Europawahl im Kreis Heinsberg Grüne jubeln, SPD vor Strategiewechsel

Kreis Heinsberg · Das Ergebnis der Europawahl im Kreis Heinsberg ist ein Spiegelbild des Resultats auf Bundesebene. CDU und SPD erleiden erhebliche Stimmenverluste, die Grünen sind der Gewinner. Spinrath (SPD) fordert einen Strategiewechsel.

 Die Wahlbeteiligung bei der Europawahl 2019 ist im Vergleich zu 2014 gestiegen.

Die Wahlbeteiligung bei der Europawahl 2019 ist im Vergleich zu 2014 gestiegen.

Foto: Martin Ferl

Mit 19,1 Prozent erzielten die Grünen im Kreis Heinsberg die zweitmeisten Stimmen nach der CDU (35,8 Prozent). Die SPD kommt auf 16,7 Prozent. Damit erlitten CDU (minus 9,9 Prozentpunkte) und SPD (minus 13,4) herbe Verluste. Die Grünen freuen sich über ein Plus von 12,3 Prozentpunkten. Die viertmeisten Stimmen sicherte sich mit 8,4 Prozent die AfD (plus 4,0) vor der FDP mit 6,4 Prozent (plus 3,1), Die Linke mit 3,7 Prozent (plus 0,35) und die Freien Wähler 1,0 Prozent (plus 0,1).

Enttäuscht über das Abschneiden der CDU im Kreis Heinsberg bei der Europawahl zeigt sich CDU-Kreisvorsitzender Bernd Krückel: „Ein Wahlergebnis von rund 36 Prozent kann die CDU im Kreis Heinsberg nicht zufrieden stellen. Ein Stimmenverlust von mehr als neun Prozent widerspricht unserem Anspruch und dem Gedanken für Europa, dem wir uns verpflichtet fühlen“, sagt er. Krückel kündigt an, dass die CDU das Wahlergebnis sehr genau analysieren wird. „Dabei reicht es mir nicht, die Schuld auf einen Europa- oder Bundestrend zu schieben. Die CDU im Kreis Heinsberg wird selbstkritisch mit dem Ergebnis umgehen und Lehren für die kommenden Wahlen daraus ziehen“, sagt Bernd Krückel.

Tief traurig über den Ausgang der Europawahl ist SPD-Kreisvorsitzender Norbert Spinrath. „Wir hatten zwar durchaus mit Verlusten gerechnet, aber nicht, dass sie so dramatisch ausfallen“, sagt er. Die Sozialdemokraten kommen im Kreis Heinsberg auf 16,7 Prozent und müssen den stärksten Stimmenverlust (minus 13,4 Prozentpunkte) hinnehmen. „Jetzt muss auch der Letzte begriffen haben, dass ein Strategiewechsel erforderlich ist“, erklärt Spinrath, ohne dies von Personalien innerhalb der SPD abhängig zu machen. Im Wahlkampf sei es den Sozialdemokraten offensichtlich nicht gelungen, mit geeigneten Themen wie dem sozialen Europa zu den Wählern vorzudringen. Als Mitglied des SPD-Landesvorstands fordert Norbert Spinrath nach dem schwachen Abschneiden seiner Partei Erneuerungsprozesse, die sichtbar werden.

Ruth Seidl (Grüne) aus Wassenberg-Birgelen erlebte den Triumph ihrer Partei bei der Europawahl im Urlaub in Italien. „Das war ein großartiger Erfolg für uns Grüne bei dieser Europawahl. Wir sind nach der CDU zweitstärkste Kraft und haben mit 21 Prozent der Stimmen das beste Ergebnis, das wir bei einer bundesweiten Wahl je einfahren konnten“, sagt die ehemalige Landtagsabgeordnete. Bei dieser Wahl sei das grüne Kernthema „Klimaschutz“ von besonderer Bedeutung für die Menschen gewesen. Für 48 Prozent derjenigen, die kurz vor der Europawahl nach ihrer Wahlentscheidung befragt wurden, habe das Thema Klima- und Umweltschutz an erster Stelle gestanden. „Wir haben insbesondere hohe Wähleranteile bei den jungen Menschen verzeichnen können, die zu Recht in den letzten Monaten für ein deutliches Mehr an Klimaschutz auf die Straße gegangen sind“, sagt Ruth Seidl. „Ganz besonders freuen wir uns darüber, dass unser Europakandidat Daniel Freund aus Aachen, mit dem wir in der Region Aachen, Düren, Erftkreis, Mönchengladbach und im Kreis Heinsberg einen hervorragenden Wahlkampf bestritten haben, auf Platz 20 ins Europaparlament einziehen wird und uns vor Ort in Brüssel vertreten kann.“

Die AfD hat ihren Stimmenanteil im Kreis Heinsberg im Vergleich zur Europawahl 2014 fast verdoppelt. Jürgen Spenrath, Vorstandssprecher des AfD-Kreisverbandes Heinsberg, ist zufrieden. „Wir haben uns von 4,38 auf 8,39 Prozent verbessert. Mit diesem guten Ergebnis im Rücken richten wir den Blick auf die Kommunalwahlen 2020 und sind davon überzeugt, auch bei diesen Wahlen ein gutes Ergebnis zu erringen.“

Zufrieden über das Ergebnis der FDP äußert sich Kreisvorsitzender Klaus J. Wagner. Zwar habe man das angestrebte Ziel von sieben Prozent nicht ganz erreicht, dennoch liege seine Partei im Kreis Heinsberg über dem Bundestrend und habe das Ergebnis im Vergleich zur vergangenen Europawahl um mehr als drei Prozentpunkte gesteigert. Überrascht zeigte sich Wagner über die herben Verluste der SPD, auch im Kreis Heinsberg. „Außerdem ist es schade, dass die FDP im Kreis Heinsberg nicht vor der AfD bleiben konnte.“

Die Linken haben im Kreis Heinsberg rund 3,7 Prozent der Stimmen geholt. Kreisvorsitzender Wolfram Steinhage hatte zuvor die Zielsetzung 4,5 Prozent ausgegeben und ist daher ein wenig enttäuscht über das Abschneiden seiner Partei. Der Klimaschutz habe alle anderen Themen im Europawahlkampf überlagert. „Die Menschen verbinden das Thema Ökologie nun mal mit den Grünen“, sagt Steinhage zum starken Abschneiden der Ökopartei. Steinhage glaubt nicht, dass das schwache Abschneiden der Linken bei der Europawahl Auswirkungen auf die Kommunalwahl im nächsten Jahr haben wird.

Walter Leo Schreinemacher sieht  das Ergebnis der im Kreistag als Fraktion vertretenen Freien Wähler, die im Kreis Heinsberg auf 1,0 Prozent (plus 0,1 Prozentpunkte) kommen, nicht als Grund für Freudentänze. Dennoch werde seine Partei aus der Europawahl lernen und das Thema Klimaschutz verstärkt in den Fokus rücken, etwa die jahrelange Forderung der Freien Wähler nach einer dezentralen Energieversorgung.

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