Viersen Gladbach und Viersen werden Freunde

Viersen · Eine verlängerte Strecke für die Regiobahn S 28, ein gemeinsames Gewerbegebiet und eine Lösung für den zunehmenden Autoverkehr in Helenabrunn: Das sind drei Knackpunkte einer regionalen Partnerschaft zwischen Gladbach und Viersen. Beide Städte führen intensive Gespräche.

 So begann die Freundschaft der Mönchengladbacher mit Viersen. Diese fünf Männer initiierten die Hochzeit im Himmel von NVV mit Niederrheinwerken (v.l.): Reiner Brandts, Thomas Gütgens, Frank Kindervatter, Dr. Rainer Hellekes und Friedhelm Kirchhartz.

So begann die Freundschaft der Mönchengladbacher mit Viersen. Diese fünf Männer initiierten die Hochzeit im Himmel von NVV mit Niederrheinwerken (v.l.): Reiner Brandts, Thomas Gütgens, Frank Kindervatter, Dr. Rainer Hellekes und Friedhelm Kirchhartz.

Foto: WIECHMANN

Wer über die Lockhütter Straße fährt, sieht am Ortsausgang von Mönchengladbach einige Häuser, die noch auf Gladbacher Gebiet stehen. Im Blickfeld hat der Autofahrer da aber bereits den alten Helenabrunner Bahnhof und bewegt sich, kaum hat er den Tunnel unter der Bahnlinie zwischen Mönchengladbach und Viersen durchquert, auf Viersener Gebiet. Die beiden Städte liegen hier dicht zusammen – und trotzdem trennten sie viele Jahre lang Welten. Denn Mönchengladbachs Politiker betonten allzu oft die "oberzentrale" Bedeutung ihrer Stadt, was viele Viersener als arrogant bewerteten. Die Zusammenarbeit war gleich null.

 Die Strecke der Regiobahn S 28 soll um rund 14 Kilometer bis nach Venlo verlängert werden. Das fordern vor allem Viersener Politiker. Die Gladbacher lehnten dies bislang ab. Inzwischen gibt es eine Annäherung.

Die Strecke der Regiobahn S 28 soll um rund 14 Kilometer bis nach Venlo verlängert werden. Das fordern vor allem Viersener Politiker. Die Gladbacher lehnten dies bislang ab. Inzwischen gibt es eine Annäherung.

Foto: M. Reuter

Noch vor einigen Wochen, als eine politische Mehrheit in Viersen mit einer Klage gegen das an der Hindenburgstraße geplante Einkaufscenter "Mönchengladbach Arcaden" kokettierte, schienen alte Spannungen aufzuleben. Doch in der Krise fanden beide Städte zusammen: Inzwischen gibt es einen regen Austausch – zwischen den Verwaltungsspitzen und Politikern aller Couleur. Dass die Fusion der Gladbacher NVV und der Viersener Niederrheinwerke zur NEW so gut funktioniert und beiden Städten erhebliche Vorteile bringt, wirkt sich da ebenfalls positiv aus. Inzwischen sieht es so aus, dass die Politik die regionale Zusammenarbeit gezielt fördert. Zum Beispiel:

Neues Gewerbegebiet Mönchengladbach hat mit der Gemeinde Jüchen das Vorzeige-Gewerbegebiet "Regiopark" geschaffen. Hier siedelten sich Esprit/Fiege und DHL/Primark an. Die Stadt Mönchengladbach hat Interesse, im Norden der Stadt ein neues Gewerbegebiet zu entwickeln, und die Viersener brauchen neue Flächen, weil sich ihr Gewerbegebiet "Mackenstein" langsam füllt. Es ist durchaus möglich, eine Klammer von Dülken-Mackenstein in Richtung Hardt zu bilden – und da ein neues Areal für große Unternehmen anzubieten. Die Autobahnen 61 und 52 mit Zu- und Abfahrten liegen in unmittelbarer Nähe, die Verbindung in die Benelux-Länder und in Richtung Düsseldorf, Köln und Ruhrgebiet ist hervorragend. Gespräche über ein neues Gewerbegebiet laufen.

Regiobahn Viersens Politiker wollen den Schienenverkehr ausbauen und denken da vor allem an die Weiterführung der Regiobahn (S 28) von Kaarst über Viersen in Richtung Venlo. Das sind 14,3 Kilometer, die rund 58 Millionen Euro (Stand: 2010) kosten sollen. Das Gros der Mönchengladbacher Politiker und Verkehrsplaner befürwortete diesen Ausbau nicht, weil es sich davon keinen Vorteil versprach und vor allem die hohen Betriebskosten von rund acht Millionen Euro im Jahr scheute: Selbst wenn Bund, Land und EU die Neubaustrecke finanzieren würden, müssten die Anrainer die jährlichen Kosten finanzieren. Während CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Hans Peter Schlegelmilch als Anhänger der S-28-Verlängerung gilt, blockte insbesondere die Gladbacher SPD ab. Inzwischen signalisierte deren Fraktionschef Lothar Beine gegenüber den Viersenern Gesprächsbereitschaft. Im Gegenzug versprachen diese, sich mehr mit dem EU-Förderprojekt roCK als Alternative zu beschäftigen: Auf dieser geplanten Schienenstrecke von Düsseldorf nach Eindhoven liegen Mönchengladbach und Viersen mittendrin. Für die Gladbacher ist roCK eine Herzensangelegenheit, und sie würden gerne die Viersener davon überzeugen, dass sie von roCK mehr haben als von einer S 28.

Franziskushaus/Helenabrunn Das Franziskushaus an der Viersener Straße wird Großklinikum. Und das zieht in Zukunft viel Verkehr an. Die Viersener ärgern sich darüber, dass viele Autofahrer, die das Krankenhaus anfahren, durch das idyllische Helenabrunn kurven. Dies nicht einmal aus bösem Willen: Navigationsgeräte geben diese Route als Idealstrecke an und führen den nicht ortskundigen Autofahrer von der Autobahn über diesen Schleichweg. Eine Spange zwischen Kaldenkirchener Straße und Viersener Straße würde dieses Problem beheben – darüber würden sich Anwohner des Schürenweg freuen, die in Gladbach viel Lärm abbekommen – ist aber für Mönchengladbach kaum finanzierbar. Auch bei diesem Thema laufen inzwischen Gespräche zwischen beiden Städten, wie das Problem dauerhaft behoben werden kann. Erste Ideen gibt es auch bereits.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort