Kammerkonzert in der Tonhalle Mit Esprit und einem Augenzwinkern

Düsseldorf · Im Kammerkonzert der Tonhalle musizierte der Geiger Ray Chen mit Solisten der Berliner Philharmoniker. Das Programm war bunt gemischt und bot einige Raritäten.

 Ray Chen (l.) und Noah Bendix-Balgley in einem Duett.

Ray Chen (l.) und Noah Bendix-Balgley in einem Duett.

Foto: Susanne Diesner/Tonhalle

„Wir wollen einfach Spaß haben!“, sagte Ray Chen in seiner sympathischen Anmoderation auf Englisch beim Kammerkonzert in der Tonhalle. Der 33-jährige taiwanesisch-australische Geiger und Social-Media-Star stand zwar im Mittelpunkt des Interesses, doch bestritt er das Konzert mit „Made in Berlin“, drei Solisten der Berliner Philharmoniker. Technisch konnten der Geiger Noah Bendix-Balgley, der Bratschist Amihai Grosz und der Cellist Stephan Koncz dem Star locker das Wasser reichen. Auch musikalisch spielten sie auf Augenhöhe.

Zu hören war eine fröhliche Mischung von Besetzungen und Komponisten, darunter auch solche, die nicht alle Tage auf dem Zettel stehen. Ein Streichquartettabend ohne Beethoven? Hier war es möglich. Auch Mozart war nur mit einer kurzen Komposition vertreten.

Die „Italienische Serenade“ von Hugo Wolf kam zunächst allzu flüchtig, allzu abgebrüht über den Bühnenrand. Später pendelte sich das Tempo ein. Man spürte, wie viel Spaß die vier Herren an Spezialitäten der Bogenführung hatten, nämlich den sogenannten geworfenen und springenden Bögen. Bei Mozarts Adagio und Fuge c-Moll danach gab das Quartett jedem Themeneinsatz Gewicht.

Es muss aber nicht immer Streichquartett sein. Dass ein Duo für zwei Geigen nicht nur etwas für Schüler ist, zeigten Chen und Bendix-Balgley mit einem dichten, oft vielstimmigen Sonatensatz von Eugène Ysaÿe. Beim Streichtrio von Jean Françaix spielten nur die drei Berliner, glänzend aufeinander abgestimmt. Alle vier Sätze, sogar der langsame, hatten etwas Scherzohaftes. Die Musiker legten eine geradezu übersteigerte Präzision an den Tag, die den französischen Esprit mit einem Augenzwinkern funkeln ließ.

Beim Quartett von Maurice Ravel überließ Ray Chen seinem Kollegen das erste Pult. Der französische Geist fand sich hier in einer stets leicht überhitzten Atmosphäre. „Très rythmé“ steht in der Überschrift des zweiten Satzes. Deren Tongeflecht war flirrend und fahl, energiereich und zart, gar schemenhaft. Eine packende Interpretation.

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