Einkaufen ohne Testpflicht in Wermelskirchen Händler freuen sich über viele Kunden

Wermelskirchen · Das erste Wochenende ohne Testpflicht beim Einkaufen sorgte in der Wermelskirchener Innenstadt für gute Stimmung bei Kunden und Händlern. Mahnung zur Vorsicht klingt mit. Niemand möchte sein Geschäft wieder schließen müssen.

 So macht das Einkaufen wieder Spaß: Martine Schotters sucht bei Iris Lawrenz (Kindermoden Rumpelstilzchen) Kleidung für das Enkelkind.

So macht das Einkaufen wieder Spaß: Martine Schotters sucht bei Iris Lawrenz (Kindermoden Rumpelstilzchen) Kleidung für das Enkelkind.

Foto: Jürgen Moll

Stefan Rojewski und sein Team haben am Samstagmorgen alle Hände voll zu tun. Im Bekleidungsgeschäft „Male“ stöbern die Kunden wieder zwischen Hemden und Hosen. „Die Menschen haben einen Nachholbedarf, raus zu gehen“, sagt Rojewski, „die Lockerungen und das Wetter beflügeln.“ Seit Freitag gelten – wegen konstant sinkender Inzidenzwerte – gelockerte Regeln. Kunden brauchen keinen Test und keinen Termin mehr, um im heimischen Einzelhandel einzukaufen.

Die Kunden reagierten prompt: Schon am Freitag habe großer Betrieb in der Stadt geherrscht, erzählt Sarah Zahar aus der Parfümerie Flohr. Auch am Samstag sind die Lockdown-Spuren in der Innenstadt kaum noch wahrzunehmen. Die Kunden kehren zurück – auf einen Kaffee unter freiem Himmel und einen spontanen Einkauf.

„Darauf habe ich lange gewartet“, sagt Rojewski. Harte Wochen lägen hinter den Einzelhändlern – erst die Schließungen, dann die Testpflicht, die doch viele Kunden vom gewohnten Einkaufen abgehalten habe. Rojewski blickt auf, als eine Dame unsicher den Kopf durch die offene Ladentür steckt. „Darf ich einfach rein kommen?“ fragt sie. „Kein Test, keine Anmeldung“, sagt Rojewski, „nur die Maske.“ Die ersten Schritte der Kundin sind noch etwas unsicher, dann stöbert sie im Geschäft. Dort trifft sie auch auf Marion Günther, die mit ihrem Mann den ersten Samstag unter neuen Regeln nutzt: „Wir haben in den vergangenen Monaten das Angebot angenommen und uns Kleidung zur Auswahl nach Hause bringen lassen“, erzählt sie, „aber es ist viel schöner, wieder an der frischen Luft zu sein und ein bisschen Normalität zu haben.“

Das Gefühl haben an diesem Samstagvormittag in der Stadt viele Händler und Kunden. Vera Morsches strahlt fröhlich in der offenen Tür ihres Geschäfts „Tausendschön“. Am Freitag und auch am Samstag habe sie bereits viel zu tun gehabt: Die Menschen hätten jetzt Lust auf Sommerkleidung, viele seien geimpft. „Endlich geht es wieder los“, sagt sie und berichtet von den vergangenen Wochen, in denen es manchmal so ruhig gewesen sei, dass sie nach einem halben Tag den Laden zugemacht habe. „Jetzt kommen die Kunden zurück“, sagt sie fröhlich und begrüßt Ulrike Zdrenka, die den Samstagmorgen für einen spontanen Besuch im Laden nutzt. „Jetzt muss man nicht mehr überlegen, was man braucht, bevor man einkaufen geht“, sagt sie, „ich genieße das sehr.“

Ob bei Schreibwaren Siebel, in den Buchhandlungen van Wahden und Marabu oder bei Quick-Schuh: Die Händler berichten von starken ersten Tagen unter neuen Regeln. „Natürlich gibt es noch Unsicherheiten bei den Kunden“, sagt Ina Theiß im Schreibwarengeschäft, „viele zucken erstmal zurück und bleiben an der Türe stehen.“ Das erlebt auch Iris Lawrenz im Rumpelstilzchen: Bei ihr klingle seit Tagen ständig das Telefon. Kunden würden sich erkundigen, was sie für einen Einkauf brauchen. „Die Antworten haben sich täglich geändert“, erinnert sie. Als am Samstag dann Martine Schotters aus Remscheid bei ihr anrief, um nach Regeln für den Einkauf zu fragen, konnte sie Entwarnung geben. Also machte sich die Kundin auf den Weg. „Endlich ist das wieder spontan möglich“, sagt Martine Schotters, als sie im Rumpelstilzchen an der Kasse steht, „das macht deutlich mehr Spaß, und ich muss nicht mehr zweimal überlegen, ob ich einkaufen gehe.“

Ein paar Meter weiter ist auch Jörg Michels zufrieden: Auf der Hochzeitsstraße herrscht Hochbetrieb. „Unten ist eine Truppe aus dem Siegerland“, sagt er und deutet auf das Brautgeschäft. Hinter ihm probiert ein Bräutigam gerade unter dem aufmerksamen Blick seiner Freunde Schuhe und Anzug an – und auch im Ringgeschäft ist das Terminbuch gut gefüllt. „Die Termine stehen schon seit ein, zwei Wochen“, sagt er. Und die meisten Kunden hätten am Vormittag trotzdem einen aktuellen, negativen Test mitgebracht. „Unsere Kunden zeigen sich da sehr verantwortungsvoll“, freut sich Michels. Zumal gerade im Anprobenbereich der Abstand kaum eingehalten werden kann. Ohnehin habe er sich mit der Testpflicht wohlgefühlt. „Ich appelliere sehr an die Menschen, vorsichtig zu sein“, sagt er, „ich habe Angst, dass wir wieder schließlich müssen.“ Diese Angst habe er jetzt schon dreimal mitgemacht. „Und ich will nicht wieder zumachen.“

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