Theater im Forum Wegberg Emotionale Generationenkonflikte

Wegberg · Beim Schauspiel „Wunschkinder“ im Forum Wegberg stand Teenager Marc im Mittelpunkt: Die Beziehungen zu Eltern und Freundin gestalteten sich für ihn zeitweise sehr schwierig.

 Die Handlung in vier Akten spielte sich in einfach gehaltener Kulisse ab.

Die Handlung in vier Akten spielte sich in einfach gehaltener Kulisse ab.

Foto: Tom Philippi

Direkt zu Beginn präsentierte sich der 19-jährige Marc (Lukas Schöttler) in einer Weise, wie sie für dieses Alter als typisch bezeichnet werden könnte: In Boxershorts, versunken über Kopfhörer Musik hörend und noch die letzte Party im Kopf. Wenig später erfuhren die rund 230 Zuschauer beim Schauspiel „Wunschkinder“ der Autoren Lutz Hübner und Sarah Nemitz im Forum, dass es kein ganz so entspanntes Leben war, das der Teenager führte: Vater Gerd (Martin Lindow) und Mutter Bettine (Carolin Fink) bestanden darauf vom Sohn zu erfahren, wie dessen Pläne für die Zukunft aussehen. Ein Konflikt zwischen Generationen, der im weiteren Verlauf viel Potenzial bewies.

Ausgangssituation war, dass Marc vor einigen Monaten mit Ach und Krach sein Abi geschafft hat, seitdem zu Hause rumhängt und nichts anderes macht als schlafen, fernsehen, kiffen, essen und auf Partys zu gehen – ohne konkrete Pläne für die Zukunft zu haben. Er lernt etwas später die gut organisierte Selma (Josepha Grünberg) kennen und scheint zielorientierter zu werden. Bis die Nachricht ihrer Schwangerschaft in den Familien des Paares eine Reihe sehr emotionaler Reaktionen auslöst.

Die Handlung in vier Akten spielte sich in einfach gehaltener Kulisse ab: Den Akteuren standen drei Metallstufen zur Verfügung, auf denen sie, teils scheinbar getrennt, agierten. So verharrten die einen regungslos auf ihrem Platz, während die anderen wenige Meter weiter miteinander redeten. Ein Hochsteigen der Stufen stellte etwa einen Wohnungswechsel dar. Und die Dialoge zwischen Sohn und Eltern waren von gegenseitigen Vorwürfen und viel Unverständnis geprägt. Vor allem zum Ende des ersten Teils und nach der Pause wurde es regelrecht dramatisch, als das junge Paar ein Kind erwartete und sich die Elternteile – auch Selmas psychisch labile Mutter Heidrun (Katharina Heyer) – wieder über Gebühr stark in das Leben ihrer Kinder einmischten. Oder war es ein gesundes Maß an Fürsorge, mit dem sich die Älteren um ihren Nachwuchs kümmerten? Dies war schwer zu beantworteten, zeigten sich doch Marcs Eltern eher überfürsorglich, aber verantwortungsbewusst. Und zog sich dagegen Selmas Mutter als anderes Extrem die meiste Zeit, anscheinend aus Angst vor dem Leben, in ihrer Wohnung und unter ihre Bettdecke zurück, überließ ihrer Tochter viel Verantwortung, aber betonte deren freien Willen.

Der Bezug zum Titel „Wunschkinder“ reichte vom Klischee der gewollten Schwangerschaft bis zur Darstellung von Heranwachsenden, die scheinbar stark den Wünschen der Eltern entsprechen beziehungsweise ihren eigenen Gefühlen bei der Entscheidung für das eigene Kind vertrauen sollten. So hatte sich auch Selmas Mutter als 17-jährige Alleinerziehende für ihre Tochter entschieden. Den Zuschauern wurde eine Reihe von sehr engagiert gespielten Szenen dargebracht, die recht nahe an den Alltag mit Heranwachsenden heran kamen, vieles sehr überspitzten und immer wieder Humor durchblitzen ließen. Dass Bettines Schwester Katrin (Natascha Hirthe) derweil an globale Problematiken erinnerte, relativierte die Bedeutung von Wutausbrüchen und inneren Nöten Einzelner. Ebenso legte der Verlust des Babys, wohl auch durch den Stress, nahe, dass alle besser behutsamer miteinander umgegangen wären und zuallererst dem jungen Paar Zeit für gemeinsame Überlegung eingeräumt hätten.

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