Trauer um Vize-Präsidenten Söllner war ein stiller Architekt der neuen Borussia

Mönchengladbach · Mehr als 22 Jahre lang saß Siegfried Söllner im Vorstand bei Borussia Mönchengladbach. Die große Bühne suchte er nie als Vize-Präsident, sondern erarbeitete sich im Hintergrund große Verdienste. Sein Tod bedeutet eine Zäsur für den Verein.

Siegfried Söllner (M.) mit Borussias Präsident Rolf Königs (l.) und Geschäftsführer Stephan Schippers (r.) im Jahr 2009.

Foto: Wiechmann, Dieter (dwi)

Borussia trauert um Siegfried Söllner. Er ist am Donnerstag (8. Dezember) im Alter von 79 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Der Klub verliert damit nicht nur einen Vize-Präsidenten, sondern einen Mann, der Borussia gelebt hat. Im Frühjahr 1999 hatte der damalige Präsident Wilfried Jacobs den Steuerberater Söllner zusammen mit dem heutigen Klub-Boss Rolf Königs und dem Architekten Adalbert Jordan in den Vorstand berufen. Kurz darauf trat Jacobs zurück und das Trio ging voran, Jordan als Präsident, Königs und Söllner als „Vize“.

Die drei Herren, die den damals sportlich und wirtschaftlich im freien Fall befindlichen Klub wieder aufpäppelten, sind auf einem großen Schwarz-Weiß-Foto zu sehen, das in der ersten Etage des Bürotrakts im Borussia-Park hängt. Es entstand im Sommer 2002 bei der Saisoneröffnung der Gladbacher auf dem Gelände der ehemaligen Niederrhein-Kaserne. Doch war da der Startschuss für die neue Zeitrechnung bei den Borussen schon gefallen. Vier Monate zuvor hatten sie mit dem Spatenstich für das neue Stadion das Signal gegeben.

Söllner ist einer der Architekten der neuen Borussia. Er war dabei nie der Mann, der die große Bühne suchte, sondern einer, der im Hintergrund seinen Job machte, als Finanzfachmann, Mönchengladbacher und Borusse. „Siegfried Söllner lenkte in den vergangenen 22 Jahren die Geschicke von Borussia Mönchengladbach mit großer Umsicht und Loyalität mit“, würdigt der Verein die Verdienste in einem Nachruf. „In Siegfried Söllner verlieren wir bei Borussia einen guten Freund und wertvollen Menschen.“

Im März 2004, als Jordan noch vor der Eröffnung des Borussia-Parks starb, wurde Königs Präsident und Söllner blieb bis Februar 2009 einziger „Vize“, dann gesellte sich Rainer Bonhof an seine Seite. Nach Jordan ist nun der zweite Erneuerer Borussias nicht mehr da. 22 Jahre war Siegfried Söllner ein Teil der Chefetage Borussias, sein Tod bedeutet eine Zäsur für den Klub. Er stand für Sachlichkeit und Ruhe, beides strahlte er stets aus. Natürlich konnte er sich auch ereifern an der Sache Borussia, denn immer ist er auch Fan geblieben im Amt.

Mit seiner Frau Christel war er bis zu deren Tod im Januar 2017 ständiger Begleiter der niederrheinischen Reisegruppe. Söllner war auch ein wichtiger Teil der Stadtgesellschaft – ob bei Netzwerkertreffen, Karneval oder Sommerbrauchtum.

Bei der Mitgliederversammlung im August saß Söllner auf dem Podium, kurz zuvor hatte der Aufsichtsrat das präsidiale Trio und Präsidiumsmitglied Hans Meyer bis 2024 im Amt bestätigt. Nun muss Borussia die Chefetage neu formieren – aus traurigem Anlass.