Sternstunde in der Düsseldorfer Tonhalle Auf einer Achterbahn der Gefühle

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Symphoniker begeistern mit Sopranistin Louise Alder und Chefdirigent Adam Fischer. Kurz vor seiner Spanien-Tournee überzeugt das Orchester in der Tonhalle.

 Sopranistin Louise Alder und Chefdirigent Adam Fischer in der Tonhalle.

Sopranistin Louise Alder und Chefdirigent Adam Fischer in der Tonhalle.

Foto: S. Diesner/Susanne Diesner

Die Düsseldorfer Symphoniker haben in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Neben einer beträchtlichen Verjüngung in vielen Schlüsselpositionen des Klangkörpers ist vor allem dessen stilistische Kompetenz gewachsen. Denn nach Jahrzehnten unter Generalmusikdirektoren, die sich vor allem im symphonischen Repertoire der Romantik wohlfühlten, steht dem Orchester mit Adam Fischer seit 2015 ein Chefdirigent vor, der mit seinem Faible für Haydn den Klang kräftig durchgelüftet und die Spieltechnik verschlankt hat.

Kein Wunder also, dass die Düsseldorfer Symphoniker nun häufiger als Tournee-Orchester angefragt werden. Gerade stehen sie in den Startlöchern zu einer Spanien-Tour, die vom 3. bis 9. April nach Barcelona, Madrid und Alicante mit dem Star-Pianisten András Schiff und Werken von Beethoven, Brahms, Bartók und Mahler führt. Für die Einspielung von Mahlers Erster, die auch in Spanien erklingen wird, kassierten Fischer und sein Orchester 2019 den begehrten BBC Music Magazine Award.

Den Beweis ihrer großartigen Form treten die Düsseldorfer nun kurz vor dem Tour-Start mit einem furiosen Abend in der Tonhalle an. Flammende Intensität verbindet das kontrastreiche Programm, das von großem Ernst getragen ist – und der Weltlage angemessen.

Eine Rarität gibt gleich zu Beginn den Ton vor: Joseph Haydns Konzertarie „Berenice, che fai?“ ist eine dramatische Szene, die alle Phasen seelischer Bedrängnis von Angst über Schmerz bis zum Zornesausbruch durchläuft. Die fabelhafte Louise Alder meistert diese Achterbahnfahrt mit geschmeidigem, leicht ansprechendem und selbst in Extrem-Lagen wunderbar gerundetem Sopran, makelloser Diktion und zupackender Dramatik. Fischer ist spürbar inspiriert, die klein besetzten Symphoniker sitzen auf der Stuhlkante, spielen transparent und reagieren clever auf die teils spontan wirkenden Einfälle Fischers.

Ein harter Schnitt von der formal gebändigten Wiener Klassik zur Raserei von Béla Bartóks Konzertsuite „Der wunderbare Mandarin“, die erklärtermaßen die „Hässlichkeit und Widerlichkeit der zivilisierten Welt“ in monströs sich auftürmende Klänge fasst. Fischer behält stets die Übersicht über die pulsierenden Klangfluten, zu bewundern sind delikate Bläsersoli und hohe Präzision.

Versöhnliche Töne dann nach der Pause: Antonín Dvoraks Achte ist eine melodienselige Hymne an das Leben und die böhmische Musik, die Düsseldorfer Symphoniker spielen sie mit schwelgender Verve und Musizierlust. Große Begeisterung, keine Zugabe.

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