Leichtathletik Die erste deutsche Marathon-Rekordlerin

Viersen · Als der Lauf über 42,195 Kilometer für Frauen aus Angst vor Überlastung noch verboten war, lief Anni Pede vom OSC Waldniel 1967 eine Weltbestleistung über diese Distanz. Heute läuft sie im Alter von 75 Jahren nur noch aus Geselligkeit.

 Dieser Scann aus einer Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des OSC Waldniel zeigt Anni Pede (r.) in Aktion.

Dieser Scann aus einer Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des OSC Waldniel zeigt Anni Pede (r.) in Aktion.

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Leichtathletik Vor 60 Jahren heißt es aus der Geschichte des OSC Waldniel, herausgegeben vom Vereinsgründer Dr. Ernst van Aaken: "Ein neues Mitglied wurde für den OSC am 9. Oktober beim Waldlauf in Wegberg entdeckt." Dort siegte in der weiblichen Jugend die Elmpterin Anni Erdkamp. Sie wurde Deutsche Jugend-Mannschaftsmeisterin Waldlauf 1958 in Ingolstadt, 1959 in Lüneburg und 1960 in Dülmen zusammen mit Josefine Bongartz und Maria Inderfurth (heute Strickling). Zwölf Jahre später schrieb sie Marathongeschichte.

"Ich wurde vorher schon gefragt, ob ich Weltrekord laufen wollte. Das verneinte ich und fragte, wer das denn gesagt hat. Damals hielt die Kanadierin Maureen Wilton mit 3:15,22 Stunden den Rekord." Am 16. September 1967 stellte Anni Pede in Schwalmtal mit der Zeit von 3:07:26,2 Stunden eine Weltbestzeit im Marathonlauf auf und erinnert sich: "Damals erlebten wir hinterher einen ungemeinen Medienrummel." Denn Frauen durften damals offiziell noch keine 42,195 Kilometer laufen. Zu dieser Zeit wurden den Frauen der Marathonlauf aus Angst vor Überlastung durch den Verband untersagt. "Unser Trainer Dr. Ernst van Aaken setzte sich darüber hinweg, weil er ein Verfechter des Frauenlanglaufes war", sagte Anni Pede. Er organisierte einen Marathonlauf und ließ Anni Pede und Monika Boers, die früh verstarb, heimlich mitlaufen. Er stellte sie 30 Meter hinter dem Start auf, damit sie den Kampfrichtern nicht auffielen. Anni Pede wurde Gesamtdritte dieses Laufes. Sie war als 27-Jährige zu dieser Zeit Mutter einer Tochter. Ihre Rekordzeit blieb bis 1970 gültig. Die Amerikanerin Caroline Walker löste sie mit 3:02,53 Stunden ab. Die Zeit von Anni Pede war die erste registrierte deutsche Marathonbestzeit. Christa Kofferschläger unterbot sie 1973 in Waldniel in 2:59:25,6 Stunden als erste Deutsche unter der magischen Grenze von drei Stunden. Anni Pede gehörte bei diesem Rennen ebenfalls zu den Starterinnen, aber musste wegen einer Verletzung aufgeben. Sie hatte auch schon als Mittelstrecklerin bei den europäischen Hallenspielen 1966 für Furore gesorgt, als sie Platz vier über 800-Meter belegte (2:12,9 Minuten).

Später pflegte sie ihren Ehemann Siegfried bis zum Tode, später ihren Schwager und ihre Schwester, so dass sie in dieser Zeit nicht mehr regelmäßig laufen konnte. Jetzt ist die 75-jährige Oma zweier Enkelkinder. Die Witwe hat sich vorgenommen, ab Frühjahr wieder im Lauftreff vom OSC Waldniel in der Schomm mitzulaufen - jeden Mittwoch und Sonntag: "Ich baue mich dann wieder langsam auf und laufe erst einmal um die sechs Kilometer und dann vielleicht später auch wieder etwas mehr. Ich liebe dabei auch das Gesellige, das nicht zu kurz kommt." Beim Laufen durch die Schomm werden bei ihr alte Erinnerungen wach: "Dort haben wir mit dem Doktor immer trainiert und es fanden die Westdeutschen Waldlaufmeisterschaften mit dem Ausrichter OSC Waldniel statt." Im Übrigen läuft sie ganz im Sinne von Dr. van Aaken. "Der sagte immer, du musst so laufen, dass du dich während des Laufes noch locker mit deinen Mitläufern unterhalten kannst. Ich tue dabei auch etwas für die Gesundheit und für meine Figur." Ihr Pudel Elke ist immer dabei.

(off)
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