Ausstellung in Viersen Wie uns Landschaften inspirieren

Die Ausstellung „Leidenschaft Landschaft“ trägt 90 grafische Schätze aus der Sammlung der Stadt zusammen, ergänzt um zeitgenössische Arbeiten.

 Michael Beckers malt kleine Roboter in Werke des 19. Jahrhunderts.

Michael Beckers malt kleine Roboter in Werke des 19. Jahrhunderts.

Foto: Martin Röse

Dass die Landschaft ein eigenes Motiv in der Malerei sein durfte, ist dem Gedankengut der frühen Renaissance zu verdanken. So kann Hanns Lautensack seine „Landschaft mit einem Gehöft im Vordergrund“, ein winziges Blatt von 11x17 cm mit einer Überfülle an Details, 1553 radieren.

 Zuhause: Emil Flecken, „Ohne Titel (Niederrheinische Landschaft)“.

Zuhause: Emil Flecken, „Ohne Titel (Niederrheinische Landschaft)“.

Foto: Martin Röse

Fast 400 Jahre später sieht Landschaft anders aus: Der Düsseldorfer Szücs beginnt seine Leinwände mit einer raschen, dynamischen Farblandschaft, in die er dann die Schwarzweiß-Fotografie einer realen Landschaft einfügt. Schlierenartige Verwischungen liefern nur ein unklares Bild. Der Betrachter muss Stück für Stück seinen Weg in die Welt des Malers suchen.

 In Levente Szücks’ Bild „Augmented Nature“ muss sich der Betrachter seinen Weg in die Welt des Malers suchen.

In Levente Szücks’ Bild „Augmented Nature“ muss sich der Betrachter seinen Weg in die Welt des Malers suchen.

Foto: Martin Röse

Die Sammlung der Stadt Viersen beherbergt eine Fülle an Stadt- und Landschaftsdarstellungen Viersens und der unmittelbaren Umgebung aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Paul Heimen, Emil Flecken, Heinrich Odenthal, Paul Keller gehören zu den Malern, die die Schönheiten des Niederrheins in naturalistischen Bildern festgehalten haben. Der Mönchengladbacher Michael Beckers sammelt Bilder dieser Zeit, allerdings von anonymen Malern. Deren Bildwelt verleugnet er nicht, sondern tritt in einen Dialog mit ihr und fügt ihr collagehaft etwas Neues hinzu: kleine Roboter, die ebenso Kinderspielzeug wie Miniaturtechnikwesen sein können, erobern in heller Farbigkeit und frecher Präsenz eine vergangene Berg- oder Wiesenidylle.

 Paul Kellers Bild „Alter Markt“ hing in einer Gaststätte.

Paul Kellers Bild „Alter Markt“ hing in einer Gaststätte.

Foto: Martin Röse

Kunst zu zitieren ist ein Merkmal zeitgenössischer Kunst. Gesine Kikol tut dies unbekümmert: „Frühstück im Grünen mit Tieren“ nennt sie ihr Gemälde in Anlehnung an das gleichnamige Bild von Edouard Manet, das in seinem Entstehungsjahr 1863 einen wahren Skandal hervorrief, zeigt es doch eine nackte Frau mit bekleideten Männern. Kikol malt gleich mehrere nackte Frauen, die Männer lässt sie weg und ersetzt sie durch Tiere in eindeutigen Positionen.

 Gesine Kikols „Frühstück im Grünen mit Tieren“ erinnert an Manet.

Gesine Kikols „Frühstück im Grünen mit Tieren“ erinnert an Manet.

Foto: Martin Röse

40 Fotografien von August Sander, der den Auftrag für eine Fotoserie über Viersen erhielt, besitzt die Stadt Viersen. Acht davon sind in der Ausstellung zu sehen. Sie zeigen die Natur in der Stadt – in Form der Parks. Hochsitze fotografierte die spanische Künstlerin Paula Anta. Die formal sehr reduzierte Serie nimmt den Blick des Betrachters mit und zeigt die Kanzel sowohl von außen als auch den Blick aus dem Fenster der Kanzel auf die Landschaft. Insgesamt 130 Werke gilt es in der gut präsentierten Ausstellung zu entdecken. Unter ihnen Arbeiten von Gerhard Richter, Canaletto, Caspar David Friedrich, Christo, Henry Moore, Emil Nolde, Claude Lorrain und Piranesi.

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