Festhalle Viersen Carmen als „Oper légère“

Viersen · Eine Oper als Zwei-Personen-Unternehmen? In der Festhalle Viersen verzauberten die Sopranistin Franziska Dannheim und die Pianistin Jeong-Min Kim das Publikum.

 Jeong-Min Kim (links) und Sopranistin Franziska Dannheim.

Jeong-Min Kim (links) und Sopranistin Franziska Dannheim.

Foto: Antje Prömper/Prömper, Antje (proe)

Carmen – die weltweit meistgespielte aller Opern mit nur einer Sängerin und einer Pianistin? Da werden nicht wenige Opernfreunde zunächst einmal die Nase gerümpft haben. Doch die Sängerin Franziska Dannheim vermochte es, mit ihrer Wandlungsfähigkeit, ihrem Charme und ihrem volumenreichen, intonations- und höhensicheren Sopran das Publikum in der Festhalle zu fesseln. Sie erzählte kurzweilig, mit wissenswerten historischen Details gewürzt und nur selten in überflüssige Witzchen abschweifend, die im Grunde tragische Geschichte der auf ihre Freiheit bedachten Carmen. Diese ist zwar in den von ihr faszinierten Sergeanten Don José, der eigentlich seine Freundin Micaela heiraten soll, verliebt, wendet sich aber bald dem umjubelten Torero Escamillo zu. Für diese Liebe scheut sie selbst den Tod nicht.

Die wichtigsten Arien, Duette und das anspruchsvolle Karten-Terzett stellte Dannheim den applausfreudigen Zuhörern in der französischen Originalsprache vor, wobei die Arie der Micaela und die Blumenarie des Don José besonders beeindruckten, mehr noch als die Sologesänge der Carmen. Das Auftrittslied des Torero – in der deutschen Fassung bekannt als „Auf in den Kampf, Torero“ - wirkte, von einem Sopran gesungen, allerdings ein wenig befremdlich. Doch das Publikum, angetan ob des Bekanntheitsgrades dieses Couplets, klatschte begeistert mit.

Ein solches Unterfangen ist unmöglich, wenn nicht am Flügel eine Pianistin von der Güte Jeong-Min Kims waltet. Die Südkoreanerin brillierte nicht nur spieltechnisch auf dem gerade als Begleitinstrument optimalen Bösendorfer - Flügel – sie übernahm auch bei den Ensembles mit höchster Präzision stets blitzschnell die jeweils fehlenden Stimmen. Stimmungen wusste sie in reichen klanglichen Facetten auszudrücken – das alles schien auch ihr selbst viel Freude zu bereiten. Insgesamt eine großartige Leistung.

Nach gut einer Stunde war alles Wesentliche der Oper von Georges Bizet berichtet – auch das ein Vorzug dieses Formates.

Eine junge Dame meinte am Schluss: „Nun möchte ich unbedingt die ganze Oper sehen.“ Ein schöneres Kompliment konnte sie den Akteuren nicht machen. Übrigens – für März 2023 ist wieder „Oper légère“ geplant. Dann gibt es Mozarts „Zauberflöte“.

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