Kultur in Viersen Ergreifendes Kammerkonzert in der Festhalle

Viersen · Das Gedenken an die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine war der ergreifendste Moment beim Konzert des Notos-Klavierquartetts in der gut besuchten Festhalle.

 Solidarität mit der Ukraine: Die Musikerinnen des Ensembles trugen beim Konzert eine blaue und eine gelbe Bluse.

Solidarität mit der Ukraine: Die Musikerinnen des Ensembles trugen beim Konzert eine blaue und eine gelbe Bluse.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Nicht nur, dass die beiden Musikerinnen des Ensembles blaue beziehungsweise gelbe Blusen trugen – Cellist Philip Graham erklärte auch, dass der ukrainische Komponist Volodymyr Runchak erlaubt habe, sein „Kyrie eleison = Herr, erbarme dich“ - geschrieben für Klavierquartett - vorzutragen. Das sechsminütige, eindringliche Opus führte zu spürbarer Ergriffenheit des Auditoriums, und nach einer Schweigeminute setzten die Musiker ihr Programm mit einem Werk fort, das – wie sie erklärten – stets eine besondere Bedeutung für sie hatte. Es ist das in seiner Grundhaltung lichte und Hoffnung vermittelnde 2. Klavierquartett A- Dur op.26 von Johannes Brahms.

Dankbar registrierten die an Klassik Interessierten, dass endlich wieder ein Kammerkonzert stattfand – und ein so hochkarätiges. Der erstklassige Geiger Sindri Lederer, der seine Primariusfunktion niemals klanglich forcierte und Andrea Burger mit ihrem traumschönen Bratschenton ebenso gelten ließ wie den Cellisten Philip Graham, der seiner Kollegin in nichts nachstand. Dadurch entstand durchgängig eine Klangverschmelzung, wie sie besser nicht hätte sein können. Antonia Köster fügte sich mit pianistischem Feinschliff und traumwandlerischer Sicherheit optimal in das mitreißende Musizieren ein. Diese Charakteristika galten sowohl für den Klaviersatz a-Moll von Gustav Mahler, das - bis auf ein stimmungsvolles Andante – recht ungestüme Klavierquartett d-Moll des 16jährigen William Walton (1902-1983) und vor allem für das großartige Tongemälde von Johannes Brahms. Das „Notos Quartett“, das zu den besten Kammermusikformationen der Gegenwart zählt, musiziert selbstverständlich auf hohem technischen und interpretatorischen Niveau - außergewöhnlich ist aber das nahtlos verschmelzende Miteinander der hoch engagierten Musiker.

Das honorierte auch das Publikum. Zwar störte der unpassende Zwischenapplaus nach jedem Satz beträchtlich, doch der Jubel am Schluss war mehr als verdient.

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