ohnehin schon unfassbare musikalische Großtat wie „Here Comes The Sun“ von den Beatles mit Johann Sebastian Bach zu verquicken, das hatte fraglos große therapeutische Wirkung. Auf der anderen Seite begab sich Anne Folger ins Easy-Listening-Metier, um eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung mit Marc-Aurel Boersch und Julia Klöckner in den Lobbyisten-Hauptrollen zu vertonen. Diese Vielseitigkeit begeisterte auch das Publikum.