Wirtschaft in Radevormwald Schalter-Ikone für Tempel der Architektur

Radevormwald · Der Radevormwalder Gebäudetechnikspezialist Gira stattet zum zweiten Mal die Neue Nationalgalerie in Berlin aus. 44 Jahre nach der Eröffnung wurde der britische Architekt David Chipperfield mit ihrer nötig gewordenen Sanierung betraut.

 Ikone der modernen Architektur: Die 1968 eröffnete, von Ludwig Mies van der Rohe entworfene Neue Nationalgalerie besticht durch ihre Transparenz, Geradlinigkeit und Eleganz.

Ikone der modernen Architektur: Die 1968 eröffnete, von Ludwig Mies van der Rohe entworfene Neue Nationalgalerie besticht durch ihre Transparenz, Geradlinigkeit und Eleganz.

Foto: Simon Menges

Ein Besuch ist Berlin allemal wert. Und wer an Kunst interessiert ist, der kann sich wochenlang fast jeden Tag mit einer anderen Attraktion beschäftigen. Vielen gilt die Neue Nationalgalerie in der Hauptstadt zum Beispiel als die bedeutendste Ikone der modernen Architektur in Deutschland. Entworfen hat sie Architekt Ludwig Mies van der Rohe, der als Direktor des renommierten Bauhaus‘ in Dessau und als einer der wichtigsten Vertreter des Minimalismus in der Architektur weltweites Ansehen genoss.

Was viele sicher nicht wissen: Als dieser „Tempel der Architektur“ 1968 im Westteil des damals geteilten Berlins seine Tore öffnete, war auch der Gebäudetechnikspezialist Gira aus Radevormwald in diesem einzigartigen „Baukunstwerk“ vertreten: mit seinem Flächenschalter, der als völlig neuer Archetyp bei seiner Vorstellung 1966 die Elektro- und Gebäudetechnik revolutioniert hat und mit seinem puristisch-minimalistischen Design Architekten bis heute begeistert, heißt es in einer Pressemitteilung des Radevormwalder Unternehmens.

 Blick ins Innere der Nationalgalerie, in der sich auch Gira wiederfindet.

Blick ins Innere der Nationalgalerie, in der sich auch Gira wiederfindet.

Foto: Simon Menges

44 Jahre nach der Eröffnung der Neuen Nationalgalerie wurde der britische Architekt David Chipperfield mit ihrer nötig gewordenen Sanierung betraut. Ihm war wichtig, möglichst viel des ursprünglichen Entwurfs zu bewahren. Bei aller Notwendigkeit zur technischen Modernisierung hatte die Arbeit mit dem Original absoluten Vorrang bei dem herausfordernden Vorhaben. Nicht von ungefähr nahm die akribische, mit enormer Liebe zum Detail durchgeführte Sanierung sechs Jahre in Anspruch. Etwa 35.000 originale Baukomponenten fanden Wiederverwendung in dem Ende August wiedereröffneten Museum.

Auch der Gira-Flächenschalter mit den dazugehörigen Steckdosen ist wieder Teil der Neuen Nationalgalerie. Allerdings handelt es sich dabei nicht um in den späten 1960er-Jahren gefertigte Originale. Denn obschon der Flächenschalter immer noch Bestandteil des Gira-Sortiments ist, hat das Unternehmen seine Schalter-Ikone in den vergangenen fünfeinhalb Jahrzehnten sowohl technisch als auch formal weiterentwickelt. Die Abmessungen sind inzwischen schlanker, das Unterteil mitsamt der Technik hat sich deutlich

 Begeistert Architektinnen und Architekten bis heute: Denn das minimalistische Design des Gira-Flächenschalters passt perfekt zur reduzierten Formensprache moderner Bauten wie der Neuen Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe.

Begeistert Architektinnen und Architekten bis heute: Denn das minimalistische Design des Gira-Flächenschalters passt perfekt zur reduzierten Formensprache moderner Bauten wie der Neuen Nationalgalerie von Ludwig Mies van der Rohe.

Foto: Gira Unternehmensarchiv

verändert. „Die ursprüngliche Variante einfach nachzubauen war nicht möglich, weil die Werkzeuge aus der Zeit nicht mehr existierten“, erzählt Mareike Altendorf aus dem Unternehmensbereich „Produkt und Design“, die gemeinsam mit Stefan Fischer das anspruchsvolle Projekt betreut hat. Die Lösung bestand in einem Kompromiss: Der Gira-Modellbau entwickelte und baute neue Werkzeuge, um das, was vom Schalter sichtbar ist, zurück auf den Stand des Erstlings von 1966 zu bringen, und dies mit dem technischen Innenleben nach heutigem Stand zu kombinieren. Mareike Altendorf hat dafür eigens die Konstruktion angepasst. „Die optische Anmutung des Ursprungsartikels zu erlangen, war schon eine besondere Herausforderung, aber auch eine spannende Aufgabe“, sagt die Produktentwicklerin.

Das Team rund um David Chipperfield dürfte zufrieden gewesen sein, denn mit der eigens für die Neuen Nationalgalerie gefundenen und umgesetzten Lösung kam man seinem Wunsch nach „so viel Mies wie möglich“ bestmöglich nach. Es hat denn auch nicht nur 176 Exemplare des Gira-Flächenschalters und 415 Stück der dazu passenden Steckdosen aus Radevormwald in der denkmalgeschützten Architektur-Ikone verbaut, sondern gleich auch noch den neuen Bewegungsmelder „Gira Cube“ im Außenbereich des Museums eingesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort