90-Jährige aus Wegberg-Schwaam Klöppeln als große Leidenschaft

Alma Sachsenhausen aus Wegberg-Schwaam hat auf vielen Dorffesten mit Ziehharmonika und Mundharmonika für Stimmung gesorgt. Außerdem hat sie jahrzehntelang geklöppelt. Zu ihrem 90. Geburtstag kamen viele Gratulanten.

 Alma Sachsenhausen (90) hat unter anderem diesen filigran gearbeiteten Baum geklöppelt. Die Fäden am unteren Ende des Baumes hat sie mit Absicht als Wurzeln herausragen lassen.

Alma Sachsenhausen (90) hat unter anderem diesen filigran gearbeiteten Baum geklöppelt. Die Fäden am unteren Ende des Baumes hat sie mit Absicht als Wurzeln herausragen lassen.

Foto: Nicole Peters

Zur Feier ihres 90. Geburtstages ging es bei Alma Sachsenhausen zu wie in einem Taubenschlag. Die Vertreter der Dorfgemeinschaft kamen, um ihr zum „Runden“ mit einem Frühstückskorb zu gratulieren. Bürgermeister Michael Stock überbrachte Glückwünsche und Nachbarn, Freunde und Familie schauten bei ihr rein. Fröhlich und mit dem einen oder anderen Lied auf den Lippen wurden sie vom Geburtstagskind empfangen. Dabei rief sie einige Geschichten aus früheren Zeiten in die Erinnerung zurück. Vielen ist sie durch ihr Spiel von Akkordeon und Mundharmonika auf Dorffesten bekannt. Darüber hinaus hat sie jahrzehntelang filigrane Handwerkskunst- und Alltagswerke geklöppelt. Dazu habe sie immer schon genäht, gestrickt, gehäkelt und gestickt, erzählte sie an ihrem Feiertag.

Dabei galt ihr besonderes Augenmerk dem Klöppeln – dieser Handarbeitskunst ging sie bis vor wenigen Jahren noch nach. Die Kolleginnen in der Näherei in Mönchengladbach-Eicken waren ebenfalls immer sehr mit Handarbeiten beschäftigt, blickte sie zurück, da hatte sie sich angeschlossen. In dem Betrieb hatte sie die Nähte von den Hosen, die die Mädchen zu Nähen begonnen hatten, mit Pikiermaschine, Flachler, Rundler oder Umstechmaschine fertig genäht. In Erinnerung an diese Zeit schwelgend, stimmte sie mehrere Lieder, die sie damals gerne gesungen hatte, vor ihren Besuchern an. Zudem erzählt sie, dass alle einmal ihren Arbeitsplatz verlassen hatten, um bei einem Festumzug auf der Straße zuzusehen. Mit lautem Lachen und lebhafter Erzählweise empfindet sie bis heute große Freude über vergangene Ereignisse. Zum Klöppeln war sie während der Kriegszeiten gekommen. „In den Jahren 1943, 1944 musste sie mit anderen Kindern von Korschenbroich aus weg und kam in ein Landverschickungsheim in Sachsen“, erinnerte sich Sohn Mario, „es waren insgesamt fünf Kinder.“ Sie hatten dort auch Handarbeiten gemacht und Alma Sachsenhausen hatte dort erstmals die Handwerkskunst des Klöppelns gesehen. Später, in den 1970er Jahren, sah sie eine Frau im Fernsehen, die klöppelte. Daraufhin bestellte sie sich alle Utensilien, um die Tätigkeit wieder aufnehmen zu können. Das Klöppelkissen mit Mustervorlage, Klöppel und Kissen mit Stecknadeln sind bei ihr nach wie vor in Griffweite.

Auf diese Weise hat sie etwa einen Baum hergestellt, dessen zahlreiche, fein gearbeitete Blätter von der Zeit, Mühe und großen Begeisterung zeugen, die sie in die unzähligen Werke gesteckt hat. Die Fäden am unteren Ende des Baumes ließ sie mit Absicht als Wurzeln herausragen, betonte das lebensbejahende Geburtstagskind. Deckchen, Aufhänger in Schmetterlingsform und Kerzenzierrat gehören zu ihrer umfänglichen Sammlung. Viele Jahre war sie zudem zu den Klöppelabenden in der Gaststätte Timmermans gegangen.

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