Wassenberg Rongen-Architektur im Reich der Mitte

Wassenberg · Seit zehn Jahren schon ist der Wassenberger Architekt und Erfurter Hochschullehrer gerngesehener Gast in China. Unter Rongens Mitarbeit entsteht nun in Qindao ein riesiger Industrie- und Wohnpark in energieeffizienter Bauweise.

 Ludwig Rongen (l.) unterzeichnete mit den Spitzenvertretern der chinesischen Partnerunternehmen in Qingdao die Verträge für den Bau des energieeffizienten Industrie- und Wohnparks im Sino German Eco Park.

Ludwig Rongen (l.) unterzeichnete mit den Spitzenvertretern der chinesischen Partnerunternehmen in Qingdao die Verträge für den Bau des energieeffizienten Industrie- und Wohnparks im Sino German Eco Park.

Foto: Rongen Architekten

Wer die Bilder von im wabernden Pekinger Smog herumirrenden Menschen mit Mundschutz sieht, ahnt, wie gewaltig die Aufgabe ist: Umweltschutz in China. Die Volksrepublik will das Thema mit Macht angehen - mit dabei: Der Wassenberger Architekt und Universitätsprofessor Ludwig Rongen, ohnehin bereits seit fast 15 Jahren aktiv in dem zum Wirtschaftsgiganten aufgestiegenen "Reich der Mitte" im Fernen Osten.

Kürzlich steuerte der chinesische Staatspräsident Xi Jingping mit Düsseldorf die einzige deutsche Landeshauptstadt neben der Bundeshauptstadt Berlin an, um die Wirtschaftsbeziehungen zwischen NRW und der Roten Republik zu pflegen und die Einrichtung eines Generalkonsulats in der Wirtschaftsmetropole am Rhein anzukündigen. In Düsseldorf begannen auch Rongens Beziehungen zum bevölkerungsreichsten Land der Erde, nämlich im Landesbauministerium, das ein Facharchitekturbüro für "Passivbauten" für die seit nun 30 Jahren verbundene Partnerprovinz Sichuan suchte. Passivhäuser sind die Spezialität des Wassenberger Architekturbüros Rongen, Häuser, die aufgrund ihrer Konstruktion eines minimalen Heizaufwands bedürfen und damit auch einen geringen CO2-Ausstoß bewirken.

NRW unterstützte ein Design-Institut in Sichuan, das in Energiesparbauten "schon gut war, aber weiteres deutsches Ingenieur-Wissen haben wollte, da sind wir eingestiegen", erläutert Ludwig Rongen den Beginn des Engagements dort. Es folgte im September 2004 eine Antrittsvorlesung an der Sichuan-Universität in Chengdu, Rongen wurde überraschend gar mit einer Militärparade eingeführt. Seitdem wurde der Wassenberger Diplom-Ingenieur, als leitender Professor auch an der FH Erfurt tätig, von weiteren chinesischen Universitäten zu Vorlesungen verpflichtet, was mit häufigen Flügen in den fernen Osten verbunden ist.

Dazu kommt, dass er einen Masterstudiengang an der Tsinghua-Universität aufbauen wird, darüber hinaus konzipiert er für die Chinesen einen "Solar-Decathlon"-Wettbewerb, wie er bereits in mehreren Ländern in Europa und Amerika existiert. Dazu gehört auch, für Passivhäuser sowohl weltweit wie auch für China selbst die verschiedenen Klimazonen zu untersuchen.

Gerade hat Rongen auf einer China-Reise ein besonderes Projekt angeschoben: Der Sino German Eco Park in Qingdao, etwa eine Flugstunde südwestlich von Peking gelegen, ist ein deutsch-chinesisches Projekt. Dort soll auf einer Fläche von 11,6 Quadratkilometern ein Industrie-, Geschäfts- und Wohnpark entstehen. Es werden ausschließlich Gebäude entstehen, die sehr energieeffizient sind und nur minimal CO2 ausstoßen. Rongen wird der Präsident auf deutscher Seite sein. Zudem werden Rongen-Architekten das erste Passivhaus (ein Schulungs- und Ausstellungszentrum mit Wohnungen zum Probewohnen in einem Passivhaus) im Sino German Eco Park planen. Für ein ausschließlich für Passivhäuser ausgewiesenes Gebiet von 3,7 Quadratkilometern Größe wird Rongen hauptverantwortlicher Planer sein.

Umweltschutzbewusstsein und Umweltinvestitionen sind nach Rongens Wissen in China schon verankert, bisher aber aufgrund enormer Korruption nicht umgesetzt worden. Rongen: "Investitionsmittel werden zur Verfügung gestellt, aber von vielen Entscheidungsträgern nicht eingesetzt, sondern sind in die eigene Tasche gesteckt worden. Die Investitionen haben gar nicht stattgefunden." Der Kampf gegen die Korruption auch in diesem Bereich sei jedoch im Gange. Kürzlich seien Busladungen Verantwortlicher verhaftet worden.

Das Büro Rongen ist in Wassenberg für die Aktivitäten im fernen Osten auch mit zwei Mitarbeitern aus der Volksrepublik und der Republik Taiwan aufgestellt. In China wird mit dem renommierten Energieeffizienz-Haus-Experten Professor Wolfgang Feist von der Universität Innsbruck ein eigenes Büro aufgebaut.

(isp)
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